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Wochenmarkt kommt gut an

Über Wirtschaftsflaute und Arbeitslosigkeit wird zwar allerorten geklagt. Rund um den Platz der Völkerfreundschaft im Gesundbrunnen ist davon aber wenig zu spüren. Das Einkaufszentrum zieht täglich Tausende Kunden an, der Wochenmarkt ist zur festen Größe im Wohngebiet geworden.

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Von Heiko Engel

„Bis Mittag ist Ballett“, sagt Sabine Kiefer von der Uhsmannsdorfer Backstube. Immer freitags kommt die Verkäuferin mit ihrem Wagen zum Wochenmarkt auf dem Platz der Völkerfreundschaft. Ab Neun hat sie alle Hände voll zu tun, genauso wie ihre Kolleginnen vom Blumen- und Obstverkauf. Seit einem Jahr ist die Hochkircherin Gabriele Gallasch mit ihrem Früchtestand auf dem Wochenmarkt präsent. „Das ist eine gute Stelle, und die Kundschaft ist nett.“ Agnes Batschko sieht auch gar keinen Grund, unzufrieden zu sein. Sie wohnt seit 1990 im Gesundbrunnen und hat bisher noch keinen Tag bereut. „Die Einkaufsmöglichkeiten sind gut, ich fühle mich wohl.“

Über einen stabilen Kundenkreis freuen sich nicht nur die Wochenmarkt-Händlerinnen. Im Kaufland-Einkaufszentrum hat Gabriele Sommer bei „Fotopoint“ vom Fernseher bis zur Kamera alle möglichen Geräte im Angebot. „Die Kundenzahl hat nicht abgenommen. Im Gegenteil. Sie ist sogar leicht angestiegen.“ Nicht nur Gesundbrunnen-Bewohner strömen nach Angaben von Kaufland-Sprecherin Andrea Kübler ins Einkaufszentrum. Viele fahren aus umliegenden Gemeinden und dem Oberland in das Neubaugebiet. Zum Jammern sieht der Supermarkt-Multi in Bautzen deshalb keinen Grund: „Wir sind zufrieden, die Umsätze entsprechen den Erwartungen“, so Kübler.

Dass aber auch viele Menschen ihr Geld nicht mit vollen Händen ausgeben wollen, erleben die Blumenverkäuferin Christine Willmuth und Elke Milde im Küchenstudio Augst. Willmuth verkauft in der Kaufland-Passage neben „Fotopoint“ Blumen, Milde am Gesundbrunnenring wenige hundert Meter entfernt Küchen und Elektrogeräte.

Die Filiale der Bautzener Zierpflanzen GmbH eröffnete 1994 zu-sammen mit dem Einkaufszentrum. „Kunden, die wirklich Geld ausgeben, werden immer weniger“, berichtet Christine Willmuth. Zumeist seien es „kleine Sachen“, die über den Ladentisch gehen. Dass gerade bei einem bunten Blumenstrauß gespart wird, führt sie auf die hohe Arbeitslosigkeit zurück. „In vielen Familien fehlt deshalb das Geld.“

Im Küchenstudio Augst begann der Küchen-Absatz 1999 einzubrechen. Vier Jahre später blieb nur noch der Räumungsverkauf. Jahrelang hatten Küchen die Kasse klingeln lassen, heute interessieren sich Kunden vor allem noch für „weiße Ware“ wie Kühlschränke oder Waschmaschinen. „Jeder kauft nur noch das Notwendigste“, sagt Milde. Außerdem saugten Großmärkte Kunden ab. Sie böten Konditionen, mit den Einzelhändler oft nicht mithalten könnten.

Das dass Geld für eine Tasse Kaffee oder ein Mittagessen aber offenbar immer noch reicht, beschert der Bautzener Wohnungsbaugesellschaft (BWB) einen weiteren Mieter für ihr neues Haus an der Otto-Nagel-Straße. Dort zieht im Herbst nicht nur die Bautzener Filiale der Firma Techem ein, sondern auch eine Gaststätte. Das Gebäude wird planmäßig fertig, versichert BWB-Geschäftsführerin Regine Rohark. „Wir liegen in der Zeit.“

Mit der Gaststätte treffe die BWB die Bedürfnisse der Gesundbrunnen-Bewohner, sagt Diethold Tietz, Vorsitzender des Gesundbrunnen-Vereins. „Die Leute wünschen sich, dass Gastronomie stattfindet.“