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Wohin geht Ullersdorf?

Ein Dresdner Stadtratskandidat hat Ideen für die Zukunft des Radeberger Ortsteils. Und sorgt damit für Verwunderung.

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Von Jens Fritzsche

Der Hochglanz-Flyer sorgt für Aufregung. In etlichen Briefkästen des Radeberger Ortsteils Ullersdorf ist er in den vergangenen Tagen gelandet – und auf einem Foto ist das Ortseingangsschild Ullersdorfs mit der Aufschrift Landeshauptstadt Dresden zu sehen. Ullersdorf als Stadtteil Dresdens? Darüber nachzudenken lohnt sich, findet jedenfalls Joachim Brockpähler. Er wohnt im benachbarten Schönfeld-Weißig, ist dort Ortschaftsrat und kandidiert jetzt auf der Liste „Bündnis Freie Bürger“ für Dresdens Stadtrat. Dieses Bündnis tourt in den nächsten Wochen mit zahlreichen Diskussions-Abenden durch Dresdens Osten – und lädt kommenden Mittwoch auch in Ullersdorf ein. Ab 19 Uhr soll dann in der Schmiedeschänke über das Thema Eingemeindung Ullersdorfs nach Dresden oder eine engere Kooperation mit der Landeshauptstadt diskutiert werden.

Liegt die Zukunft Ullersdorfs ein wenig im Nebel? Eine Initiative Dresdner Stadtratskandidaten will jedenfalls über eine Eingemeindung nach Dresden reden. Foto: Willem Darrelmann
Liegt die Zukunft Ullersdorfs ein wenig im Nebel? Eine Initiative Dresdner Stadtratskandidaten will jedenfalls über eine Eingemeindung nach Dresden reden. Foto: Willem Darrelmann

Es gebe jedenfalls zahlreiche gemeinsame Ärgernisse und Verknüpfungen zwischen Ullersdorf und Dresdens östlichem Stadtrand, findet Brockpähler. „Wir leiden gemeinsam unter der Dauerproblematik Ullersdorfer Platz, wir kaufen gemeinsam im Einkaufszentrum Weißig ein und die Stadt-Umland-Kooperation lässt – gelinde gesagt – zu wünschen übrig“, beschreibt er. Darüber solle mal gesprochen werden, verdeutlicht Joachim Brockpähler, der die Veranstaltung moderieren wird. Dann wird auch eine weitere Idee des Bündnisses zur Sprache kommen: die Verlängerung der Straßenbahnlinie 11 nicht nur bis Weißig, sondern über Ullersdorf bis nach Radeberg.

Thesen und Vorschläge, mit denen die Organisatoren nicht überall auf Begeisterung stoßen. Ullersdorfs Ortsvorsteher Frank-Peter Wieth (CDU) wundert sich jedenfalls: „Herr Brockpähler ist kein Einwohner von Ullersdorf, kann hier also auch nicht gewählt werden, ich verstehe nicht so richtig, was eine solche Wahlkampfveranstaltung bei uns soll…“ Die Ullersdorfer haben im Moment ganz andere Sorgen, findet Wieth. „Wir reden gerade mit dem Radeberger Rathaus über eine Turnhalle an der Grundschule und ein Ortszentrum, das sind im Moment unsere Themen – nicht etwa eine Eingemeindung nach Dresden“, so Wieth. Und Radebergs OB Gerhard Lemm (SPD) hält das Ganze schlicht für einen „Wahlkampf-Gag“ , wie er sagt. „Ich kenne ja zum Beispiel die Straßenbahnidee schon seit Jahrzehnten, immer kurz vor Wahlen wird sie wieder aufgewärmt –  als ich übrigens das letzte Mal davon in der Zeitung las, war das vor einigen Jahren in der SZ, als Aprilscherz …“, kommentiert der OB launig. Eine Eingemeindung Ullersdorfs nach Dresden sei jedenfalls im Moment gar nicht machbar, „da müsste nämlich der Gesetzgeber zustimmen, da sehe ich derzeit wenig Interesse!“ Zudem ist er überzeugt, dass auch die Ullersdorfer wenig Interesse an einem Gang nach Dresden hätten. „Denn dann wäre die Grundschule in Ullersdorf wohl in jedem Fall dicht“, blickt der OB auf die nahen Schulen der Landeshauptstadt. Und mit Blick auf das Thema bessere Kooperation mit Dresden, „kann ich mich nur wundern“, sagt Lemm. „Da brauchen wir keinen Stadtratskandidaten aus Dresden, der uns darauf aufmerksam macht – das haben wir in den vergangenen Jahren immer wieder selbst versucht, sind aber am Dresdner Rathaus gescheitert!“ Dresdens OB Helma Orosz (CDU) scheine da andere Prioritäten zu setzen, was die Zusammenarbeit mit dem Umland betrifft, findet Lemm. „Da war ihr Amtsvorgänger Roßberg anders“, fügt er an.

Die Diskussionsveranstaltung „Eingemeindung jetzt?“ des Bündnisses Freie Bürger findet am 2. April, 19 Uhr in der Schmiedeschänke Ullersdorf statt.