Von Kay Haufe
Lange hat Architekt Erik Ressel nach der passenden Nutzung für den denkmalgeschützten Ballsaal im ehemaligen Gasthof „Königs Weinberg“ gesucht. Ein Restaurant und Ateliers waren im Gespräch. Inzwischen ist er sich mit seiner Familie einig, dort selbst einzuziehen. „Das wird zweifellos ein Abenteuer“, sagt der 35-Jährige. Denn der 200 Quadratmeter große Saal mit beeindruckender Stuckdecke soll auf Wunsch des Denkmalschutzes im Ganzen erlebbar bleiben. „Aber als Familie mit Kind wünscht man sich schon gewisse Rückzugsmöglichkeiten. Also haben wir uns für den fünf Meter hohen Raum etwas Besonderes einfallen lassen“, sagt Ressel.
Kuben mit Galerieebene
Mithilfe von zwei Kuben will der Architekt den großen Raum neu gestalten. Die Küche und Abstellmöglichkeiten sollen darin Platz finden. Beide bekommen Treppen und einen Verbindungssteg, damit der zusätzliche Platz auf der Galerieebene der 2,40 Meter hohen „Wohnwürfel“ nutzbar ist. „Außerdem habe ich die Schlafzimmer für uns und unsere Tochter an einer der Stirnseiten in zwei kleinen Kuben abgeteilt, die Licht und Luft über die Fenster erhalten“, sagt Ressel.
Auch für die anderen beiden Stockwerke sind die Planungen abgeschlossen. Eine große Familie interessiert sich für das Dachgeschoss, das zu einer 176-Quadratmeter-Wohnung ausgebaut wird. „Von hier hat man einen fantastischen Elbblick“, sagt Ressel. Es erhält zusätzlich einen Balkon an der nördlichen Fassade. Auf der Ballsaal-Etage wird dieser teilweise als Wintergarten verglast. In eines der beiden Büros im Erdgeschoss zieht Ressel mit seinem Architekturbüro selbst ein. „Für das andere, das zwischen 75 und 110 Quadratmetern groß werden kann, suche ich noch einen Mieter“, sagt er.
Mitte Oktober, so rechnet Erik Ressel, wird die Baugenehmigung von der Stadt erteilt. Dann sollen die Arbeiten an der Fassade beginnen. „Wir lassen komplett neue Fenster einsetzen. Das Dach wird teilweise erneuert und bekommt zwei neue Gaupen“, erklärt der Architekt. Außerdem werden die Sandsteinteile gesäubert und der Fassadenputz repariert. „Zur Farbgebung läuft noch die Abstimmung mit dem Denkmalschutz“, sagt Ressel. Es werde auf jeden Fall ein zurückhaltender Ton sein. Im Juli, so hofft der Architekt, könnte das Haus bezugsfertig sein.
„Königs Gasthof“ wurde erstmals 1561 erwähnt und gehörte einst zum Rittergut Wachwitz-Niederpoyritz. Der Ballsaal mit 300 Plätzen und kleiner Bühne wurde im 19.Jahrhundert auf das Erdgeschoss gesetzt. Der Arzt, dem das Gebäude zuletzt gehörte, wollte hier eine private Schönheitsklinik einrichten. Er gab seine Pläne allerdings wieder auf. Im Herbst kaufte ein Dresdner das Gebäude für 200.000 Euro. Von ihm erhielt Stefan Ressel den Auftrag zur Sanierung und Neubelebung.