Von Maik Brückner
Glashütte. Das hat selbst Insider überrascht. Es hat nicht einmal zwei Monate gedauert, bis die katholische Pfarrei Osterzgebirge einen Käufer für ihr einstiges Glashütter Gotteshaus gefunden hat. Dabei handelt es sich um ein bekanntes Unternehmen: den Uhrenhersteller Nomos Glashütte.

Der Kirchenrat hat dem Verkauf bereits zugestimmt, sagt Pfarrer Gerald Kluge. Nun muss noch der Notarvertrag unterzeichnet werden. Das bestätigt Nomos-Geschäftsführer Uwe Ahrendt. Er war es auch, der sich den Gebäudekomplex vor dem Kauf angeschaut hat. Denn neben der inzwischen entweihten Kirche gehört das bisherige Pfarrhaus dazu. Uwe Ahrendt war beeindruckt von der Immobilie, die er schon seit frühester Kindheit kennt. Schließlich ist er in Glashütte aufgewachsen. Allerdings war er nur ein-, zweimal vorher drin. „Ich bin weder katholisch noch evangelisch“, erklärt er. Als er sich das Gebäude nun mit den Augen des potenziellen Käufers anschaute, hat ihn ein Detail besonders beeindruckt: der frühere Kirchenraum. „Das ist ein großer, heller Raum“, sagt er. Er hat schon erste Ideen, wie seine Firma diesen mal später nutzen möchte. Verraten möchte er diese aber noch nicht.
Eines schließt er aus. Hier werden keine Dreh- und Fräsmaschinen reingestellt. Die stehen bereits in der neuen Produktionsstätte in Schlottwitz, die Nomos Glashütte erst vor wenigen Monaten in Betrieb genommen hat. Auf die Frage, ob hier Kunstausstellungen stattfinden könnten, lächelt er nur und sagt: „Das ist eine interessante Idee.“ Für das benachbarte Pfarrhaus indes hat Uwe Ahrendt schon klare Vorstellungen. Hier sollen wieder Wohnungen entstehen. Offen lässt der Firmenchef, wann die Bauarbeiten beginnen könnten. Erst müssen die Formalien geregelt werden. Der Sanierungsaufwand ist aus seiner Sicht überschaubar. Das Dach des einstigen Kirchenraumes ist neu gedeckt worden, im früheren Pfarrhaus wurde mit der Sanierung begonnen. Dass es damit nicht weiterging, hing mit der Situation der Glashütter Pfarrgemeinde zusammen. Die ist im Laufe der Jahre immer kleiner geworden.
Immer weniger Gläubige
Weil auch die Nachbargemeinden schrumpften, wurden sie zusammengelegt. Inzwischen gibt es für das Osterzgebirge nur noch eine Pfarrei und einen Pfarrer. Und das ist Gerald Kluge. Er betreut die hier lebenden Katholiken von Dippoldiswalde aus. Ein Kraftakt. Aber auch für die früher selbstständigen Gemeinden ist es nicht leichter geworden, die Immobilien zu bewirtschaften. Deshalb trennte sich die Pfarrei nicht nur von der Kirche in Glashütte. Bereits im April 2016 gab sie das Geisinger Pfarrhaus und die dortige Kapelle auf. Die Glashütter Katholiken taten sich sehr schwer, sich von ihrer Kirche zu trennen. Schließlich gibt es unter ihnen noch einige, die am Bau mitgearbeitet haben oder sich zumindest gut an die beschwerlichen Arbeiten erinnern können. Andere wiederum verbinden mit ihr wichtige kirchliche Feste. Doch aufgrund der Mitgliederzahlen und der Lage – die Kirche steht an einem sehr steilen Hang und ist für ältere Mitglieder nur schwer erreichbar – sprach sich auch die Bistumsleitung in Dresden dafür aus, sich von der Immobile zu trennen. Dass Nomos Glashütte sie nun kauft, dürfte einige trösten. Schließlich verhindert das Unternehmen so, dass es einen längeren Leerstand gibt, der letztlich auch zu einem Abriss führen könnte. Bürgermeister Markus Dreßler (CDU) ist zuversichtlich, dass Nomos Glashütte – wie bei allen anderen Projekten – eine gute Lösung finden wird. Allerdings werden diese auch herausfordernd sein. Denn das Objekt steht an einem steilen Hang. „Auch hat man vor einer ehemaligen Kirche sicher einen besonderen Respekt.“ Aus städteplanerischer Sicht wäre es schön, wenn das benachbarte leerstehende Haus, das von den Glashüttern Wolkenkratzer genannt wird, in die Überlegungen miteinbezogen werden könnte. Das würde die Erschließung vereinfachen. „Eine sicher mutige Idee könnte es sein, dort eine Gaststätte und kleine Pension zu etablieren. Das wird aber sicher ein Traum bleiben“, sagt Dreßler.