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Wohnungsnot in Klotzsche

Der Stadtteil ist toll. Darin sind sich junge Familien einig. Doch wer hier eine große Wohnung sucht oder Bauland, hat es schwer.

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Von Iris Hellmann

Zu teuer, zu klein, zu wenig Zimmer. „Eine passende Wohnung ist in Klotzsche einfach nicht zu finden“, sagt Claudia Schulze. Die 40-Jährige lebt seit ihrer Kindheit hier und würde auch gern mit ihren zwei Töchtern, 13 und 15 Jahre alt, ihrem Sohn Adrian (sechs Monate) und ihrem Lebensgefährten hier bleiben. Momentan wohnen die fünf in einer Vierraumwohnung am Sagarder Weg.

„Für die Wohnung haben wir über ein Jahr lang auf einer Warteliste gestanden“, erzählt sie. „Die Fläche wäre ausreichend, aber uns fehlt das fünfte Zimmer“, sagt die dreifache Mutter. Die Töchter seien in dem Alter, in dem sie gern jede ein Zimmer für sich hätten. Aber die Suche ist seit mehreren Monaten erfolglos. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwierig ist. Bei der Wohnungssuche im Internet kommen für Klotzsche null Ergebnisse. Oder Wohnungen im Villenviertel, und die sind für uns unbezahlbar“, sagt Claudia Schulze. „Wenn sich nicht bald etwas findet, müssen wir in einen anderen Stadtteil ausweichen.“

Auf der Suche nach einer passenden Wohnung ist auch die Familie von Solveig Buder. Auch sie will mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen gern in Klotzsche bleiben. „Mein Mann arbeitet in Görlitz, da ist Klotzsche sehr günstig gelegen.“ Aber eine Vierzimmerwohnung für maximal 1000 Euro Miete sei nicht zu bekommen. „Wir haben vorher in Striesen gewohnt, da war der Wohnungsmangel nicht so auffällig“, sagt sie. Hier in Klotzsche hingegen sehe man viele Aushänge: Junge Familie sucht Wohnung oder Bauland.

Such-Aushänge im Stadtteil

So einen Zettel hat auch Jan Krauß ausgehangen. Schon vor Monaten. Er und seine Freundin Christina Skade suchen für sich und die beiden Kinder eine Wohnung oder ein Haus ab 100 Quadratmeter Wohnfläche. Gemeldet hat sich ein Hausverkäufer. „Doch der hat sich dann für einen anderen Käufer entschieden, der wohl mehr Geld bot“, erzählt Christina Skade. Die junge Familie sucht nun weiter.

Ihren Aushang las auch die Klotzscher Ortsbeirätin Silvana Wendt (CDU). Sie sprach das Thema im Ortsbeirat an. Daraufhin stellten Mitarbeiter des Stadtplanungsamtes die derzeitigen Bauprojekte im Dresdner Norden vor (SZ berichtete). Fazit: Derzeit sind zwar Planungen für bis zu 300 neue Eigenheime im Gang, aber die Fertigstellungstermine der Projekte sind unklar. Probleme gibt es unter anderem mit Nachbarn, Investorenwechseln und hohen Erschließungskosten. Was sind die Alternativen? Die Sächsische Wohnungsgenossenschaft Dresden (SWGD) vermietet nach eigenen Angaben 420 Vier-Raumwohnungen in Klotzsche. „Davon sind derzeit 16 verfügbar“, sagt SWGD-Pressesprecherin Katrin Papke. Fünfraumwohnungen gebe es hingegen nur drei, die seien derzeit belegt. Allerdings soll das Wohngebiet Selliner Straße/Göhrener Weg ab 2014 umgebaut werden. Dann werden einige Fünf-raumwohnungen hinzukommen, so Papke.

Doch eine Genossenschaftswohnung ist nicht jedermanns Sache. Wer lieber ein Haus bauen möchte, muss weiter Geduld haben bei der Suche nach dem passenden Grundstück. Vielleicht könnte sich daran schon bald etwas ändern. Die CDU-Fraktion will im Stadtrat einen Antrag stellen, dass im Dresdner Norden zusätzliches Bauland ausgewiesen wird. Sonst müsse zunehmend damit gerechnet werden, dass bauwillige Familien ins Umland, zum Beispiel nach Reichenberg, Medingen oder Ottendorf-Okrilla abwandern, so CDU-Ortsverbandschef und Landtagsmitglied Christian Hartmann.