Von Wolf Dieter Liebschner
Vielleicht hat Nick Damme diesen Betriebsbesuch gar nicht mehr gebraucht. Der Neuntklässler von der Mittelschule Kötitz ist ziemlich sicher, dass er sich beim Coswiger Sondermaschinen- und Anlagenbauer Industrie-Partner GmbH (IP) nach Abschluss der 10. Klasse im kommenden Jahr um einen Ausbildungsplatz als Mechatroniker bewerben wird.
Gestern ist Nick mit neun weiteren jungen Leuten aus seiner Schule bei IP zu Gast. Das Unternehmen öffnet gemeinsam mit zahlreichen anderen Firmen aus der Region wie auch sachsenweit seine Tore zur „Woche der offenen Unternehmen“. Diese fünf Tage sollen den Schülern die Möglichkeit geben, Berufe und Berufsalltag vor Ort kennenzulernen. Bei IP werden die Ausbildungsberufe Mechatroniker und Industriemechaniker vorgestellt.
IP-Geschäftsführer Ralf Hock hat sich die Zeit genommen, um vor einem ausführlichen Betriebsrundgang das Unternehmen vorzustellen, zu erklären was hier produziert und wie es verwendet wird. „Ich habe es schon immer für wichtig gehalten, dass sich Unternehmen vor jungen Leuten präsentieren können“, sagt er. „Wenn ich mich an meine Jugendzeit erinnere, habe ich wenig von der Arbeitswelt gewusst.“ Die „Woche der offenen Unternehmen“ sei eine gute Chance, einen Betrieb besser kennenzulernen. Sie könne Interesse wecken, aber die Jugendlichen auch vor Fehlentscheidungen bewahren.
Jens Grafe führt die Schüler durch die Abteilungen. Das ist kein Neuland für den Fertigungsleiter Elektrotechnik. Er macht das schon seit mehreren Jahren, hat auch bereits manchen Lehrling ausgebildet. In der Fertigung steht ein Prüfstand für ein Kraftfahrzeug-Bremsprobegerät. Er bietet ein verwirrendes Bild aus Drähten, Schaltungen und Schläuchen. Ebenso ein Prüfstand für ein Bremsregelventil. „Das zusammenzubauen ist schon die Hohe Schule“, sagt der Geschäftsführer. Drei Monate hat Wolfgang Vogt in der Elektromontage daran gearbeitet. Demnächst wird das Gerät an die Deutsche Bahn ausgeliefert.
IP fertigt zwar auch kleine Serien, doch viele der Anlagen entstehen speziell nach den Wünschen der Kunden. Die finden sich in ganz Europa und Amerika. Im Konstruktionsbüro sitzen Mario Böhme und Falko Hahnewald. Am Computer entstehen die Anlagen virtuell. Die beiden jungen Männer arbeiten mit dreidimensionalen Modellen. Im Messraum ist ein Roboter zu bestaunen, der einzelne Teile prüft. „Unsere Kunden brauchen Lieferungen, die auf den Tausendstel Millimeter genau sind“, erklärt Jens Grafe.
Als Geschäftsführer Hock noch erklärt, wie er sich eine Bewerbung wünscht, lächelt der Neuntklässler Nick. „Cool, da weiß ich gleich, was ich zu machen habe.“ Seine Bewerbung bei IP scheint sicher. Er hat hier schon in den Ferien gearbeitet, wird es nach Ostern wieder tun. „Das ist in Ordnung“, sagt Jens Grafe. „Da lernen wir ihn gleich richtig kennen.“ Nick wird in die Produktion „‘reinschnuppern“. Jens Grafe kündigt „leichte Montagearbeiten“ an. „Das ist schon eine ernsthafte Geschichte. Kein Larifari.“