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Zabeltitzer holt kapitalen Wels aus der Röder

Seit 18 Jahren angelt André Käbisch. Doch so einen Fang wie jetzt hat er noch nie gemacht – und das nachts!

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Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Zum Aalfischen war André Käbisch an die Große Röder nach Bauda gefahren. Kleine Tauwürmer hatte er dafür mitgenommen. Und er war allein. „Wir hatten schönes Wetter, da bin ich gern nachts angeln“, sagt der 28-Jährige. Er liebt dieses Hobby, seit er zehn Jahre ist. Mittlerweile gehört er zum Anglerverein und ordnet seinem Hobby alles unter.

So saß er also an der Röder, während andere sich beim Zabeltitzer Frühlingsfeuer vergnügten. Plötzlich hatte er den Wels an der Angel. „Er war so schwer, dass ich anfangs dachte, es sei ein Biber“, blickt der Zabeltitzer zurück. Denn trotz einer kleinen Lampe konnte er nicht viel erkennen. Um ihn herum war alles dunkel, und das machte die Sache schwierig. Erst nach einer halben Stunde tauchte der Wels auf.

70 Minuten Kampf

Nun wusste der geübte Angler, was die Uhr geschlagen hat. André Käbisch musste alle Künste aufbieten, um den Fisch an Land zu bekommen. „Immer wieder musste ich Schnur geben, bis zu 50 Meter lang“, sagt der Angler. Denn natürlich leistete das Tier erheblichen Widerstand. Und war schwer! Noch jetzt tun ihm alle Muskeln weh. 70 Minuten hätte der „Kampf“ gedauert, bei dem ihm niemand helfen konnte. Doch dann endlich hatte er ihn aufs Auto geladen und konnte glücklich nach Hause fahren.

Als er seine Eltern in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett holte, dachten die schon, es wäre etwas passiert. „Eigentlich wollte André erst am Vormittag zurück sein“, so seine Mutter Birgit Käbisch. Als sie den Wels sah, traute sie ihren Augen kaum. „Ich sagte noch: Du hast wohl einen weißen Hai gefangen“, schmunzelt die Mutter. Und als der Fisch gemessen und gewogen war, wurde klar, dass er alles übertrifft, was André jemals an der Angel hatte. Stolze 18 Kilo schwer und fast anderthalb Meter lang – das fängt man nicht alle Tage. Noch in der Nacht wurde das Tier ausgenommen und bekam einen Platz in der Badewanne. Mit frischem Wasser und Kühl-Akkus wurde er bis zum Morgen versorgt.

Dann kam Ralf Woitaß vom örtlichen Fischgroß- und Einzelhandel und nahm den Wels zum Zerlegen mit. „Natürlich haben wir vorher viele, viele Fotos gemacht“, so André Käbisch. Die Nachricht von seinem kapitalen nächtlichen Fang machte in Zabeltitz schnell die Runde. So war dann „Tag der offenen Tür“, wie Mutter Birgit berichtet. Viele Freunde und Anglerkollegen kamen, um den Fang zu bewundern. Auch der Vorstand vom Anglerverein Zabeltitz-Treugeböhla beglückwünscht André zum Fang. Etliche Kästen Bier seien an dem Tag geleert worden. Man erzählte sich, was bisher schon geangelt wurde: ein 90 Zentimeter langer Hecht. Oder ein Aal mit einem Meter Länge. Doch nichts kommt an den 1,34-Meter-Wels vom Sonnabend heran.

Den Kopf als Trophäe präparieren

In handliche Stückchen zerlegt, lagert der Wels nun im Gefrierschrank in André Käbischs Anglerraum. Ein paar Stücke werden auch zum Räuchern gegeben. Den Kopf aber, den will sich der Zabeltitzer präparieren lassen: als Trophäe.

Denn sein Vereinschef Henry Seidel kann bestätigen, dass solche großen Welse selten in der Röder gefangen werden. Denn da braucht man schon entsprechende Ausrüstung und Kondition dazu. Das Tier, das nachtaktiv ist und dabei am besten in der Dunkelheit anbeißt, sei ein Grundfisch, heißt es: Er versteckt sich meist in den tiefen Stellen der Flüsse.

Doch weil sie so groß sind, haben Welse in Binnengewässern auch keine natürlichen Feinde. „Sie vermehren sich stark und nehmen dabei überhand“, sagt Wolfgang Förster vom Großenhainer Anglerverein Röderaue. Seiner Meinung nach seien Welse in der Röder deshalb gar nicht so selten. Deshalb wurde auch die Mindestgröße, die Angler beachten mussten, aufgehoben. Selbst im Zschauitzer Steinbruch gäbe es Welse. Allerdings nicht unbedingt so groß.

Der letzte bekannte Fang eines kapitalen Welses liegt in der Region sieben Jahre zurück. 2007 versteigerte die Teichwirtschaft Schönfeld einen 1,50 Meter langen und circa 25 Kilogramm schweren Wels zugunsten von Kindereinrichtungen.