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„Zahlt Ertel nicht, wird gepfändet!“

Neue Runde im Erbstreit um das Hotel „Spanischer Hof“: Stadt Gröditz droht mit Pfändung. Hotelchef Jens Ertel will offensichtlich einlenken. „Ich wünsche mir nichts Sehnlicheres, als dass dieser Knatsch...

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Von Kathrin Schade

Neue Runde im Erbstreit um das Hotel „Spanischer Hof“: Stadt Gröditz droht mit Pfändung. Hotelchef Jens Ertel will offensichtlich einlenken.

„Ich wünsche mir nichts Sehnlicheres, als dass dieser Knatsch endlich ein Ende hat“, sagte Bürgermeister Andreas Bölke gestern der SZ. Mit „Knatsch“ meint der Gröditzer Verwaltungschef das Szenario des Erbstreites um den „Spanischen Hof“.

Knapp zwei Jahre übte sich die Stadt in Geduld. Doch für den Eigenbetrieb Sport- und Schwimmhalle wird es eng. Wie einen Haushalt aufstellen, wenn der vorgesehene Löwenanteil über Jahre ausbleibt? Die Stadt zog vor Gericht, klagte ihre Ansprüche ein und bekam Recht. Allerdings fließt auch jetzt noch kein Geld. „Weil ich nur zahlen muss, wenn ich das Vermächtnis annehme. Und diese Entscheidung habe ich noch nicht getroffen“, so Hotelchef Jens Ertel.

„Eben diese Verzögerungstaktik finde ich so unverschämt“, sagte Bürgermeister Bölke aufgebracht. „Ganz zu schweigen davon, dass Herr Ertel Tatsachen verdreht. Beispielsweise, dass die Zahlungen gar nicht vom Gewinn und Umsatz abhängig sind, sondern das Geld den Wert der Immobilie und des Grundstückes widerspiegelt.“ Aus seiner Sicht habe sich die Stadt stets großzügig und fair verhalten, ergänzt Rechtsanwalt Leonhard Baur. Als Beispiele nennt er die eingeforderte eine Jahresrate statt der fälligen zwei sowie die Zugeständnisse, bei einem Bieterverfahren den Hotelier über die Angebote zu informieren und ihm die Chance einzuräumen, als Letzter bieten zu können.

„Ist das Fairness, wenn man mir nicht gestattet, vor dem Stadtrat zu sprechen, und meine Briefe mit Lösungsvorschlägen an den Bürgermeister unbeantwortet bleiben?“ fragt Jens Ertel Kopf schüttelnd.

Es sei in der Tat so, dass er auf die Schreiben nicht reagiert habe, gibt Bölke ohne Umschweife zu. Zum einen seien die Verhandlungen Sache der Anwälte, und zum anderen begründet er es damit: Im Stadtrat sei man mehrheitlich der Meinung gewesen, dass Herr Ertel statt zu jammern lieber zahlen solle. Zum Reden habe er schließlich zwei Jahre Zeit gehabt. „In der Zeit zwischen dem 5. September und der Urteilsverkündung am 8. November bestand die Chance einer gütlichen Einigung. Dass diese nicht erzielt wurde, lag einzig und allein an den unakzeptablen Bedingungen der Gegenseite“, so Bölke.

Auch hierfür hat die Stadt ein Beispiel parat. So wolle sich nämlich Ertel seinen ungewollten Rückzug mit 150 000 Euro versüßen. Sofort wäre der Hotelier bereit, das Vermächtnis auszuschlagen. Was für eine Unverfrorenheit! Mit uns nicht! lautet dazu der Kommentar aus dem Rathaus. Jens Ertel sieht das allerdings anders: „Wenn ich schon den ,Spanischen Hof‘ verliere, dann sollte diese Summe so etwas wie eine Entschädigung für mich sein.“

Auch der 35-Jährige zeigt sich genervt von all dem Hickhack. „Mir bleibt gar nichts anderes übrig, als das Vermächtnis auszuschlagen“, sagt Ertel und betont: „Aber nicht ohne zu wissen, was auf mich draufzukommt. Schmeißt mich die Stadt gleich aus dem Hotel? Sitze ich am nächsten Tag mit meiner Familie auf der Straße? Oder darf ich weiter das Hotel leiten?“ Darauf habe ihm der Bürgermeister bis heute noch keine Antwort gegeben.

Der Gröditzer Verwaltungschef hat offensichtlich das Hin- und Hergeschiebe des schwarzen Peters satt. Für ihn steht fest: „Wenn Herr Ertel sich nicht schnellstens entscheidet, wird gepfändet!“