Von Eric Weser
In den letzten Monaten verging kaum eine Sitzung der Hirschsteiner Gemeinderäte, ohne dass das Thema Feldwege zur Sprache kam. Fast jedes Mal entbrannte ein Streit, wie die Nutzung und Instandhaltung der gemeindlichen Wege anzugehen sei. Einen Konsens dazu gibt es allerdings bis heute nicht. Warum?
Stein des Anstoßes ist, dass Landwirte aus Hirschstein und Nachbargemeinden die Pfade mit ihren schweren Maschinen befahren. Das birgt die Gefahr, dass die Feldwege kaputtgehen. Und auch die Obstbäume am Wegesrand werden durch die großen Agrarmaschinen strapaziert. Einige Landwirte versprechen, gemeindliche Wege und Bäume in Ordnung halten zu wollen. Da die Gemeinde knapp bei Kasse ist, kommt das Angebot gerade recht. Denn die Bauern bieten an, die Unterhaltung auf eigene Kosten übernehmen. Kein schlechter Handel könnte man meinen.
Doch bei einigen Bürgern herrscht Skepsis, wie zuverlässig die Versprechen der Landwirte sind – zumal diese bis jetzt nur mündlich erfolgten. So auch bei den Gemeinderäten Thomas Neubert und Thomas Fischer (beide BIDA). Die zahlreichen, mit Obstbäumen gesäumten Feldwege betrachten sie als prägend für ihre Gemeinde. „Noch haben wir ein interessantes Feldwegenetz“, sagt Fischer. Und deutet damit auch die Frage an: „Wie lange noch?“
Für Thomas Neubert ist es legitim, dass die Bauern die Wege nutzen, um auf ihre Felder zu kommen. Etwa zur Aussaat und zur Ernte. Doch einige Pfade würden weitaus häufiger befahren, sagt er. Zwischen den Biogasanlagen in Bahra und Naundorf (Gemeinde Diera-Zehren) pendelten zuletzt tonnenschwere Pumpwagen. Das sei mit ihr abgestimmt gewesen, wendet Bürgermeisterin Christine Gallschütz (CDU) ein. Thomas Neubert aber sagt: „Wer regelmäßig von einem Betrieb zum nächsten fahren will, gehört auf die Straße.“
Das dauert deutlich jedoch länger, als die kurze Route über den Feldweg zu nehmen. Und es gibt noch ein Problem: Die Kreisstraßen, auf welche die Landwirte ausweichen sollen, sind für viele der wuchtigen Agrarfahrzeuge gesperrt. Für Thomas Neubert nur ein Grund mehr, auch die gemeindlichen Feldwege weitgehend frei von den großen Maschinen zu halten.
„Zusagen sind nichts wert“
Die Landwirte hingegen wenden ein, dass sie dann nirgends mehr langfahren könnten. Eine Zwickmühle, zumal die Gemeinderäte den Bau der Biogasanlage in Bahra vor Jahren genehmigt hatten. Ein Ausweg könnten schriftliche Vereinbarungen der Gemeinde mit den Landwirten über die Nutzung und Reparatur der Feldwege sein.
Solche Verträge fordert zum Beispiel Thomas Fischer. Und auch Thomas Neubert hätte nichts dagegen, die Rechte und Pflichten beider Parteien schriftlich zu fixieren. „Dann haben wir etwas, worauf wir die Bauern festnageln können“, argumentiert er. Der Vorschlag, Verträge abzuschließen, stößt jedoch bei manchem Landwirt auf wenig Gegenliebe. Denn es wird befürchtet, dass in solch einem Fall ein Bauer vertraglich zur Wegpflege verpflichtet werden könnte, während andere davon profitieren, indem sie die Wege mitnutzen, zu deren Unterhaltung aber nichts beitragen. „Und genau das ist das Problem“, sagt Gemeinderat Thomas Neubert. „Wenn es konkret wird, zeigt sich, dass die ganzen anfänglichen Zusagen wertlos sind.“
Dass es zu einem Vertragsschluss zwischen der Gemeinde und den Landwirten bis jetzt nicht gekommen ist, zeugt Thomas Fischer zufolge auch von Konzeptlosigkeit seitens der Kommune. „Obwohl wir die Probleme seit Jahren kennen, sind wir
nicht in der Lage, uns zum Thema Feldwege langfristig klar zu positionieren“, kritisiert er.
Die Bürgermeisterin hingegen bremst. Aus ihrer Sicht seien die Gespräche mit den Landwirten noch nicht weit genug gediehen, so Christine Gallschütz. Die Gemeindechefin plädierte außerdem dafür, den gegebenen Zusagen zu vertrauen.