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Zankapfel Jugendherberge

Gerberstraße. Anwohner beschweren sich über den abendlichen Lärm. Mit einem Schreiben an das Rathaus protestieren sie gegen den Krawall.

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Von Christoph Scharf

Fliegende Gummibärchen, Bananenschalen oder Wassergüsse: Anwohner der Gerberstraße klagen über unbeaufsichtigte Gäste der Jugendherberge, die Nachbarn und Passanten anpöbeln. Anfang Juli schrieben 30 Unterzeichner einen Beschwerdebrief an die Herbergsleitung und die Stadtverwaltung. „Wir sind verzweifelt“, sagt Regine Gebhardt, die den Protest koordiniert hat. „Seit der Wiedereröffnung der Jugendherberge werden die Anwohner zunehmend von Jugendlichen belästigt.“ Die Jugendstreiche seien längst nicht mehr lustig. Besonders betroffen ist Erika Oswald, die gleich gegenüber wohnt. „Sobald ich mein Licht anmache, werden meine Fenster zur Zielscheibe von Blechdosen oder Papiermüll“, klagt die Bautzenerin.

Herbergsleiterin Corinna Riedel wollte sich gegenüber der Zeitung nicht äußern. „Wir suchen schon länger nach Lösungen, werden uns aber nur direkt an die Nachbarn wenden.“ Auskunftsbereiter ist Thomas Müller, Geschäftsführer des Landesverbands Sachsen im Deutschen Jugendherbergswerk. Die meisten der 5 000 Gäste pro Jahr verhielten sich korrekt, sagt Müller. „Aber es ist nicht auszuschließen, dass sich der eine oder andere nicht an die Regeln hält.“

Dabei würden die Herbergsmitarbeiter diese Regeln allen Besuchern vorher erläutern: Sie erinnern an die Nachtruhe ab 22 Uhr und bitten um besondere Rücksicht auf die Nachbarn. Ein Großteil der Besucher wären allerdings Kinder und Jugendliche, wo eigentlich Lehrer, Gruppenleiter und Begleitpersonen für die Aufsicht verantwortlich seien. „Und manchmal denken Lehrer, dass sie nicht mehr aufpassen müssen, sobald die Klasse bei uns untergebracht ist.“

Nun will die Jugendherberge auf die Kritik der Anwohner reagieren: Noch in diesem Jahr sollen schallisolierte Fenster nachgerüstet werden. „Außerdem sollen sie künftig nur noch anzukippen sein.“ Bislang hatten Schüler immer wieder in den offenen Fenstern gesessen.

Thomas Müller rät den Anwohnern, sich gleich an die Herberge zu wenden, sollte es wieder Ärger geben. „Wir werden dann gegebenenfalls mit Sanktionen reagieren.“ Wenn es nicht anders geht, würden die Mitarbeiter auch die Polizei holen. „Und wir haben auch schon Gäste wieder heimgeschickt.“

Herbergsleiterin Corinna Riedel werde in den nächsten Tagen einen Antwortbrief an die Anwohner senden, versichert Müller. „Die Mitarbeiter waren in den letzten Wochen sehr eingebunden.“ Im Spätherbst, nach der Hochsaison, lade die Herberge die Nachbarn zum Gespräch ein. Das macht auch die Stadtverwaltung: Bürgermeister Michael Böhmer trifft sich in zwei Wochen mit Vertretern der Anwohner.