Von Ulrike Körber
„Wir machen drei Kreuze, wenn das endlich vorbei ist“, sagt Martina Sperling. Sie wohnt auf der Heinrich-Heine-Straße, der jetzigen Einflugschneise für Autofahrer, die über Neusörnewitz nach Meißen fahren. Dutzende Lkw und Pkw brettern hier täglich durch. „Manchmal ist es sehr gefährlich“, sagt die Mutter. „Dabei dürfen die Fahrer hier nur 30 km/h fahren. Daran halten sich aber nicht alle.“ Manche Autofahrer donnern mit 50 km/h und mehr durch den Ortsteil von Meißen. Um ihre Tochter hatte Martina Sperling schon manches Mal Angst. „Vor allem im Winter, wenn es dunkel ist“, sagt sie.
Das hat bald ein Ende. Im Sommer soll die Ortsumgehung Zaschendorf fertig sein, heißt es vom Straßenbauamt Meißen. Dann wird es wieder ruhig in Zaschendorf, und die Anwohner könnten sogar bei offenem Fenster schlafen und ihre Kinder vor dem Haus spielen lassen. „Wenn die Ortsumgehung fertig ist, wird die alte Zufahrtsstraße nach Meißen abgehängt“, sagt der Leiter des Meißner Straßenbauamtes Erwin Joos. Abgehängt heißt stillgelegt, heißt Sackgasse in Richtung Neusörnewitz.
Zweite Bachbrücke
soll im April stehen
Seit August 2002 wird an der Ortsumgehung Zaschendorf gebaut. Sie soll am Ende der Gemarkung Meißen in die ausgebaute Straße nach Neusörnewitz münden. Mit dem eine Million Euro teuren Straßenbauprojekt wurde die Coswiger Firma Mabau GmbH beauftragt.
„Wir haben den Zeitplan bisher gut eingehalten“, sagt Jens-Peter Krause, der Bauleiter der Firma. „Durch das Hochwasser im letzten Jahr hatten wir maximal eine Woche Verzögerung.“ Material konnte nicht vom anderen Elbufer herangeschafft werden, und über die Baustelle von Krause führte einige Tage lang der Notverkehr. „Den Ausfall haben wir aber wieder rausgearbeitet“, sagt Krause. „Am 28. Juni soll die Ortsumgehung fertig sein. Das sieht der Plan vor und so wird es“, beteuert er.
Noch aber hebt ein Kranarm auf der Baustelle Platten, liegen Erdwälle aufgeschüttet, schleppen Bauarbeiter Material oder dirigieren die Last am Hebekran. Noch ist es kaum vorstellbar, dass hier bald Autos rollen können. Sieben Bauarbeiter sind derzeit mit dem Brückenbau hinterm Gewerbegebiet beschäftigt. Die erste Bachbrücke steht bereits, die zweite wird im April fertig sein. „Und dann geht es mit den Straßenarbeiten los“, sagt Krause. Bis dahin muss allerdings der Frost aus dem Boden sein.
Heinrich-Heine-Straße wird zurückgebaut
Auch Meißen hat seinen Teil beigetragen, damit die Ortsumgehung Zaschendorf gebaut werden kann. Im letzten Jahr ist die Straße am Gewerbegebiet ausgebaut geworden. „Wir hatten drei Gründe, um die Strecke bereits im letzten Jahr zu beenden“, sagt Dirk Herr vom Hoch- und Tiefbauamt der Stadtverwaltung: „Erstens hatten Gewerbetreibende Bedarf angemeldet, sich dort niederzulassen. Wir haben somit das Gebiet weiter erschlossen“, sagt Herr. „Der zweite Grund war, für die Anwohner der Heinrich-Heine-Straße, die durch den Durchgangsverkehr stark belastet sind, ein Zeichen zu setzen, dass wir an einer Lösung arbeiten.“ Und das dritte Motiv? Eine Zufahrtsstrecke für die Baumaschinen schaffen, die an der Ortsumfahrung hinterm Gewerbegebiet arbeiten.
300 000 Euro kostet der Eigenanteil von Meißen für den Straßenbau. 75 Prozent davon werden vom Bund gefördert. „Etwa 250 000 Euro sind inzwischen verbaut“, sagt Herr. Das restliche Geld soll für so genannte Ausgleichsmaßnahmen ausgegeben werden. Herr erklärt es: „Die Ortsdurchfahrt führt durch das Landschaftsschutzgebiet Nassau. Müssen in einem geschützten Gebiet durch Straßenbauten bestimmte Flächen versiegelt werden, gilt die Auflage, an anderer Stelle, Flächen zu entsiegeln. Das tun wir, indem Teile der Heinrich-Heine-Straße abgebrochen werden.“
Die gesamte Befestigung wird in einem Straßenabschnitt herausgerissen und Mutterboden aufgetragen: Das gilt für den Straßenteil unterhalb der Bosel bis zur Umgehungsstraße, die nach Neusörnewitz führt. „In Zukunft soll da etwas wachsen können“, sagt Herr. „Das letzte Gehöft wird jedoch zugänglich bleiben.“ Wenn auch nicht so komfortabel wie bisher. „Eine kleine Anbindung wird es bis dahin geben“, sagt Herr. Mit dem Straßenabbruch soll noch in der zweiten Hälfte des Jahres begonnen werden. „Sobald die Ortsumgehung befahrbar ist“, sagt Joos, denn das Straßenbauamt kümmert sich auch um die Abbrucharbeiten. Meißen zahlt nur seinen Kostenanteil.
Obwohl die Heinrich-Heine-Straße wegen des Durchgangsverkehrs sehr beschädigt ist, kann sie die Stadt in den nächsten beiden Jahren nicht reparieren, heißt es aus der Stadtverwaltung. „Die Löcher können wir nur flicken“, sagt Herr. Auch die nötigen Kanalarbeiten werden in diesem und im nächsten Jahr nicht erledigt. Herr hofft, dass die Schäden nicht größer werden, wenn auf der Zufahrtsstraße im Sommer endlich Ruhe einzieht.
Meißner können bald auf Zufahrtsstraße spazieren
Auf die Ruhe vor seinem Haus freut sich schon der pensionierte Tierarzt Christian Neider. Er wohnt auf der Heinrich-Heine-Straße und hat über Jahre den Lärm der Autos ertragen. „Besonders schlimm war es, als vor einigen Jahren an der Dresdner Straße gebaut wurde“, erinnert er sich. „Da wurde der gesamte Verkehr durch unsere teilweise enge Straße gelenkt.“
Einen Vorgeschmack, wie geruhsam es bald auf seiner Straße zugehen wird, hat er schon im letzten Sommer genießen können. „Da war unser Durchfahrt wegen des Brückenbaus bei Sörnewitz voll gesperrt“, sagt er. Das sei herrlich gewesen. Die Städter radelten oder spazierten hier entlang und genossen die Landschaft an den Wochenenden. Das wünscht sich Neider für die Zukunft.