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Zaubern zur Abwechslung

Thomas Majka und sein Zauber- Praktikant brachten jetzt Kinder im Kamenzer Asylheim zum Staunen – mit relativ wenig Aufwand.

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© Matthias Schumann

Von Nicole Preuß

Kamenz. Ein karger Raum im Kamenzer Asylbewerberheim, eine Tafel, ein alter Tisch und ein großer Koffer – mehr brauchen Thomas Majka und sein Zauberpraktikant Maximilian Stenze nicht, um eine feine Zaubershow auf die Beine zu stellen. Die Zuschauer sitzen auf eng aneinander gedrängten Stühlen und sie sind alles andere als leise. Sie klatschen, sie trampeln, sie rufen und sie lachen. 30 Kinder haben sich im Unterrichtszimmer eingefunden, also ungefähr jedes dritte Kind, das momentan in der Kamenzer Flüchtlingsunterkunft lebt.

Heimleiter Lutz Zistel und seine Kollegen versuchen, den Kindern mindestens vier Mal im Jahr größere Veranstaltungen anzubieten. Die Zaubershow ist eine davon. Die nächste wird sich wohl rund ums Herbstbasteln drehen und dann ist da noch die Weihnachtsfeier, deren Vorbereitung jetzt bereits begonnen hat. Thomas Majka ist bereits zum zweiten Mal da. Er zauberte schon einmal im April in Kamenz und ließ sich nun wieder kostenlos vom Heim einladen. Der Erzieher und Profi-Entertainer ist in der Region Görlitz bereits sehr bekannt. Er tritt als Zauberkünstler, Gedankenleser und Moderator bei eigenen Shows auf und kann dazu auch eingeladen werden. Nebenbei engagiert er sich ehrenamtlich für kranke Kinder, organisiert Benefizveranstaltungen und mehr. Nun ist er im Asylheim am Flugplatz.

Er hat eine Papiertüte mitgebracht und eine Flasche. Die Flasche kommt in die Tüte und ist plötzlich verschwunden. Der Zauberer hat auch Bälle im Koffer, die die Ampelfarben zeigen. Die Kinder bemühen sich redlich, dem Zauberer die richtige Reihenfolge zu zeigen und Thomas Majka setzt das Ganze auch um. Doch die Bälle wollen offenbar nicht so, wie er und die Kinder. Ständig ist die Reihenfolge vertauscht, sobald Thomas Majka den Sichtschutz vom Behälter zieht.

Hilfsbereite Kinder

Zauberpraktikant Maximilian Stenze hat Probleme mit seiner Zauberstockmaschine. So sehr er sich auch bemüht, die Farben der Stöcke, die er aus der eigentlich leeren Kiste zieht, stimmen nicht. Die Kinder im Grundschulalter rufen „Hokuspokus“, „Simsalabim“ und „Abrakadabra“, trampeln auf Kommando auf dem Boden und melden sich alle, sobald Thomas Majka oder Maximilian Stenze einen Freiwilligen suchen. „Das ist immer so bei Kindern“, sagt Thomas Majka. „Erwachsene, vor denen wir auch zum großen Teil auftreten, schauen immer betreten zur Seite, sobald ein Helfer gesucht wird.“

Der Görlitzer hat vor drei Jahren seinen erlernten Beruf als Erzieher aufgegeben und arbeitet trotzdem noch immer gern mit Kindern zusammen. Er betreibt ehrenamtlich eine Zauberschule und hat auch bei zahlreichen anderen Veranstaltungen seine Erfahrungen gemacht. „Deutsche Kinder haben schon viel Zauberei erlebt oder auch im Fernsehen gesehen“, sagt er. „Da ist nicht mehr so der Stauneffekt da.“ Das hat er bei seinen Auftritten vor polnischen oder auch Flüchtlingskindern mitunter anders erlebt. Wie soll man auch nicht staunen, wenn man plötzlich einen Fellball in der Hand hält, der vorher nicht da war.

Samira ist zehn und hat schon in einem anderen Asylheim einmal eine Zaubershow gesehen. „Ich kenne das schon“, sagt sie. Trotzdem ist sie bei der kleinen Abwechslung im Heimalltag dabei. Und Heimleiter Lutz Zistel hofft, dass der Zauberer nächstes Jahr wieder kommt.