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ZDF dreht Zittauer Grenzgeschichten

Einen ganzen Tag lang ist Morgenmagazin-Moderator Mitri Sirin mit einem Fernsehteam im Dreiländereck unterwegs: Vorbereitung für eine ungewohnte Livesendung.

Von Jana Ulbrich
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Für die Dreharbeiten besucht Mitri Sirin (Mitte) die beiden Chefs der deutsch-polnischen Firma Mega-Holz, Lars Höger (l.) und Radek Spychalski.
Für die Dreharbeiten besucht Mitri Sirin (Mitte) die beiden Chefs der deutsch-polnischen Firma Mega-Holz, Lars Höger (l.) und Radek Spychalski. © Foto: Rafael Sampedro

Lars Höger ist sichtlich aufgeregt. Besuch vom Fernsehen hatte der Zittauer noch nie. Und dazu noch von so einem bekannten Moderator! Gleich wird Mitri Sirin vom ZDF-Morgenmagazin zur Tür hereinkommen. Schon seit dem Morgen ist der ZDF-Mann mit einem Drehteam in Zittau und dem Dreiländereck unterwegs: Sirin ist auf der Suche nach Grenzgeschichten, nach dem, was in einer Gegend, in der man innnerhalb einer einzigen Minute von Polen über Deutschland nach Tschechien gelangen kann, was in so einer Gegend also Europa bedeutet.

"Wie sind Sie denn ausgerechnet auf uns gekommen?", fragt Lars Höger die Redakteurin, die die Dreharbeiten leitet. "Sind sie denn nicht der beste Beweis für Europa?", fragt Anja Charlet zurück und schiebt Höger und seinen polnischen Geschäftspartner Radek Spychalski aufmunternd hinter den Empfangstresen ihrer Firma. Dreimal muss Mitri Sirin zur Tür hereinkommen und den beiden die Hand schütteln, ehe die Szene sitzt.

Dann sollen Höger und Spychalski über sich und ihre Firma erzählen. Ganz kurz: Lars Höger kommt aus der Nähe von Düsseldorf zum Studieren nach Zittau. Es gefällt ihm. Er bleibt, lernt an der Hochschule seine polnische Frau und seinen polnischen Freund und späteren Geschäftspartner kennen. 2004 gründen die beiden Männer die deutsch-polnische Firma Mega-Holz. Spychalkis Vater leitet in Polen die Produktion, Höger am Löbauer Platz in Zittau Marketing und Vertrieb. Die Firma produziert Hölzernes für draußen: Bänke, Baumhäuser, Hochbeete, Kaninchenställe, Jägerzäune. Ihre Weihnachtsmarktbuden verkaufen Höger und Spychalski bis nach Kopenhagen und Japan, die Trockentoiletten-Häuschen mit Herz sind der Renner in den Schweizer Bergen. 20 Mitarbeiter sind es heute im polnischen Luban (Lauban), 10 in Zittau.

Mitri Sirin staunt begeistert. Und noch mehr, als er erfährt, dass Högers Kinder an der Schkola in Hartau Tschechisch lernen. In Tschechien war das Fernsehteam schon am Morgen. Sirin und seine Kollegen haben Bennet Rosmy aus Olbersdorf in seiner Schule besucht. Der 16-Jährige lernt seit dem vorigen Schuljahr an der Sport-Akademie in Liberec (Reichenberg). Anders hätte er das mit dem Training nicht mehr hinbekommen. Bennet ist einer der besten Nachwuchs-Eishockeyspieler Deutschlands, und nirgends könnte er hier besser trainieren als im Leistungszentrum der Weißen Tiger.

Der ZDF-Moderator ist sichtlich fasziniert von diesen Grenzgängern, die er im Dreiländereck getroffen hat, auch davon, dass sich die Region als Kulturhauptstadt Europas bewerben will. "Für die Jüngeren ist das hier so normal und selbstverständlich, über die Grenzen zu gehen, das ist toll", sagt Sirin, der selbst an der Grenze aufgewachsen ist - an der deutsch-niederländischen. "Und wo können wir denn besser zeigen und erklären, was Europa ist?", fragt er. 

Nicht nur Bennet, sondern auch gleich seine ganze Schulklasse sind am kommenden Freitag ins Morgenmagazin-Studio eingeladen. Das wird für die Sendung an diesem Tag extra auf dem Zittauer Marktplatz aufgebaut. Von 6 bis 9 Uhr wird das Morgenmagazin in der ARD und im ZDF live aus Zittau übertragen. Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer wird da sein, Zittaus Oberbürgermeister Thomas Zenker und Lars Höger, der Unternehmer. Die Kurzfilme, Landschaftsbilder und Stadtszenen, die das Drehteam an diesem Tag eingefangen hat, werden als Einspieler gezeigt. Interessierte Zuschauer sind live vor Ort herzlich willkommen.

Diskussionsrunde zur Rolle der Medien

Bereits am Vorabend stellt sich das ZDF in einem "Bürgerdialog" der Diskussion und den Fragen der Zittauer. In der öffentlichen Diskussionsrunde soll es um die Rolle der Medien gehen und die Frage, ob sie die Lebenswirklichkeit der Menschen wirklich erfassen? Den Fragen stellen sich ZDF-Chefredakteur Peter Frey, Moderator Mitri Sirin, Sachsens Landesstudioleiter Michael Bewerunge und Morgenmagazin-Redaktionsleiter Andreas Wunn. Interessierte Einwohner sind herzlich eingeladen.

Donnerstag, 9. Mai, 18 bis 19 Uhr, Hörsaal im Peter-Dierich-Haus an der Zittauer Hochschule. 

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