Von Wolfgang Zimmermann
Seit dem Wochenende ist in der „Hildebrandthalle“ – einer einstigen Ziegelei und dem ältesten Gebäude überhaupt auf dem Gelände der König Bauer AG Planeta Radebeul – ein komplettes Jahrzehnt zu betrachten. Ein Jahrzehnt, dass Begegnungen mit einer Vielzahl von Malern, Grafikern, Bildhauern oder Fotografen ermöglicht.
Kunstfreund Frank Junker
Begonnen hat alles mit einer Ausstellung des Malers PIT Müller im März 1996, damals noch im Kundenzentrum des Unternehmens. Initiator des Ganzen war der Radebeuler Frank Junker – Vorstandsmitglied des Unternehmens KBA Planeta und selbst ein begeisterter Kunstfreund. Vorrangig Radebeuler Künstler sollten die Möglichkeit erhalten, hier im dreimonatigen Rhythmus ihre Arbeiten zu zeigen. Dass man allerdings im Jahr 2006 auf 40 Ausstellungen verweisen kann, daran hatte vor zehn Jahren niemand zu glauben gewagt. Im Januar 2004 zog man innerhalb des Unternehmens an einen neuen Standort um, in die „Hildebrandthalle“ oder auch das Bürogebäude 208.
Schon die 25. Ausstellung im September 2003 wurde im größeren Rahmen gefeiert, mit einer Ausstellung des Jazzfotografen Matthias Creutziger und dazu passenden Zeichnungen des 1999 verstorbenen Dresdner Grafikers Jürgen Haufe, eingebettet in ein üppiges Jazzkonzert. In der Jubiläumsausstellung nun sind Arbeiten von zehn Radebeuler Künstlern vereint, die allesamt mit je einer Personalausstellung im Laufe der Jahre in der Planeta vertreten waren. Dieses Jubiläum steht zudem unter dem besonderen Aspekt, die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf die enorme Vielzahl von künstlerischen Drucktechniken zu lenken und damit zugleich einen Bogen zur Produktpalette des Unternehmens König & Bauer AG Planeta zu chließen. Unter den Ausstellern ist mit fast 76 Jahren Werner Wittig der älteste; der 43-jährige Markus Retzlaff hingegen der jüngste. Zwischen diesen beiden Polen nun versammelt sich in der Ausstellung jede Menge künstlerischer Kreativität.
Bärbel Kuntsche zeigt mit ihren besinnlichen Frauenporträts Beispiele für den künstlerischen Offset-Druck, Bärbel Voigt dagegen arbeitet gern in der Technik der Kaltnadelradierung und fügt der Chine Colle Papier in besonders feiner und zarter Konsistenz hinzu.
Gunter Herrmann macht seit über zwei Jahrzehnten mit der grafischen Technik der Sandreservagen von sich reden, einem recht komplizierten Verfahren, dass dem fertigen Bild aber eine ungeheuer intensive Plastizität verleiht.
Von Horst Hille sind Miniaturen in der Technik des Kupferstichs mit gewohnt witzig frechem Inhalt zu sehen. Michael Hofmann dagegen fühlt sich besonders im Holzschnitt wohl und hat damit zahlreiche unverwechselbare farbige Holzschnittarbeiten gefertigt. Frank Mehnert – im Hauptberuf Architekt – beschäftigt sich seit langem intensiv mit der Technik des farbigen Siebdrucks. Peter PIT Müller dagegen zeigt Beispiele des Alabasterdrucks. In seiner gesamten künstlerischen Arbeit spielt die Natur in all ihren Erscheinungsformen die eigentliche Hauptrolle.
Markus Retzlaff gilt als besonders leidenschaftlichen Drucker. In der Technik des Farb-Aquatinta-Drucks werden seine Arbeiten weithin geachtet und anerkannt. Auch Werner Wittigs Holzrisse kennt man weit über die Grenzen Sachsens hinaus. Der Holzriss – als eines von vielen Holzdruckverfahren – schöpft seinen eigentümlichen Reiz aus den besonders feinen und filigranen Linien, die der Künstler durch die lasierenden Farben erreicht. Claus Weidensdorfer – als der zehnte in der Runde – zeigt Beispiele der von ihm bevorzugten Farblithografie, bei der für jede einzelne Farbe ein eigener Druckstein erforderlich ist.
Noch bis zum 16. November
Für den Besucher der Jubiläumsausstellung aber gibt es neben dem Einblick in drucktechnische Prozesse außerdem jede Menge Bildinhalte zu entdecken. Gelegenheit dazu ist bis zum 16. November diesen Jahres.