Von Domokos Szabó und Christian Eissner
Ab 1. August haben Eltern einen gesetzlich verbrieften Anspruch auf einen Betreuungsplatz für ihre unter dreijährigen Kinder. Die meisten Kommunen im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sanieren derzeit mit Hochdruck Kindertagesstätten, erweitern sie oder bauen neue Einrichtungen, um den Anspruch der Eltern erfüllen zu können.
Das scheint tatsächlich auch weitgehend zu funktionieren. „Dem Grunde nach kann der Rechtsanspruch ab August 2013 im Landkreis erfüllt werden“, antwortet Stefan Meinel, Büroleiter des Landrats, auf eine Anfrage der SZ. Das schließe allerdings nicht aus, „dass es vorübergehend zu Einzelproblemen kommen kann, wenn Anmeldungen zu spät erfolgen oder Baumaßnahmen nicht rechtzeitig fertig werden.“
Kommunen und Freie Träger investieren in diesem Jahr insgesamt rund zehn Millionen Euro in Kindertagesstätten, reichlich vier Millionen Euro davon fließen als Fördermittel vom Bund, dem Kreis und dem Freistaat. Mit dem Geld werden zusätzlich zu den 16 500 Kindergarten- und Krippenplätzen, die es im Landkreis derzeit gibt, 433 neue geschaffen. Zugleich profitieren auch bestehende Plätze von Sanierungsmaßnahmen. Konkret bekommen rund 3 000 Steppkes schönere und modernere Räume. Auch bei der Tagespflege wird es Zuwachs geben. Hier soll das Angebot von aktuell 560 Plätzen auf 640 steigen.
Investiert wird in nahezu allen Kommunen des Kreises. Vom Jugendhilfeausschuss sind für dieses Jahr 98 Kitaneu- und -umbaumaßnahmen beschlossen worden. Neue Plätze entstehen laut Kita-Bedarfsplan unter anderem in Neustadt, Sebnitz, Stolpen, Bannewitz, Dippoldiswalde, Dohma und Dohna, Freital, Heidenau, Kreischa, Pirna und Struppen.
Allerdings ist die Situation nicht in allen Kommunen gleich gut. Dass der Rechtsanspruch auf Betreuung von Kindern unter drei Jahren ab August erfüllt werden kann, ist nämlich zunächst mal eine reine Rechenoperation. Dabei geht der Kreis davon aus, dass Plätze, die in einer Gemeinde fehlen, rechnerisch durch das Kita-Angebot in umliegenden Kommunen kompensiert werden.
An der Lebenswirklichkeit der Familien geht das allerdings in den meisten Fällen vorbei. Zumal viele Gemeinden keine „Fremdkinder“ aufnehmen, solange im eigenen Ort Bedarf besteht. Ohnehin würden die Wege für die Eltern schnell zu weit werden. Als zumutbar für die Strecke von der Wohnung zur Kita gelten acht Kilometer.
Bundesweite Konkurrenz
Die meisten Kommunen im Altkreis Sebnitz sehen dem Krippenplatz-Rechtsanspruch inzwischen recht entspannt entgegen. Nach Aussage des Sebnitzer Rathauses beispielsweise erhält jedes Kind aus der Stadt einen Krippenplatz, aber auch in den übrigen Einrichtungen – wenngleich nicht immer in der Wunsch-Kita. Wartelisten gibt es keine. Die Situation bei den Betreuungsplätzen hatte sich schon 2009 entspannt, als Sebnitz eine neue Kita mit insgesamt 90 Plätzen eröffnete. In Sebnitz gibt es derzeit 142 Krippenplätze, aufgeteilt auf acht Kitas und drei Tagesmütter.
In Neustadt kommen in diesem Jahr noch neue Plätze hinzu. Die Chefin eines häuslichen Alten- und Krankenpflegedienstes wird eine private Kita eröffnen, die bereits im Bedarfsplan der Kommune verankert ist. Sie wird insgesamt 40 Plätze, darunter zehn Krippenplätze, anbieten. Derzeit gibt es in Neustadt 151 Krippenplätze, sie noch gar nicht alle ausgelastet sind.
Auch die anderen Gemeinden wie Stolpen, Hohnstein und Dürrröhrsdorf-Dittersbach haben nach eigenen Angaben ausreichend Krippenplätze und können die Kinder, die einen solchen Platz benötigen, in den Kitas aufnehmen. Dürrröhrsdorf-Dittersbach kann allerdings nicht in jedem Fall garantieren, dass Eltern in ihrem jeweiligen Ortsteil einen Krippenplatz bekommen.
Obwohl der Landkreis bei Kita-, Krippen- und Hortplätzen im Bundesvergleich sehr gut dasteht, gibt es weiter Handlungsbedarf. Den sieht auch das Landratsamt. Man müsse im Blick haben, dass es nicht nur um den Bau von Betreuungsplätzen gehe, sagt Landrats-Büroleiter Stefan Meinel. Die Betreuung müsse auch inhaltlich funktionieren – mit guter frühkindlicher Bildung. Das sei eine „gewaltige Herausforderung“ für die kommenden Jahre. Qualifiziertes Fachpersonal ist für die Kita-Träger bereits jetzt schwer zu finden. Sie konkurrieren mit Einrichtungen bundesweit um Erzieher. Bad Gottleuba zu Beispiel bekam schon aus Baden-Württemberg Suchanzeigen. (mit SZ/mö/kal/aw)