Von Carolin Barth
Nicole Hennig nimmt die Sache mit den Aktien jetzt in die Hand. Seit dem ersten Oktober ist sie mit drei Mitschülern aus der Klasse 10c der Mittelschule Rödertal im Börsenfieber. Im Rahmen ihres Vertiefungskurses Wirtschaft kümmern sich die Nachwuchs-Börsianer darum, ihr fiktives Depot von 50000 Euro ordentlich zu vermehren. Sie kaufen und verkaufen Aktien und hoffen auf satte Gewinne statt herber Verluste. „Solange wir nicht pleite gehen, ist alles okay“, sagt Nicole Hennig. Die 16-Jährige hatte mit der Börsenwelt bislang nichts zu tun. Aber als Lehrerin Sylke Müller das Planspiel vorstellte, war sie sofort mit dabei. „Wirtschaft interessiert mich eben, später möchte ich mal einen kaufmännischen Beruf lernen, da kann es ja nicht schaden.“ Auch Tommy Köhler, Maria Hartwig und Sarah Hilbert gehören zum Team. „Unsere Schule war fünf Jahre lang beim Spiel nicht vertreten“, sagt Sylke Müller. Umso erfreulicher ist es, dass sich wieder ein paar junge Spekulanten gefunden haben. Sylke Müller begleitet das Projekt und gibt Tipps, wenn es nötig ist. Doch Nicole hat das Depot immer im Blick. Seit dem Start surft sie täglich im Netz und checkt die Kurse. „Für 2500 Euro haben wir bislang Aktien gekauft, wenn die grünen Pfeile nach oben zeigen, ist alles im grünen Bereich, dann halte ich die Aktien und verkaufe nicht.“ Zocken und zu viel Risiko sind nicht ihr Ding, sie ist da eher vorsichtig. „Wir riskieren nicht so viel, wir wollen so wenig Verluste wie möglich einfahren und so lange es geht im Spiel bleiben. Wer pleite ist, ist nämlich raus.“ Ziel ist es, das Meiste aus dem Depot herauszuholen. Die Schüler haben die Wahl: Aus 175 tatsächlichen Wertpapieren an sechs europäischen Börsenplätzen. Auf die Klassiker setzen
Nicole setzt bislang auf die Klassiker: Lufthansa, Man, Allianz. „Lufthansa Aktien waren die ersten, die ich gekauft habe, die stehen ganz gut da.“ Sie ist bescheiden und kauft nicht im großen Stil. Noch nicht. Um zu punkten, muss man auch mal was riskieren. „Ich werde jetzt noch mehr kaufen.“ Wie es um die Kurse steht, verfolgt sie im Fernsehen, Gewinne und Verluste sind ja ganz real. „Ein paar Aktien sind im Vergleich zum Vortag gestiegen“, freut sich Nicole. Um sicher zu gehen, dass keine Talfahrt droht, informiert sie sich über die Unternehmen und wie sie bewertet werden. Die Aktie einer Modeschmuck-Ladenkette lief nicht, die fuhr zu viele Verluste ein. „Die haben wir wieder abgestoßen.“ Derzeit sieht’s ganz gut aus. Das Team scheint ein gutes Händchen für gewinnbringende Wertpapiere zu haben. Alle grünen Pfeile zeigen nach oben. Es drohen keine Verluste. „Wir belegen zurzeit den 91. Platz, das ist im Mittelfeld und für den Anfang gar nicht so schlecht.“ Lehrerin Sylke Müller wird das Thema Börse, Kurse, Gewinne und Verluste erst in der zweiten Hälfte des Schuljahres mit ihren Schülern thematisieren. Nicole und ihre Teamkollegen können dann schon ein Wörtchen mitreden, schließlich sind sie dann schon alte Hasen im wilden Spekulationsgeschäft.
Teilnehmende Schulen beim Planspiel Börse der Ostsächsischen Sparkasse sind das Kamenzer Lessing-Gymnasium mit 16 Teams und die 1. Mittelschule Kamenz mit einem.