Von Bettina Klemm
Auf einer Liste streicht Horst Knoll die Namen ab. 33 seiner Leute sind schon da. „Das ist gut so. Als Anglerverband haben wir einen Pflegevertrag für den Abschnitt zwischen Wasserwerk Saloppe und Carola-brücke. Schließlich sind wir nicht nur Angler, sondern auch Naturschützer“, sagt der 74-jährige Vorsitzende des Anglervereins Dresden Seevorstadt. Am meisten ärgert sich Knoll über den Dreck, den die Leute nach einem Picknick am Elbufer liegen lassen.
Ihren Rücken spürt Karin Jeltsch schon nach kurzer Zeit. Das Bücken ist anstrengend. Gemeinsam mit anderen Helfern vom Chip-Hersteller AMD sammelt sie auf der Fläche vor der Drachenschänke vor allem Glasscherben auf. Mit ihren grünen T-Shirts sind die AMD-Leute gut zu erkennen. „Zur Philosophie unserer Firma gehört es, sich an dem Ort, wo wir arbeiten, auch nützlich zu machen“, sagt Karin Jeltsch. Außerdem lerne man die Mitarbeiter anderer Abteilungen bei solchen Aktionen besser kennen.
Weniger Flaschen
und Dosen
Ein Stückchen weiter stecken Julius Schulz-Leupelt und seine beiden kleinen Kinder Unrat in einen roten Sack. „Wir wohnen hier und sind oft an der Elbe. Da soll es sauber sein, deshalb finde ich die Aktion sehr gut“, sagt der Arzt. Im Vergleich zu früheren Jahren findet er deutlich weniger Plastikflaschen und Bierbüchsen. Vielleicht ein erstes Ergebnis der Pfandpflicht. Ein weißer Ballon über den Elbwiesen und eine große Banderole am dicken Baumstamm weisen auf den Treffpunkt der Firma Infineon hin. Mit 300 Brat- und ebenso vielen Bockwürsten, mit Kuchen und belegten Brötchen, Obst und Getränken sorgt hier der firmeneigene Caterer für das Wohl der Sammler. Das spricht sich schnell herum, so finden sich hier nicht nur die Patenschule, die 86. Mittelschule, sondern auch noch weitere freiwillige Helfer ein. Mit seinem roten Segelanzug und den gelben Gummistiefeln ist Infineon-Geschäftsführer Gerhard Rauther schon von weitem zu sehen. „Wir wollen ein in der Gesellschaft engagiertes Unternehmen sein. Da ist es doch selbstverständlich, dass wir dabei sind“, sagt er. Unter den Infineon-Mitarbeitern sind rund 50 taiwanesische Kollegen vom Kooperationspartner Nanya Technology Corporation. „Hier geht es um eine saubere Umwelt, da bin ich glücklich, mitmachen zu dürfen“, sagt Ya-Chih Wang höflich. Wie die meisten Taiwanesen hat er gleich die ganze Familie mit zur Elbe gebracht.
Schon von weiten leuchten auf beiden Elbseiten die roten Säcke der Sammler. Doch schon eine reichliche Stunde nach Beginn sind mehr als tausend Stück von ihnen ausgegeben. „Wir haben noch grüne geholt und außerdem die Order ausgegeben, die vollen Säcke auszukippen und dann nochmals zu füllen“, sagt Hans-Dieter Rändler vom städtischen Amt für Abfallwirtschaft. Diesmal sind fast doppelt so viele Helfer wie im Jahr zuvor zur Aktion „sauberes Elbufer“ gekommen. Am Ende haben sie 18 Container mit Abfall gefüllt, sperrige Gegenstände und Schwemmgut zusammengetragen. 45 Tonnen, neun mehr als im Vorjahr, kommen bei dieser achten Reinigungsaktion zusammen. Dabei haben die Helfer nur „Feinarbeit“ geleistet, das städtische Amt hatte schon im Vorfeld den gröbsten Hochwasser-Dreck mit schwerer Technik beseitigt.