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„Zeit für einen Neuanfang“

Die Freien Wähler bewerben sich erstmalig zur Kommunalwahl für den Gemeinderat. Sie sagen: Frischer Wind ist jetzt nötig.

Von Kathrin Krüger
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Von Links: Stefan Jahn, Martin Walther, Florian Wolf, Susann Schumacher, Matthias Herzog, Dr. Matthias Otto, Robert Dehmel, Falk Medger.
Von Links: Stefan Jahn, Martin Walther, Florian Wolf, Susann Schumacher, Matthias Herzog, Dr. Matthias Otto, Robert Dehmel, Falk Medger. © privat

Schönfeld. Acht Namen stehen auf der neuen Liste „Freie Wähler Schönfeld“ zur Kommunalwahl am 26. Mai. 

Es sind in der Hauptsache jüngere Einwohner in den 30er, 40er Jahren, die auf ihrem Flyer eine deutliche Botschaft ausgeben: „Es ist Zeit für einen Neuanfang in Schönfeld! Wir bringen neue Ideen in den Gemeinderat ein und sorgen für frischen Wind in unserer Region. Wir stehen für viele verschiedene Seiten von Schönfeld und vertreten die Interessen von sehr vielen Bürgerinnen und Bürgern und beziehen diese in unsere Arbeit ein.“ 

In alle Haushalte soll diese Wahlwerbung verteilt werden. Die Freien Wähler wollen die Arbeit der jetzigen Gemeinderäte nicht kleinreden. Aber sie sagen deutlich: Für die Zukunft braucht es ein anderes Herangehen.

Was die Freien Wähler als neue Liste kritisieren, ist, dass nach ihrer Kenntnis die jetzigen Gemeinderäte weder Kinder noch Enkel in den Schönfelder Einrichtungen wie Hort, Kita oder Schule haben. „Wir reden seit 30 Jahren, dass der alte Schuppen abgerissen werden soll – erst jetzt passiert etwas“, moniert Matthias Herzog.

Die Freien Wähler wollen stärker die Perspektive junger Familien einbringen, wollen schauen, wie die Gemeinde auf Dauer attraktiv und lebenswert gehalten werden kann. „Es gibt keinen Eigenheimstandort, die jungen Leute ziehen weg, wenn sie bauen wollen“, kritisiert Falk Medger. Auch gegenüber wirtschaftlicher Entwicklung sollte der Gemeinderat offen sein. Da fällt den Freien Wähler bisher zuviel Beharrlichkeit einiger Flächeneigentümer ins Auge.

Die Kandidaten für die Gemeinderatswahl Schönfeld

CDU

1. Stephan Menzel
2. Martin Steinborn
3. Fred Blümel
4. Simon Johne
5. Marco Richter
6. Falk Lindenau
7. Thomas Henke
8. Wolfgang Klauka
9. Mirko Günther

Bürgerinitiative„Für unsere Gemeinde“

1. Siegmar Dörschel
2. Michael Kurz
3. Ilka Göller
4. Danny Grafe
5. Dr. Bernd Zaschke
6. Mirko Tschirner
7. Wilhelm Brodt
8. Marko Schulze
9. Eberhard Runge10. Sonja Eckert

Freie Wähler Schönfeld

1. Florian Wolf
2. Robert Dehmel
3. Susann Schumacher
4. Martin Walther
5. Falk Medger
6. Dr. Matthias Otto
7. Matthias Herzog
8. Stefan Jahn

AfD

1. André Reiche
2. Gerald Bauer
3. Gerald Schumann
4. Jürgen Matthes
5. Nico Lerch
6. Anton Bauer
7. Ulrich Becker
8. Manfred Schliebs

Wählervereinigung Kraussnitz

1. Danilo Weis
2. Ute Zschischang

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Gesunder Querschnitt an Meinungen

Martin Walther und Falk Medger waren die Ersten, die die Gruppe bildeten – ein Gremium, in dem es keinen Gruppenzwang geben soll, wie der Zimmerermeister und der Aufzugsmonteur betonen. Auf Anhieb hätten sich sechs weitere Mitstreiter gefunden. Sie eint der Wunsch, nicht in den etablierten Gremien mitzumachen – weder bei der CDU noch bei der BI „Für unsere Gemeinde“. 

Verkäuferin Susann Schumacher, die einzige Frau in der Runde, sagt: „Wir wollen nicht für eine Partei antreten, denn meist wird man doch für ein Mitglied dieser Partei gehalten.“ Wer schon lange im Gemeinderat sitze, laufe auch Gefahr, betriebsblind zu werden. Das wollen die Freien Wähler auf jeden Fall vermeiden.

Noch hat keiner von ihnen Ahnung, was genau auf sie zukommen wird, falls sie gewählt werden. Nur Einzelne waren schon mal Gast in einer Ratssitzung. Doch in einem sind sich die Schönfelder einig: „Ein Gemeinderat muss für die ganze Gemeinde eintreten und seine privaten Interessen zurückstellen können“, sagen sie. Ihre Vision ist ein „gesunder Querschnitt an Leuten und Meinungen“ im Entscheidungsgremium. 

Alle Akteure sollten an wichtigen kommunalen Entscheidungen aktiv beteiligt werden. Es sei wichtig, dass die Gemeinde zusammensteht und miteinander agiert statt von Einzelinteressen geleitet. Jung wie Alt sollen Schönfeld als eine charmante Kommune erleben, in der es ausgezeichnete Bedingungen für alle gibt.

Deutlich machen sie es am Beispiel Heimatfest. Stefan Jahn: „Früher zog es Massen an, jetzt sind es vielleicht noch 200 Leute – das ärgert mich.“ Aus seiner Sicht müsse der Eintritt zu so einem Fest kostenfrei sein. Das könnte durch einheimische Beiträge erreicht werden. „Der Jugendklub macht es vor mit Frühlingsball und Silvesterfeier – da gibts ganz viel Zuspruch“, meint auch Falk Medger. Auch bei so einem Dorffest müsse die Gemeinde eben „am Nabel der Zeit sein“, so die Freien Wähler.

Wirtschaftlich vorankommen

Kultur kann sich eine Kommune leisten, die sprudelnde Steuern bekommt. Da hapert es in Schönfeld. „Lampertswalde und Thiendorf haben die Industrie und die Einnahmen und wir die Verkehrsprobleme und den Krach“, beklagt Falk Medger. Den Freien Wählern schwebt eine engere Kooperation mit Lampertswalde in der Verwaltungsgemeinschaft vor, um auch Schönfeld wirtschaftlich voranzubringen. Was ansonsten an Impulsen von den Einwohnern kommt, hoffen sie, in ihrem Gremien – vom Elternrat über den Kirchenvorstand bis zum Jugendklub – zu erfahren.