Von Annechristin Stein
Der Zeuge am Absturzort
Karl Richter arbeitete lange als Lehrer in der Gemeinde. Ihm kam am 27. April 1962 eine schwere Aufgabe zu. Der Friedhofsmeister bat ihn, mit an die Unfallstelle zu kommen und die Überreste des Piloten abzuholen. „Ich hatte damals ein Motorrad, er nicht, daher hat er mich darum gebeten“, sagt Karl Richter. Was dann geschah, lässt ihn heute noch schlucken. „Ich habe die Überreste im Rucksack zur Friedhofshalle getragen“, sagt er, „die Kameraden bildeten zum Abschied ein Spalier.“ Ein junger Offizier habe ihm unter Tränen erzählt, dass der Tote erst vor wenigen Tagen Vater geworden sei. Die Absturzstelle selbst würde Karl Richter auch heute noch wieder finden. Nach Ostern will er mit Mitarbeitern aus der Gemeinde und dem ehemaligen Revierförster auf die Suche gehen. „Dann wissen wir genau, wo ein Gedenkstein stehen müsste“, sagt er.
Der Techniker
Hans Parthey war verantwortlicher Ingenieur für die MiG-19 Flugzeuge. An den Absturz am Valtenberg kann er sich noch erinnern. „Am 27. April sollte eine Übung geflogen werden“, sagt er. Einige der MiG-19 seien dafür auf dem Weg von Preschen nach Dresden gewesen. Dann fiel das Funkfeuer aus und der junge Leutnant Gerd Scheibe driftete mit seiner Maschine vom Kurs ab. „Dazu war schlechtes Wetter und keine Bodensicht“, sagt Hans Parthey. 9.30 Uhr kam es zum Absturz. „Es war ein tragischer Unfall“, sagt der ehemalige Techniker, auch weil der Pilot wenig Erfahrung hatte. Um über den Gipfel zu fliegen hätten nur zehn Meter gefehlt, sagt er.
Der Steinbrucharbeiter
Johannes Richter arbeitete in den 60er Jahre auf der Waage im Steinbruch auf der Neustädter Seite des Valtenbergs. „Es war der Dienstag nach Ostern (Anm. d. Red. 24. April), ein kalter und nebliger Tag“, sagt er. Schon am Ostersonntag habe es einen Brand in Putzkau und am Ostermontag einen in Steinigtwolmsdorf gegeben. Nun gingen die Sirenen erneut. „Vorher habe ich nur einen lauten Knall gehört und zuerst gedacht, der kommt vom Steinbruch“, sagt er. Später wird Johannes Richter von einem Offizier eingeteilt, das Gebiet zu sichern. „Ich durfte keinen mehr reinlassen“, sagt er. In den nächsten sechs Wochen war die Absturzstelle gesperrt. Von den Forstleute habe er die Unfallstelle gehört. „Oberhalb vom Gußhübel ist die MiG in den Wald gestürzt“, sagt er.
Feuerwehrnotizen
Walter Pfützner aus Neustadt hat in der Neukircher Jubiläumsfestschrift zum 125-jährigen Jubiläum der Feuerwehr nachgelesen. „Als Datum ist der 27. April vermerkt“, sagt er. Zudem habe er vom damaligen Revierförster Eberhard Kügler erfahren, wo sich die Absturzstelle befindet. Demnach stürzte das Flugzeug in die Abteilung 17 am Querweg an einer S-Kurve ab.