Von Manuela Reuß
Sommer, Lagerfeuer, Grillen und Zelten. Das hört sich nach jeder Menge Ferienspaß an. In Prietitz gibt es dieses Vergnügen schon seit zwanzig Jahren. „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“ Frei nach diesem Goethe-Zitat wählten der ortsansässige Jugendklub seinerzeit den Prietitzer Schlosspark für sein Kindercamp aus. Bei dem läuft alles in Eigenregie der jungen Leute – die Betreuung, das Kochen und auch die Tagesausflüge.

Daniel Kreßin kann sich noch gut an die Camp-Anfänge erinnern. Mit der fixen Idee, mal etwas mit Kindern im Dorf zu unternehmen, und einem alten Armeezelt fing alles an, erzählt der stellvertretende Jugendclub-Chef. Gewaschen wurde sich damals ganz rustikal an einem Wasserfass. „Wir haben die Wälder ringsum erkundet.“ Wanderungen – mitunter bis zu 25 Kilometer – standen auf dem Eventprogramm. Genauso wie Schnitzeljagd, Lampionumzug und Nachtwanderung. Schließlich wollen Kinder etwas erleben.
Inzwischen hat sich das Camp längst herausgemacht. In allen Belangen. Das sprach sich natürlich herum. Mittlerweile bringen die Campkinder der Anfangsjahre schon ihre Sprösslinge. Manchem Interessenten müssen die Organisatoren sogar absagen. Im Camp haben nur 60 Mädchen und Jungen Platz. Das hat seinen Grund. Mehr Kinder passen nicht in den Bus, den der Jugendklub für die Ausflüge chartert, verrät Daniel Kreßin. Statt per pedes in die Wälder der Umgebung geht’s inzwischen nämlich per Bus zur Kulturinsel Einsiedel, zum Saurierpark Kleinwelka oder ins Remmi-Demmi-Kinderland nach Bannewitz.
Lediglich 15 Euro müssen die Eltern für die drei tollen Tage zum Ferienauftakt berappen. Damit sind die Kosten aber keinesfalls gedeckt. Ohne Unterstützung geht es nicht. Deshalb rackern die Jugendclubmitglieder unablässig, um Geld fürs Camp zu organisieren. Die Stadt Elstra übernimmt gerade mal die Kosten für den Toilettenwagen. Etliche Sponsoren unterstützen den Jugendklub mit Geld und Sachleistungen. „Im Laufe der Jahre haben wir gute Beziehungen zu Firmen und Privatleuten aufgebaut.“ Und bei „Macht eurem Projekt Beine“ erkämpften sich die Prietitzer 1000 Euro. Gute Aussichten fürs Jubiläumscamp.
Los geht es quasi fast direkt nach der Zeugnisausgabe. Denn die Zelte werden traditionell am Freitag vorm ersten Ferienwochenende aufgebaut. Mit Lampionumzug und Knüppelkuchen-Backen am Feuer starten die drei- bis 14-jährigen Mädchen und Jungen in ihr Erlebniswochenende. Der Pulsnitzer Spielmannszug ist zum Auftakt immer mit von der Partie. Und natürlich auch Vatis und Muttis. Denn gerade für die Allerjüngsten wäre es ohne Eltern in Reichweite sicher nicht ganz geheuer. Wohin diesmal der Tagesausflug geht, verrät Daniel Kreßin aber noch nicht. Schließlich soll das eine Überraschung sein.
Sein Amt als stellvertretender Jugendclubchef wird der Elstraer diese Woche an den Nagel hängen. Mit 37 Jahren sei er dem Jugendalter längst entwachsen, scherzt er. Genauso wie der Clubchef mit seinen 30 Lenzen. Neuwahlen stehen an. Und damit ein Generationswechsel. Die jungen Leute sollen ran. Ganz trennen werden sich die beiden alten Hasen jedoch nicht vom Verein. Sie bleiben ihren Nachfolgern als Berater erhalten. Denn gerade mit der großen Aufgabe Kindercamp wollen sie die Jugend nicht alleinlassen.