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Zille und Aschenbrödel luden zum Tanz

Zum Radeburger Zille-Ball und zum Moritzburger Aschenbrödel-Ball kamen am Wochenende die leidenschaftlichen Tänzer voll auf ihre Kosten.

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Von Birgit Andert

Gleich zwei Bälle lockten Tanzwütige am Sonnabend im Dresdner Land. Für 15 Euro Eintritt konnte man in Radeburg feiern. Wer die Tür zum alten Güterboden des Schmalspurbahnhofs öffnete, der fand sich mit einem Schlag etwa 80 Jahre zurück in der Zeit versetzt.

Damen mit Federboa und weißen Handschuhen saßen da an den Tischen, gut unterhalten von Herren mit Zylinder, Weste und gestreiften Hemden. Mühsam nur bahnte sich eine Kellnerin in Häubchen und Schürze ihren Weg durch die Gäste, Mädchen und Jungen mit Bauchläden boten Brezeln und Bockwürste feil.

Heinrich Zille, dessen 150. Geburtstag am vergangenen Donnerstag gefeiert wurde, war Schuld an dieser wundersamen Zeitreise – denn ihm zu Ehren hatte Veranstalter Frank Mietzsch einen waschechten Zille-Ball organisiert. Er hatte gerufen – und die Radeburger waren gekommen. Im gut gefüllten Saal amüsierten sich etwa 120 Gäste und drängten zur mitreißenden Musik des Orchesters The Swingin Bluebirds immer wieder zum Tanz. „Mir gefällt es prima“, sagte etwa Herbert Weimert aus Dresden, „die Atmosphäre ist dufte.“

Gäste begeistert vom Flair

Großes Hallo gab es, als gegen 20 Uhr Pinsel-Heinrich selbst den Saal betrat. Das Radeburger Original Kurt Georg hatte es sich nicht nehmen lassen, in seinem bewährten Kostüm aufzutreten. Auch er war begeistert von der brennenden Luft im Saal. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so herrlich ist hier“, so der 96-Jährige. Nach einer Einlage des Drehorgelmannes Burghard Wilbat und einer äußerst witzigen Tanzstunde mit Maria und Werner Linné wünschten sich nicht wenige Ballgäste dringend die Fortsetzung im nächsten Jahr. „Ich denke darüber nach“, verriet Frank Mietzsch nach der Veranstaltung nur. „Lust dazu hätte ich schon.“

Noch einen weiteren Sprung zurück in der Zeit wagten die Gäste, die ebenfalls am Sonnabend nach Moritzburg gekommen waren. Der Verein Erlebnis Moritzburg hatte zu einem Aschenbrödel-Ball in Adams Gasthof eingeladen – 52 Fans des Märchens waren aus ganz Deutschland angereist und zahlten 90 Euro für ein Menü und Tanz. So hatten sich Dietmar Baum und Frau Tina Papamichalis aus Südwestfalen gebührend in Schale geworfen. „Wir haben eine leidenschaftliche Beziehung zu Aschenbrödel“, so der Prinz im Silbermantel, „wir sehen den Film etwa fünf Mal im Jahr und lassen uns mit Musik aus dem Film wecken.“

Musik hat enttäuscht

Aus Leipzig angereist war Familie Pohler. „Wir wollten gern mal auf einen Ball gehen“, erklärt Konrad Pohler. Frau Angelika war von der Musik des Dresdner Salonorchesters etwas enttäuscht. „Wir hatten uns auf historische Musik gefreut“, betont sie, „und dachten, alle Gäste würden unter Anleitung edel dahinschreiten.“ Auch Petra Bautz, die als Ballkönigin einen goldenen Schuh gewann, hätte sich andere Musik gewünscht. „Sonst hat aber alles gestimmt“, so die Thüringerin.

Für Veranstalter Uwe Meier war der Abend ein „positiver Anfang“. Er möchte den Ball gern wiederholen: Zur Eröffnung der Ausstellung „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ im Schloss im nächsten Jahr.