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Zirkus mit großartiger Artistik

Traditioneller Zirkus muss sein, sonst ist es kein Zirkus. Dazu gehören Tiere. Sich selbst inszenierende „Tierrechtler“ glaubten am Mittwoch vor der Premiere des Zirkus Busch-Roland, dagegen lautstark protestieren zu müssen.

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Von Ernst Günter

Traditioneller Zirkus muss sein, sonst ist es kein Zirkus. Dazu gehören Tiere. Sich selbst inszenierende „Tierrechtler“ glaubten am Mittwoch vor der Premiere des Zirkus Busch-Roland, dagegen lautstark protestieren zu müssen. Ohne jede Kenntnis der tierpsychologischen Literatur, wie ich sogleich feststellen musste.

Es wurde angeboten, dass sie die konkreten Haltungsbedingungen sehen können. Sie lehnten ab – mit den üblichen Phrasen. Eisbärenkönigin Ursula Böttcher sagte dazu: „Die wissen nicht einmal, dass Zirkustiere weit länger leben als in jedem Zoo der Welt und sogar als in der freien Wildbahn.“

Zurück zum Wesentlichen. Der zwölfte Weihnachtszirkus war anders als gewohnt. Szenekenner begeisterte er, da er sich sowohl an der Tradition als auch am Progressiven des Nouveaucirque orientierte. Herausgekommen ist eine Zirkusshow. Direktor Filip Geier-Busch reagiert damit auf die Erfahrungen der letzten Jahre bei dem Stammpublikum. Handwerk allein reicht nicht, Kunst wird es erst durch die künstlerische Einheit der Darbietung in all ihren Komponenten (Story, Musik, Kostüme, Präsentation). Noch in keinem Programm konnte das so deutlich erlebt werden wie dieses Mal.

Innovation bestimmte die einzelnen Nummern sowie die Programmgestaltung. Was seit geraumer Zeit in Monte Carlo bejubelt wird – artistische Leistung wird in der Manege von Orchestermusikern live begleitet – erscheint hier mehrfach. Und kulminiert in einer einzigartigen musikalisch-tänzerischen Show. Das Orchester verdient ein Sonderlob, wenngleich es zur Premiere noch etwas laut war.

Die Vorstellung bewies: Jede der Dressurnummern basiert auf dem Naturverhalten der Tiere und auf einer tiergerechten Beziehung beider Partner. Noch nie habe ich eine ästhetisch so schöne Nummer gesehen wie die mit Afghanen und Lamas. Preisverdächtig für Monte Carlo. Die ungewöhnliche Arbeit an Tücherstrapaten hätte beim Dresdner Rathausmann-Festival garantiert einen Preis gewonnen. Die sensationelle Luftgymnastik der drei Wozniewskis mit Hand-Fuß-Voltigen, wie sie kaum noch gezeigt werden, ist akrobatische Leistung pur.

Fazit: Absolut empfehlenswert.

Zirkus bis 6. Januar auf dem Volksfestgelände. Kartentel.: 84042002