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Lichtblick beim Zirkus Mondial

Wegen der Corona-Pause kämpft das Familienunternehmen bei Kamenz ums Überleben. Tierfreunde halfen jetzt mit Spenden. Doch nun gibt's eine neue Sorge.

Von Reiner Hanke
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Carola (vorn) und Kassandra Spindler vom "Circus Mondial" können aufatmen. Das Futter für die Tiere ist erst einmal gesichert. Wegen Corona muss der Familienzirkus im Winterquartier bei Kamenz bleiben.
Carola (vorn) und Kassandra Spindler vom "Circus Mondial" können aufatmen. Das Futter für die Tiere ist erst einmal gesichert. Wegen Corona muss der Familienzirkus im Winterquartier bei Kamenz bleiben. © René Plaul

Piskowitz/Kamenz. Hansi futtert am liebsten Möhren. Das Zirkus-Lama muss jetzt nicht mehr um seine Lieblingsspeise bangen - dank eines Spendenaufrufes für Tierfutter bei Sächsische.de. Juniorchefin Carola Spindler vom „Circus Mondial“ war zu Ostern völlig aufgelöst: „Ich war verzweifelt aus Sorge um unsere Tiere. Ich wusste nicht mehr, wie wir überleben sollen.“

Seit Mitte März sitzt das kleine Familienunternehmen nun im Nebelschützer Ortsteil Piskowitz bei Kamenz auf einem landwirtschaftlichen Areal fest. Das sollte eigentlich nur das Winterquartier werden. Die Zirkuswagen waren im März schon gepackt für die Tournee, als die Hiobsbotschaft kam: Wegen der Coronavirus-Pandemie konnte der Familienzirkus nicht zu den ersten geplanten Gastspielen aufbrechen. Wittichenau, Königsbrück und Königswartha standen auf der Reiseroute. Die ist geplatzt.

Der Zirkus muss im Winterquartier bleiben: ohne Vorstellungen, ohne Einnahmen und ohne finanzielle Reserven. Die Familienmitglieder sind Tierpfleger, Artisten und Dompteure. Sie können in der Not Hartz VI beantragen, die Tiere nicht: die Pferde, Lamas, Hunde, Ziegen, Hängebauchschweine, Tauben und ein Kamel.

Hafer für die Tiere und Kuchen für die Kinder

Gleich am Tag nach dem Bericht von Sächsische.de rollte ein erster Silageballen aufs Areal. Die Juniorchefin holt ein Büchlein hervor. Dort hat sie die Futter-Spender notiert – von Großdubrau bis Steina. Ein Handwerksmeister kam mit Säcken voller altbackenem Brot und Semmeln vorbei. Die hatte ein Bäcker zur Verfügung gestellt. Außerdem hatte er noch einen Zentner Quetschhafer gekauft und etwas Geld für Futter obendrauf gelegt. Er wolle aber anonym bleiben, weil es ihm und seiner Frau einfach nur Herzenssache sei. Die Tiere seien die letzten in der Kette. Sie können nichts für die prekäre Situation und können sich auch nicht helfen, wie etwa die Zirkusleute und Geld vom Staat beantragen. Für die Kinder im Zirkus gab‘s noch ein Paket Kuchen und Nascherei obendrauf.

Familie Kluge aus Steina spendete einen Rundballen Heu. Die Familie habe selbst Kühe, Schafe und Hühner, Kaninchen Tauben und es gern getan, damit die Zirkustiere keinen Hunger leiden müssen, wenn die Truppe nicht arbeiten darf. Etliche Leute seien auch mit Futterspenden vorbeigekommen. Einer älteren Dame habe die Erinnerung an Zirkus-Erlebnisse das Herz und letztlich auch das Portemonnaie geöffnet. Von dem Geld habe sie Futter- und Zuckerrüben gekauft, sagt die Juniorchefin und klopft zufrieden auf einen Futtersack: „Wir haben uns sehr gefreut und möchten uns bei allen Spendern bedanken. Wir wussten nicht mehr ein und aus, jetzt ist die Stimmung wieder besser.“

Kamel Sambo muss in die Klinik

Auch an den vielen Tagen ohne Vorstellung geht es früh mit Füttern, Ausmisten und dem Wasserwechsel los. Dann müssen die Tiere beim Auslauf in Bewegung gehalten werden. Schließlich wird geprobt. Tochter Kassandra steigt aufs Seil für ihre Balance-Artistik. Mutter Carola Spindler trainiert die quirlige Hunde-Bande für ihre Tiershow.

Aber es ziehen neue Wolken am Mondial-Zirkushimmel auf. Sambo ist derzeit das Sorgenkind der Zirkusfamilie. Das Kamel wurde vor acht Jahren einem Gastspiel in Bad Dürrenberg kurz vor der Show geboren. Jetzt hat es gesundheitliche Probleme. Ein hiesiger Tierarzt habe bereits konsultiert werden müssen, er sei aber eben kein Kamel-Experte. Ein Spezialist müsse her. Die Juniorchefin spricht von einer Blutuntersuchung und Ultraschall. „Wir dachten, dass es Vitaminmangel sein könnte“, so Carola Spindler. Aber so einfach ist es wohl nicht. „Nun müssen wir mit ihm in die Tierklinik an der Uni in Leipzig.“ 

Aber mit Futter sind die Tiere erstmal versorgt. Allerdings wird die Zeit im Notquartier voraussichtlich noch lang. Der Nebelschützer Bürgermeister Thomas Zschornak (CDU) erklärt, dass der Zirkus bleiben könne, bis die Corona-Sperren aufgehoben sind, das sei mit dem Grundstückseigentümer geklärt. Momentan ist der 31. August der Stichtag für  Veranstaltungsbetriebe. Bis dahin sind alle Großveranstaltungen verboten. Auch die Zirkusmanegen müssen geschlossen bleiben: „Wir hoffen, dass wenigstens ab September noch etwas losgeht, wenn wir dürfen, sagt Carola Spindler.

Kamel Sambo gesundheitliche Probleme. Die Zirkusleute müssen mit ihm nach Leipzig in die Tierklinik.
Kamel Sambo gesundheitliche Probleme. Die Zirkusleute müssen mit ihm nach Leipzig in die Tierklinik. © Matthias Schumann

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