Von Matthias Klaus
Zu den beiden berühmten historischen Zittauer Fastentüchern gesellt sich am 1. März ein drittes. In der katholischen Marienkirche an der Lessingstraße wird damit künftig zur Fastenzeit der Hochaltar verhüllt. „Die Idee dazu entstand nach einem Vortrag der Schweizer Restauratorin Mechthild Flury-Lemberg über das Grabtuch von Turin“, erinnert sich der katholische Pfarrer Michael Dittrich. Es wäre schön, in Zittau wieder ein Fastentuch nicht nur im Museum, sondern in Aktion zu haben, vielleicht sogar eine Kopie des berühmten Grabtuches, so der Gedanke.
Giuseppe Ghiberti war darüber, vorsichtig ausgedrückt, zunächst leicht verwundert. Denn das Grabtuch sollte, auch als Kopie, nicht vertikal, sondern horizontal aufgehängt werden, ließ der Monsignor und päpstliche Beauftragte für die Turiner Ikone auf eine entsprechende Anfrage aus Zittau wissen. Schwierig, wenn damit ein Hochaltar verhüllt werden soll. Ghiberti kennt allerdings die hiesigen Verhältnisse bestens. Er war 2006 bereits für zwei Tage zu Gast in Zittau, besuchte unter anderem die Via Sacra. Volker Dudeck, ehemaliger Direktor des Stadtmuseums und heute Geschäftsführer des Vereins Zittauer Fastentücher, begleitete ihn damals. Er begrüßt das Vorhaben drittes Fastentuch. „Eine großartige Sache“, sagt er. Am 1.März will Giuseppe Ghiberti wieder nach Zittau kommen. Den Segen soll der Weihbischof Georg Weinhold sprechen. „Aber ob er kommt, ist aufgrund seiner Gesundheit noch fraglich“, so Michael Dittrich.
Guter Rat in Sachen Grab- und neuem Fastentuch fand sich bei Konrad Riedel. Der Schrift- und Grafikmalermeister stellte bereits die Fastentuch-Präsentationen für Brüssel, Berlin und Rom zusammen. In Absprache mit Pfarrer Michael Dittrich suchte er nun nach einer Lösung, wie eine Kopie des Turiner Grabtuchs in ein Fastentuch „eingebaut“ werden könnte. Heraus kam eine Kombination aus Bibelsprüchen auf Deutsch, Polnisch und Tschechisch und eben dem Grabtuch. „Es war gar nicht so einfach, ein entsprechendes großes Stück Stoff aufzutreiben. Zusammengenäht soll es schließlich nicht sein“, sagt Konrad Riedel, der das Fastentuch in seiner Werkstatt herstellt. Immerhin ist das neue, dritte Zittauer Fastentuch 4,30 Meter hoch.
Aus Turin kam dazu tatsächlich eine Kopie des Grabtuches. Neben einer weiteren in Turin selbst und im österreichischen Göttweig ist es erst die dritte, die herausgegeben wurde. Preis: 1200 Euro. Für Zittau ist das eine Ehre. Die Kopien werden nur an bestimmte Kirchgemeinden ausgegeben.