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Die Region Zittau-Liberec als Ganzes sehen

So wie die Bayern und Baden-Württemberger sollen auch Sachsen bei der Landesentwicklung grenzüberschreitend denken.

Von Holger Gutte
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Ein Blick auf Zittau..
Ein Blick auf Zittau.. © Jens Neumann-Weinbeer/www.zittau

Die Stadt Zittau will sich nicht damit abfinden, dass Städte wie sie, die nicht im Speckgürtel einer Metropole wie Dresden, Leipzig oder Chemnitz liegen, keine oder nur geringe Entwicklungschancen mehr haben. Sie hat eine Studie in Auftrag gegeben, 30 deutsche und 30 tschechische Experten befragt, um deutlich zu machen, dass die Region um die Stadt Zittau nicht an der Grenze endet. Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) greift zugleich die Idee einer Art Sonderwirtschaftszone im Dreiländereck um Zittau wieder auf.

Derzeit hindert die Einstufung der Region Zittau im sächsischen Landesentwicklungsplan eher ihre Entwicklungschancen, als das sie gefördert werden. Im Landesentwicklungsplan sollen in sogenannten Verdichtungsräumen, wie um Dresden, Leipzig, Chemnitz-Zwickau die Potenziale für Innovation und Wachstum mobilisiert werden. Im Ländlichen Raum zu dem bislang die Region Zittau gewertet wird, besteht dagegen das wesentliche Ziel in der Sicherung der Erreichbarkeit und der Daseinsvorsorge.

Zittau nicht als ländlichen Raum betrachten

Mithilfe der Studie und einer Analyse will Zittau ein Umdenken in der Landesregierung bewirken. Denn für die Entwicklungschancen des Hochschul- und Forschungsstandortes Zittau und vielen anderen Bereichen spielt es eine ganz wesentliche Rolle, ob die Sächsische Staatsregierung Zittau als Teil eines grenzüberschreitenden urbanen Verdichtungsraums mit Potenzialen für Innovation und Wachstum betrachtet oder als ländlichen Raum.

Das wird auch begründet. "Erstens orientieren sich sowohl der Freistaat als auch der Bund bei ihren Standort- und Investitionsentscheidungen in den Bereichen Verwaltung, Bildung, Forschung und Verkehr an diesem Gesamtkonzept zur räumlichen Entwicklung", heißt es . Eine Fernbahnverbindung Berlin-Görlitz, die momentan als Entwicklungsimpuls für die Lausitz diskutiert wird, wäre besser darstellbar, wenn sie in einen grenzüberschreitenden Verdichtungsraum Liberec-Zittau und vielleicht sogar weiter nach Prag geführt würde. 

Der Landesentwicklungsplan sendet zudem wichtige Signale an private Entscheidungsträger vom Unternehmensvorstand bis zur Studentin, in welchen Regionen welche Zukunftsaussichten bestehen.

Grenzüberschreitend bietet das Gebiet zwischen Zittau und Liberec große Entwicklungspotenziale. Allein Im Oberzentrum Liberec leben etwa 104.000 Einwohner und im Mittelzentrum Zittau rund 25.000. Beide Städte liegen nur 20 Kilometer voneinander entfernt. Von Liberec aus gesehen, leben im gesamte Entwicklungsraum bis zur deutschen Grenze 197.000 Einwohner. Wenn das Gebiet um Zittau grenzüberschreitend mit dem von Liberec gesehen wird, erfüllt es die sächsischen Kriterien für einen Verdichtungsraum mit all seinen Vorzügen. 

In Bayern und Baden-Württemberg geht es doch auch

Dass man Gebiete trotz unterschiedlicher landestypischer Einstufungen und Kriterien dennoch grenzüberschreitend betrachten kann, wird in Bayern mit der Region Salzburg  und in Baden-Württemberg mit Basel in der Schweiz bewiesen. Sachsen hätte die Chance, dass auch mit Zittau und Liberec, der drittgrößten Stadt Tschechiens und dem größten Ballungsraum von Bevölkerung und Industrie an der deutsch-tschechischen Grenze so zu handhaben. In einer Serie will die SZ das in den unterschiedlichsten Bereichen darlegen.    

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