Von Uwe Kahl
Eine Silbermann-Orgel, wer hätte die nicht gerne. Zittau hatte eine. Es weiß nur kaum noch jemand. Die Orgel stand in der alten Johanniskirche, doch leider wurde sie nach nur 16 Jahren ihrer Existenz am 23. Juli 1757 bei der Beschießung Zittaus durch die Österreicher während des Siebenjährigen Krieges vernichtet.
Größer als in Dresden
Noch weniger bekannt ist die Tatsache, dass die einstige Zittauer Silbermann-Orgel mit ihren drei Manualen und 44 Registern sogar noch umfangreicher als das Werk in der Dresdner Frauenkirche war. Dabei ist die Ansicht der einstigen Orgel durch einen Kupferstich des damaligen Zittauer Zeichenlehrers und Kupferstechers Johann Daniel de Montalegre (1697 bis 1768) überliefert. Der Orgelbauerfamilie Silbermann und ihren drei bedeutendsten Vertretern Andreas, Gottfried und Johann Andreas war bis 6. August im Franziskanermuseum Villingen-Schwenningen eine Ausstellung gewidmet: „Silbermann: Geschichte und Legende einer Orgelbauerfamilie“. Nun wird sie vom 26. August bis 12. November im Badischen Landesmuseum Karlsruhe und im Frühjahr 2007 in Straßburg gezeigt. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen, exemplarisch für alle Silbermann-Orgeln, sieben ausgewählte Werke, die in historischen Originalzeugnissen vorgestellt werden: die Orgeln der Benediktinerabteien von Marmoutier im Elsass, St. Blasien und Villingen im Schwarzwald, die Orgeln der protestantischen Kirche St. Thomas in Straßburg und des Domes in Freiberg (Sachsen) sowie in den Dorfkirchen in Meißenheim (Baden) und Ponitz (Sachsen). Sie werden in ihrer Werkgeschichte sowie unter musik- und kulturgeschichtlichen, konfessionellen und politischen Aspekten betrachtet.
Anlass für die Exposition ist die 2002 abgeschlossene Rekonstruktion der Andreas-Silbermann-Orgel in der Benediktinerkirche in Villingen-Schwenningen.
Bedingt durch die reichhaltige Tätigkeit Silbermanns in Sachsen sind an der Ausstellung zahlreiche sächsische Bibliotheken, Archive und Museen als Leihgeber beteiligt. So hat die Christian-Weise-Bibliothek Zittau einen Sammelband mit historischen Drucken zur Einweihung der Silbermann-Orgel in der Dorfkirche in Ponitz (1737) beigesteuert. Aus den Städtischen Museen Zittau wird der Kupferstich der Zittauer Orgel von Johann Daniel de Montalegre gezeigt.
Zu der Ausstellung ist im Jan Thorbecke Verlag ein umfangreicher Katalog erschienen. Ausführlich wird hier die Orgelbauerfamilie Silbermann in ihren einzelnen Gliedern mit Genealogie, Biographie und Werkverzeichnis vorgestellt.
Ausstellungskatalog: Jan Thorbecke Verlag, 2006. 240 Seiten, 144 Abbildungen.
ISBN 3- 7995-0218-1. 29,90 Euro.
www.silbermann-ausstellung.de