Von Georg Moeritz
Dresden. Das hörte sich gut an: Als der kalifornische Elektronikkonzern IDT den Kauf der traditionsreichsten sächsischen Mikrochip-Firma ankündigte, da stellte er neue „Wachstumsimpulse“ heraus. IDT-Chef Gregory Water gab ein Bekenntnis zum Standort Dresden „als Kompetenzzentrum für den Automobilsektor und für industrielle Anwendungen“ ab. Solche Chips mit Sensoren sind eine Dresdner Spezialität.

Doch inzwischen haben die Käufer den Namen Zentrum Mikroelektronik Dresden AG abgeschafft und sparen auch am Personal. Von 1987 bis 2009 stand das Kürzel ZMD für den Dresdner Kern der Mikroelektronik, danach betonte die Marke mit angefügtem I als ZMDI die Internationalität. Nun heißt das Dresdner Unternehmen nach dem neuen Besitzer IDT Europe GmbH – und soll Stellen streichen.
In Dresden beschäftigt IDT Europe derzeit 221 Mitarbeiter, teilte Geschäftsführer Frank Schulze der SZ mit. Zusätzlich gehören 46 Mitarbeiter in Außenbüros zur Firma sowie 70 in Bulgarien zur Firmengruppe. Laut Schulze stehen in den kommenden Monaten „Umstrukturierungsmaßnahmen“ an. Schon sei eine Vereinbarung mit dem Betriebsrat über den geplanten Stellenabbau geschlossen worden.
Etwa 60 Stellen in Dresden sollen gestrichen werden, zusätzlich müssen auch Mitarbeiter aus drei Büros in anderen deutschen Städten gehen. Zum Teil würden befristete Verträge nicht verlängert. Zudem gebe es ein „Freiwilligenprogramm“, also Geld fürs Ausscheiden. Von Insidern hieß es, IDT biete Abfindungen von anderthalb Monatsgehältern pro Beschäftigungsjahr. Der Betriebsrat wollte noch keine Stellungnahme abgeben, die IG Metall hatte zum Unternehmen noch nie guten Kontakt.
Geschäftsführer Schulze betonte, es komme nicht zum Abbau vollständiger Bereiche. Er hatte auch eine gute Nachricht: Die Produktion der Chips, die in den Dresdner Büros entworfen werden, finde wie bisher in der Dresdner Chipfabrik von X-Fab statt. Das ist die ehemalige Fabrik von ZMD, die 2007 verkauft wurde und gut 400 Mitarbeiter hat.
Nüchtern kommentierte der ehemalige ZMD-Vorstand Professor Bernd Junghans die Entwicklung. Er war in den 80er-Jahren Projektleiter für den 1-Megabit-Chip aus Dresden und wurde 2001 erneut in die Chefetage geholt. Junghans sagte der SZ, der Namenswechsel nach einem Verkauf sei normal, wenn auch für Dresden nicht erfreulich. Für schlimmer halte er den zunehmenden Bedeutungsverlust der Mikrochip-Branche in Sachsen insgesamt.