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Zuckerfabrik soll keine Industriebrache werden

Mit einem ungewöhnlichen Vorstoß mischt sich Löbau jetzt offiziell in „Privatangelegenheiten“ ein: Obwohl die Südzucker AG Eigentümer des still gelegten Fabrikgeländes an der Görlitzer Straße ist, will die Stadt die Zukunft des Standorts in die eigenen Hände nehmen. Das hat der Stadtrat jetzt mehrheitlich beschlossen.

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Von Jana Ulbrich

Löbau. „Bloß nicht noch eine Industriebrache“, sagt Löbaus Oberbürgermeister Dietmar Buchholz (parteilos). Denn von denen hat die Stadt am Berge schon mehr als genug auf dem Halse: Die alte Malzfabrik und die Vegro in der Fichtestraße zum Beispiel oder den Margothof. „Die Gebäude verschandeln das Stadtbild, und wir müssen zusehen, wie sie weiter verfallen“, weiß der OB.

Das Problem: Die Fabrikruinen sind im Privatbesitz, den Eigentümern fehlt es an Finanz- und Vermarktungskraft, und die Einflussmöglichkeiten der Stadt sind äußerst gering. „Höchstes, wenn jemandem ein Dachziegel auf den Kopf zu fallen droht, können wir einschreiten“, umschreibt Löbaus Baudezernent Wolfgang Winkler das Problem. Man habe zwar schon mehrere Gespräche mit den Besitzern geführt, aber eine Nachnutzung wird immer unwahrscheinlicher. Ein Abriss allerdings scheitert am Geld.

Mit dem Zuckerfabrik-Gelände soll das nicht auch noch passieren. Deshalb geht Löbau jetzt einen ungewöhnlichen Weg: Das Gelände wird im Auftrag der Stadt als künftiger Industrie- und Gewerbestandort beplant. Eigentlich wäre dafür die Südzucker AG zuständig, die Eigentümerin der Flächen und Immobilien ist. Doch werden die Entscheidungen in der Konzernleitung auch im Sinne der Stadt sein?

„Deshalb ist es besser, wir kümmern uns gleich von Anfang an selbst“, erklärt der OB. So könne man eigene Vorstellungen und Pläne für künftige Nachnutzungsmöglichkeiten festschreiben und die Dinge schneller vorantreiben, sagt er. Dass das natürlich in enger Zusammenarbeit und im Einvernehmen mit der Südzucker AG geschehe, sei selbstverständlich.

Ziel ist es, möglichen Investoren bei Bedarf sofort detaillierte Planungsunterlagen und eine exakte Standortbeschreibung vorlegen zu können. „Das ist doch zehnmal besser, als ihnen eine Industriebrache zu zeigen“, ist der Oberbürgermeister sich sicher.

Die Bedenken eines Stadtrates, das alles könnte am Ende nichts weiter als ein Schubladenpapier werden, will er nicht gelten lassen. „Besser ein Papier, das man bei Bedarf aus der Schublade holen kann, als gar kein Konzept“, sagt er.

Ob es bereits mögliche Interessenten für die Nachnutzung des Geländes gibt, bleibt unklar. Über die Verhandlungen um die Ansiedlung eines Bioraffineriezentrums zumindest ist Stillschweigen vereinbart.

Mit 40 000 Euro wird die Planungsstudie vom sächsischen Wirtschaftsministerium gefördert. 10 000 Euro müsste die Stadt noch selbst aufbringen. Hier soll die Südzucker AG helfen, die zugesichert habe, sich zu beteiligen, erklärt Buchholz. „Hier geht es schließlich um den Erhalt von Arbeitsplätzen“, sagt er. 30 ehemalige Mitarbeiter bekamen mit der Schließung des Löbauer Zuckerwerks zum Jahresanfang die Kündigung. Schon deshalb habe die Neuvermarktung des Standorts eine „hohe arbeitsmarktpolitische Bedeutung“ Auf ein Wort