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Zuflucht Strehla

Normaler Tourismus ist in diesen Zeiten nicht möglich. Aber mit dem Wohnmobil an der Elbe übernachten - das geht.

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Station in Strehla: Familie Christof aus dem Raum Wilsdruff hat mit den Rädern gerade eine Tour auf dem Elberadweg von Strehla nach Mühlberg absolviert. Vater Uwe (50), Tochter Mona (13) und Mutter Michaela (46).
Station in Strehla: Familie Christof aus dem Raum Wilsdruff hat mit den Rädern gerade eine Tour auf dem Elberadweg von Strehla nach Mühlberg absolviert. Vater Uwe (50), Tochter Mona (13) und Mutter Michaela (46). © Christian Kluge

Von Christian Kluge

Strehla. Kaum sind die ersten Ausflüge in der Corona-Krise wieder erlaubt, füllt sich auch die gepflasterte Freifläche nahe der Elbfähre in Strehla wieder mit Wohnmobilen. Knapp zehn Fahrzeuge mit ihren Nutzern haben sich am ersten Maiwochenende dort eingefunden. Manche relaxen nur draußen in der Sonne im Windschatten ihres Fahrzeugs und lesen ein Buch, andere unternehmen Touren auf dem Elberadweg.

So wie Familie Christof aus der Wilsdruffer Ecke, die das erste Mal nach Strehla gekommen ist. „Wir sind heute bis zur Mühlberger Elbbrücke und zurück geradelt“, erzählt Papa Uwe, der mit seinen zwei Töchtern Mona und Ellen sowie Ehefrau Michaela am frühen Nachmittag entspannt in der Essecke sein Mittagessen genießt.

Zum Thema Coronavirus im Landkreis Meißen berichten wir laufend aktuell in unserem Newsblog!

„Hier an der Elbe in Strehla ist es schön ruhig. Die normalen Campingplätze sind ja eh alle geschlossen. Wir haben schon Donnerstag und Freitag hier übernachtet. Dann sind wir in die Dahlener Heide gefahren und haben dort eine Radtour gemacht“, sagt Mama Michaela, die ihr Wohnmobil nicht mehr missen möchte.

Schon seit 2015 ist Familie Christof jedes Jahr im Urlaub per Wohnmobil unterwegs. Papa Uwe freut das sehr: „Früher haben wir uns eines geliehen, aber im Vorjahr dieses Modell der Marke Adria gekauft.“ 

Einen fünfstelligen Preis kostete das 7,40 Meter lange mobile Heim, aber sechsstellig geht bei diesen großen Fahrzeugen auch problemlos. „Seitdem haben wir schon über 10.000 Kilometer auf dem Tacho.“

Karpaten-Urlaub wird gestrichen

Wie das? Ganz einfach: Im Vorjahr ging es gleich mal Richtung Riga und Tallin, also nach Lettland und Estland. Die einfache Strecke nach Tallin ist 1.600 Kilometer lang.

 Aber: „Da war total wenig los an den Stränden, und wir konnten auch gut radeln in den Städten.“ Genussurlaub pur also für die Christofs, die in den Jahren zuvor mit den Mietfahrzeugen auch schon in Norwegen, Schweden und Frankreich geurlaubt haben.

„Uns gefällt das. Mit dem Wohnmobil sind wir sehr flexibel“, sagt die 46-jährige Michaela Christof. „Und wir buchen nichts vor, sondern schauen uns auf gedruckten Reiseführern einfach an, welche Campingplätze wir ansteuern können – obwohl wir auch GPS im Auto haben. Und schlechte Erfahrungen haben wir noch nirgendwo gemacht.“

Und wo soll es in diesem Corona-Jahr hingehen? Papa Uwe: „Eigentlich wollten wir durch die Karpaten bis ans Schwarze Meer fahren. Aber das wird wohl angesichts der Lage nichts werden. Dann machen wir eben in Deutschland Urlaub.“ Der nächste Kurztrip wird vielleicht Himmelfahrt über die Bühne gehen - wenn nichts dazwischen kommt. „Schließlich haben wir auch noch ein Zuhause.“

Der Platz in Strehla bietet eine schöne Aussicht auf das gegenüberliegende Lorenzkirch.
Der Platz in Strehla bietet eine schöne Aussicht auf das gegenüberliegende Lorenzkirch. © Eric Weser

Ganz am anderen Ende des Strehlaer Wohnmobil-Refugiums steht das Fahrzeug von Eleonore Seegy und Jan Louwerse – mit Erfurter Kennzeichen. „Ja, stimmt, wir sind aus Erfurt, ziehen aber jetzt nach Riesa um. Wir sind eine Woche hier und wollten die Gegend mal besser kennenlernen“, erzählt Eleonore Seegy. „Eine Wohnung haben wir schon gefunden. Schließlich brauchen wir in Deutschland einen festen Wohnsitz.“

Eigentlich braucht das Paar genau den nicht, aber Vorschrift ist Vorschrift. „Wir sind ja erst seit wenigen Wochen wieder zurück in Deutschland“, sagt Jan Louwerse. „Bis die Corona-Krise kam, haben wir Inselhopping auf den Kanaren gemacht.“ Dafür hat das Pärchen auch die 36-stündige Überfahrt mit der Fähre auf sich genommen.

Louwerse – ein gebürtiger Holländer – hatte schon viele Jahre Wohnmobil-Erfahrung, bevor er Eleonore Seegy kennenlernte, die nach 40 Jahren Ehe erneut auf Partnersuche ging. 

„Wir haben uns erst vor vier Jahren in Portugal kennengelernt“, erinnert sich Louwerse. „Da war ich damals zwei Jahre Dauercamper.“ Sieht man, die Bräune seiner Haut von der Zeit dort und den Kanaren hält immer noch an.

Kosten sprechen gegen Ausbau

Und was halten die beiden nach einer Woche Urlaub auf dem kostenfreien Stellplatz an der Elbe in Strehla? „Ein wunderschöner Platz zum Entspannen“, lächelt Seegy.

 „Aber geradelt sind wir hier nicht. Unsere beiden Fahrräder müssen wir erst mal zur Reparatur in die Werkstatt bringen. Irgendwelche elektrischen Anschlüsse vermissen wir hier auch nicht. Ein Frischwasseranschluss wäre allerdings gut. Und eine Möglichkeit, die Bordtoilette zu entleeren.“

Dafür ist das Pärchen dann mit seinem Wohnmobil der Marke Sunlight – den Service wollen sie dann später bei Bäwo Caravaning auf der Lommatzscher Straße in Riesa durchführen lassen - nach den ersten paar Tagen extra zu einer speziellen Anlage nach Meißen gefahren.

Stellt sich nun die Frage, ob und was Strehlas Stadtverwaltung mit dem Geheimtipp am Ufer gegenüber von Lorenzkirch in nächster Zeit vielleicht plant. Eine aktuelle Anfrage blieb zunächst unbeantwortet.

Letztlich ist zu vermuten, dass die Kosten gegen einen Ausbau sprechen: Dazu hatte Heiko Zscheile von der Freien Wählergemeinschaft (FWG) schon im Mai 2019 eine Schätzung präsentiert. 

Peppt Strehla seinen Elbestellplatz technisch auf und kann dann beispielsweise Gebühren von vier Euro pro Tag und pro Wohnmobil erheben, ergäbe das theoretisch Einnahmen von rund 2.000 Euro in den acht Saisonmonaten von März bis Oktober – bei zwei Fahrzeugen am Tag.

Dem gegenüber würden geschätzte Kosten von rund 25.000 Euro entstehen, um notwendige Leitungen von der Bundesstraße bis zur Elbe zu legen und nur eine einzige Versorgungssäule für vier Wohnmobile aufzustellen. 

Ein Frischwasseranschluss war in den Schätzungen noch nicht enthalten. Bleibt abzuwarten, wie die Geschichte des Strehlaer Elbeparkplatzes weitergeht.

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