Von Jan Lange
Sven Ehrig und seine Familie gehörten zu den Ersten, die in der Eigenheimsiedlung „Am Walde“ in Eichgraben gebaut haben. 2002 bezogen sie ihr Haus, vor ihnen hatte sich lediglich Familie Hentschel an diesem Standort niedergelassen. Hentschels hatten zwei Jahre früher ihr Einfamilienhaus gebaut. Der große Bauboom ist danach nicht ausgebrochen: Nur vier weitere Eigenheime sind den Folgejahren entstanden, das letzte vor mehr als zehn Jahren. Dabei umfasst die gesamte Siedlung „Am Walde“ 22 Parzellen. Auf den 16 freien Grundstücken wuchert das Gras.
Das soll sich nun ändern. Die Stadt will den Baustandort in Eichgraben attraktiver machen. Die gestalterischen Festsetzungen im Bebauungsplan sollen gelockert werden, um das Interesse an den Grundstücken zu erhöhen. Es habe in der Vergangenheit zwar einige Nachfragen gegeben, erklärt Stadtsprecher Kai Grebasch. Doch wirklich gebaut wurde am Ende nur selten. Demnächst soll wieder ein neues Haus entstehen. Wie Sven Ehrig, der inzwischen Ortsbürgermeister von Eichgraben ist, weiß, liege die Baugenehmigung vor. Er geht davon aus, dass noch im Frühjahr die Bauarbeiten starten.
Die anderen potenziellen Kaufinteressenten seien durch die strikten Vorgaben an der Umsetzung ihrer Bauvorhaben gehindert worden, glaubt Grebasch. So müssen die Wohngebäude beispielsweise Satteldächer mit einer Dachneigung von 38 bis 45 Grad haben. Die einzelnen Grundstücke dürfen lediglich mit Laubhecken oder Holzzäunen begrenzt werden. Auch die maximale Höhe der Grundstücksbegrenzung und die Ausrichtung des Giebels sind vorgeschrieben. Darüber hinaus müssen zehn Prozent der Fläche mit mindestens zwei standortheimischen Laubbäumen oder zwei hochstämmigen Obstbäumen bepflanzt werden. Einige dieser Regelungen sollen nun gelockert und verändert werden. Das betreffe nach Grebaschs Worten zum Beispiel die Dachform und die Dachneigung, wie auch die zulässige Höhe der Wohngebäude.
Wie genau die Änderungen aussehen sollen, ist allerdings noch nicht klar, da das Verfahren laut Grebasch noch ziemlich am Anfang stehe. Das Referat Stadtplanung ist im Moment dabei, einen Entwurf zu erarbeiten. Dieser werde dann zuerst dem Technischen und Vergabeausschuss sowie dem Ortschaftsrat Eichgraben vorgelegt. Ehrig rechnet damit, dass sich die Ortschaftsräte im April mit dem Entwurf der neuen Bebauungssatzung beschäftigen werden. Denn wie Grebasch mitteilt, soll voraussichtlich schon im kommenden Monat auch der Stadtrat über die Vorlage entscheiden. Bei Sven Ehrig rennt die Stadt mit den geplanten Korrekturen offene Türen ein. Er sei Änderungen gegenüber sehr aufgeschlossen, habe grundsätzlich nichts dagegen, dass der Eigenheimstandort attraktiver werden soll. Der 52-Jährige hat selbst seine Erfahrungen mit den engen Vorgaben gemacht. An das Eigenheim hätte er gern noch angebaut. Doch bei diesem Anbau hätte es sich entsprechend den Festsetzungen nur um einen „Schlauch“ von zwei Metern handeln dürfen. Das war der Familie zu wenig, deshalb baute sie innerhalb des Einfamilienhauses um.
Auch wenn die Bauvorgaben durch die Stadt gelockert werden, eines kann die Verwaltung kaum verbessern: die fehlende Infrastruktur. Der nächste Supermarkt ist immerhin über zwei Kilometer entfernt und auch zum nächsten Hausarzt ist es nicht viel kürzer. Das habe auch den einen oder anderen Interessenten abgeschreckt. Vermutlich, meint Grebasch, habe auch der hohe Preis von 45 Euro pro Quadratmeter Bauland eine Rolle gespielt, dass in den vergangenen Jahren nur selten in der Eigenheimsiedlung gebaut wurde. Denn viele umliegenden Gemeinden bieten interessierten Häuslebauern deutlich niedrigere Grundstückspreise an.
Immerhin gab es laut Grebasch für die Siedlung „Am Walde“ in den zurückliegenden 14 Tagen wieder zwei Anfragen. Ob aus diesen am Ende wirklich neue Eigenheime entstehen und ob die Interessenten schon nach den gelockerten Festlegungen bauen können, werden die kommenden Wochen zeigen.