Von Stephan Klingbeil
Nach dem Tod des Schlossherren Jan-David Horsky liegt dessen Räumungsklage gegen den Verein Studienstätte Schloss Nöthnitz auf Eis. Eigentlich sollte am Freitag vor dem Amtsgericht Dippoldiswalde dazu verhandelt werden. Doch im Hinblick auf die Beerdigung am selben Tag hielt das Klägeranwalt Ralf Rothhaar für „pietätlos“. Der Zivilprozess wurde abgesagt und auf unbestimmte Zeit unterbrochen.
„Den Hinterbliebenen gilt mein ehrliches Beileid“, erklärte am Freitag Alexander Freiherr von Finck. Der Bannewitzer Stadtrat ist Mitglied des Nöthnitzer Vereins. „Wir warten jetzt ab, was hinsichtlich des Rechtsstreits passiert.“ Laut dem Amtsgericht Dippoldiswalde liegt es jetzt womöglich an den Erben, ob sie die Räumungsklage von Horsky aufrecht erhalten wollen.
Horskys Anwalt Rothhaar machte jedoch auf Anfrage der SZ deutlich, dass die Klägerseite an der Räumungsklage festhalten will. Zu unterschiedlich sind die Ansichten, zu tief mittlerweile die Gräben der Prozessbeteiligten. Denn der Streit läuft nun fast seit drei Jahren.
Außergerichtlich einigen konnten sich Verein und Horsky nicht. Streitpunkt war stets, unter welchen Bedingungen die Studienstätte wieder ins Schloss einziehen darf. So scheiterte 2011 eine Einigung, bei der Horsky dem Verein anbot, drei Räume im Erdgeschoss zu nutzen, die er sanieren lassen wollte. Laut von Finck sei das Angebot aber unseriös, auch weil jene Räume noch vermietet seien. Eine Rückkehr der Studienstätte in die Beletage im ersten Stock schloss Horsky aber aus. So soll das Gericht klären, ob der Verein seine bisherigen Räume dort aufgeben muss.
Angehörige wollen Kooperation
Die Studienstätte will das kulturelle Erbe des Schlosses pflegen. Sie veranstaltet Vorträge, Lesungen, Ausflüge und Konzerte. Derzeit finden die Veranstaltungen im Bürgerhaus statt. Geplant sind von Finck zufolge auch Vorträge über den Altphilologen Johann Joachim Winckelmann und Friedrich den Großen in der Sächsischen Landesbibliothek in Dresden. Darüber soll bei dem Treffen der Vereinsmitglieder am 9. März beraten werden.
Dort wird sicher auch der Rechtsstreit um den Verbleib der Studienstätte im Schloss Thema sein. Denn Horsky versagte dem Verein seit dem Verkauf des Anwesens von Viktor Freiherr von Finck im April 2009 den Zutritt in die bisherigen Schlossräume der Studienstätte.
Der Verein pocht aber darauf, dass sein Mietvertrag bis 2022 gilt. Der Kläger habe diesen aber gekündigt, nachdem Mietzahlungen angeblich ausblieben und private Bereiche des Anwesens widerrechtlich betreten worden seien. Vertreter der Studienstätte bestreiten das.
Angehörige Horskys sagten gestern der SZ, dass sie nichts gegen den Verein hätten. Man würde gern mit der Studienstätte zusammenarbeiten, hieß es. Das Angebot, dass der Verein die drei Räume im Erdgeschoss und den Jagdsaal daneben nutzen könnten, stehe weiterhin.