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Zum Glück gibt’s den Bäcker um die Ecke

Wegen der Corona-Krise steht Gerd Zschiesche jetzt schon um Mitternacht in der Roßweiner Backstube – und verkauft mehr Kuchen.

Von Elke Braun
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Bäckermeister Gerd Zschiesche beginnt jetzt schon zwei Stunden früher mit der Arbeit in der Backstube an der Roßweiner Stadtbadstraße. Das ist notwendig, um Produktion und Verkauf voneinander zu trennen.
Bäckermeister Gerd Zschiesche beginnt jetzt schon zwei Stunden früher mit der Arbeit in der Backstube an der Roßweiner Stadtbadstraße. Das ist notwendig, um Produktion und Verkauf voneinander zu trennen. © Dietmar Thomas

Roßwein. Für Bäckermeister Gerd Zschiesche beginnt der Arbeitstag eigentlich nachts um Zwei. Weil er und sein Geselle aber möglichst wenig Kontakt zum Verkaufspersonal haben wollen, steht er nun schon zwei Stunden früher in der Backstube.

Um 1 Uhr beginnt auch der Geselle mit der Arbeit. „Wir trennen Produktion und Verkauf, um damit das Risiko einer Ansteckung mit dem Corona-Virus zu minimieren“, so der Bäckermeister.

Auch im Geschäft an der Stadtbadstraße hat der 43-Jährige umgebaut. Der Verkaufstresen wurde in Richtung Tür gerückt, und eine Plexiglasscheibe trennt Verkäufer und Kunden voneinander. Die Ladentür bleibt während der Öffnungszeiten auf, damit die Klinke als Übertragungsweg ausscheidet. Und auch in der Produktion achtet der Bäcker jetzt noch mehr auf Hygiene. „Das machen wir schon immer, aber jetzt noch intensiver“, sagt er.

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Zschiesche hat beobachtet, dass sich der Kundenstamm in den zurückliegenden Wochen verändert hat. „Einige Stammkunden vermissen wir. Andererseits kaufen Kunden jetzt regelmäßig ein, die für uns neu sind“, sagt er. Aufgefallen ist ihm außerdem, dass jetzt mehr Kuchen über die Ladentheke geht. 

„Anscheinend gönnen sich viele Roßweiner, die wegen der Pandemie zuhause oder im Homeoffice sind, ab und zu nachmittags zum Kaffeetrinken etwas Süßes“, mutmaßt er. Das Verkaufsfahrzeug der Backstube ist nach wie vor in den Roßweiner Ortsteilen unterwegs. Das werde gerade von den älteren Kunden noch mehr als sonst genutzt.

Für den Familienvater hat sich mit Corona auch daheim einiges verändert. Die beiden kleinen Kinder, ein halbes Jahr und zwei Jahre alt, können derzeit nicht in die Kita. Sie werden von Gerd Zschiesches Frau, deren Geschäft in Döbeln geschlossen hat, zuhause betreut. 

Weil sich der Bäckermeister morgens nach seiner Schicht erst einmal schlafen legt, müssen die Kinder leise sein. Auch vor ihrem Mittagsschlaf, vor dem sie sonst immer nochmal lautstark erzählen. „Da wäre ich sofort wach“, sagt Gerd Zschiesche. 

„Und wenn wir nachmittags mal spazieren gehen, achten wir darauf, dass wir nicht am Spielplatz vorbeikommen.“ Die Zweijährige würde es nicht verstehen, wieso sie nicht auf die Rutsche darf, sagt Gerd Zschiesche und lacht. Dagegen sei sein großer Sohn, der die Schule besucht, pflegeleicht. „Da müssen wir lediglich mal über die Aufgaben schauen.“

Angst davor, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, hat Zschiesche nicht und sieht sich deshalb auch nicht als Corona-Held. „Ich mache ja meine Arbeit eigentlich wie immer.“ Der Bäckermeister meint, dass die Verkäufer durch den Kundenkontakt mehr gefährdet sind. Deshalb habe er das Personal noch einmal besonders belehrt. 

Mit der Bereitstellung von Backzutaten, die er über die Genossenschaft für Bäckereibedarf (BÄKO) bezieht, gebe es keine Probleme. Schwieriger geworden sei dagegen die Bereitstellung von Hygieneartikeln, wie Einmal-Handschuhe und Desinfektionsmittel für Hände und Flächen, die derzeit vermehrt gebraucht werden.

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