Von Angelika Dornich
Am gestrigen 1. September sind es 30 Jahre her, dass Werner Benkißer seinen Dienst als Facharzt für Anästhesie und Intensivtherapie im Krankenhaus Ebersbach aufnahm. Er baute hier die Intensivstation auf und ist seit 1990 auch leitender Chefarzt des Kreiskrankenhauses Löbau.
Nein, eine Jubiläumsfeier gab es weder gestern im Ebersbacher Krankenhaus, noch steht sie heute an. Denn Chefarzt Werner Benkißer macht derzeit Urlaub. Gemeinsam mit seiner Frau und einem seiner zwei Enkel auf der Insel Sylt. Er hat sich damit einen Wunsch erfüllt: Auf der Nordseeinsel widmet er sich hauptsächlich einer Weiterbildung. Im Krankenhausalltag bleibt ihm dazu wenig Zeit. Der wird ihn aber auch im „Arbeitsurlaub“ nicht loslassen, denn gerade in diesen Tagen schweifen seine Gedanken vermehrt nach Ebersbach.Als gerade frisch ausgebildeter Facharzt für Anästhesie und Intensivtherapie kam der aus Apolda Stammende am 1. September 1972 von der Uni-Klinik Jena hierher. „Dr. Koch, der im selben Jahr in Ebersbach chirurgischer Chef und ärztlicher Direktor wurde, hatte mich angesprochen, ob ich nicht als Anästhesist mitkommen würde“, erzählt Benkißer.
Intensivstation
aufgebaut
Der damals 31-jährige nahm die Aufgabe an, das Fachgebiet Anästhesie und Intensivtherapie im Ebersbacher Krankenhaus aufzubauen. „So war ich damals zugleich als Chefarzt, Oberarzt, Stationsarzt und Assistenzarzt tätig“, sagt Benkißer. Zunächst galt es, eine leistungsfähige Narkoseversorgung abzusichern. „Den Grundstock dafür hatten so verdienstvolle Kollegen wie der Zahnarzt Dr. Tschursch, der Hals-, Nasen-, Ohrenarzt Dr. Gräfe und Herr Medizinalassistent Herbst gelegt“, berichtet er. Danach wurde die Intensivstation eingerichtet und ab 1981 die schnelle medizinische Hilfe zum eigenständigen Bereich entwickelt. „Es ist auch alles wunderbar gelungen, weil ich immer die entsprechenden Mitarbeiter und auch übergeordneten Leiter zur Seite hatte“, erklärt Benkißer. „Ganz besonders begleitet haben mich auf diesem Weg Elisabeth Nebe, die in Jena leitende Anästhesie-Schwester war und nach Ebersbach mitkam. Und bis zum heutigen Tag Oberarzt Dr. Sterzel.“ Auch an Oberpharmazierat Christian Scheibner denkt Benkißer: „Er war im damaligen Kreis Löbau Vorsitzender des Bereiches Pharmazie und Medizintechnik. Durch ihn haben wir die erste zentrale Überwachungsanlage erhalten.“ 1975 wurde dann in Ebersbach die erste multidisziplinäre Intensivstation Ostsachsens in Betrieb genommen. Hier konnten alle chirurgischen, Herznotfälle sowie die der inneren Medizin aufgenommen werden. „Wir haben uns auch sehr zeitig der weiteren Profilierung auf besonderen Gebieten gestellt und das Behandlungsniveau in Ebersbach auf einen hohen Stand gebracht“, sagt Benkißer.
Gewaltige
Umstellungen
1990 wurden die damaligen stationären Bereiche in Ebersbach, Löbau und Herrnhut mit insgesamt 481 Betten zum Kreiskrankenhaus Löbau zusammengefasst. Wolfgang Benkißer wurde leitender Chefarzt. Und medizintechnisch gab es einen großen Schub. „Da ist es zu Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten gekommen, von denen wir vorher nicht mal geträumt haben“, erinnert er sich. So wurden beispielsweise „ganz schnell“ Ultraschalluntersuchungen eingeführt, und 1993 wurde im Ebersbacher Krankenhaus der erste Computertomograph im Landkreis in Betrieb genommen. Einige große Operationen konnten mit der modernen Technik zu kleinen Eingriffen umgewandelt werden. Die Verweildauer der Patienten ging zurück, die Bettenzahl sank auf derzeit 289.
„Das Neue brachte uns aber auch Nachteile“, schneidet Benkißer an. Die Zeit für die unmittelbare Fürsorge der Patienten wurde und wird immer weniger. Zudem lässt der medizinisch-technische Fortschritt die Kosten explodieren. „Als Chefarzt bin ich aber auch Manager und mitverantwortlich für die finanzielle Situation des Krankenhauses“, äußert er nicht gerade glücklich darüber. Und er blickt besorgt in die Zukunft: „Die Attraktivität unseres Berufes leidet und auch die Stellung des Arztes in der Gesellschaft.“ Nur etwa die Hälfte der jährlichen Absolventen nähmen die praktische Arbeit auf… „Die Bildung eines Kreiskrankenhauses unter dem Dach einer GmbH ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung, der mit Bedacht, Zielstrebigkeit und Partnerschaftlichkeit vollzogen werden sollte“, sagt der Ebersbacher Chefarzt.