Von Carmen Schumann
Schmochtitz. In Afrika kann man viel lernen, vor allem Geduld. Das weiß Friedrich Winter aus seinen Erfahrungen, die er in Uganda sammeln konnte. 2007 und 2008 war der Pfarrer in Adjumani im Norden von Uganda. Seitdem besucht er das Land immer wieder, um seine Kontakte aufzufrischen. Und dies, obwohl es Friedrich Winter gesundheitlich nicht gut geht. Dass er seine schwere Leukämie-Erkrankung überstanden hat, erfüllt ihn mit Dankbarkeit. Die Geduld, die er von den Afrikanern gelernt hat, half ihm auch, mit der Krankheit umzugehen.
Ende November ist Friedrich Winter von seiner jüngsten Afrika-Reise zurückgekehrt ins Bischof-Benno-Haus Schmochtitz, wo er seit drei Jahren wohnt. Den Mitarbeitern der katholischen Bildungsstätte will er nun auch bei ihrer Weihnachtsfeier anhand von Fotos und Videos von Afrika berichten. Friedrich Winter ist gern bereit, auch vor anderen Interessenten über seine Arbeit und seine Eindrücke zu sprechen. Denn er findet, es gibt durchaus Parallelen zur Flüchtlingssituation in Deutschland. Friedrich Winter sagt, dass nicht die materielle Hilfe das Wichtigste ist, sondern dass man Flüchtlingen das Gefühl des Angenommenseins vermittelt.
Miteinander von Einheimischen und Flüchtlingen
Im Norden Ugandas leben viele Flüchtlinge aus dem Sudan. Der Pfarrer beobachtete ein gutes Miteinander von Einheimischen und Flüchtlingen, was wohl auch daraus resultierte, dass sie den gleichen Volksgruppen angehören und die gleiche Sprache sprechen. Dennoch hätten die Flüchtlinge aus dem Sudan eine große Sehnsucht nach ihrer Heimat verspürt. Um ihnen den Neustart in der alten Heimat zu erleichtern, hatte Friedrich Winter zusammen mit seinen Mitstreitern vom Jesuiten-Flüchtlingsdienst ein Nähmaschinenprojekt ins Leben gerufen. Insgesamt 130 aus China eingeführte „Singer“-Nähmaschinen mit Fußantrieb wurden aus Spendenmitteln angeschafft. An drei Tagen wurde interessierten Frauen das Nähen an diesen Maschinen, die ohne Strom auskommen, beigebracht. „Mit solchen kleinen überschaubaren Projekten kann man viel Gutes bewirken“, sagt Friedrich Winter. Besonders beeindruckt hat ihn, mit welcher Stärke die Frauen ihr Leben meistern. „Die Frauen tragen diese Gesellschaft“, sagt er.
Schwer, die Verhältnisse zu durchschauen
Bei seinem jüngsten Besuch war Friedrich Winter mit Mitgliedern des Rotary-Clubs Riesa unterwegs. In der Stadt hatte er ursprünglich Metallurge gelernt und nach seinem Theologie-Studium bis 2006 als Pfarrer gewirkt. Wegen seiner schweren Erkrankung zog er sich dann nach Schmochtitz zurück, um „einen Platz zum Sein zu finden“, wie er sagt.
Inzwischen habe wieder ein Flüchtlingsstrom aus dem Süd-Sudan nach Uganda eingesetzt. Es sei schwer, die Verhältnisse dort zu durchschauen. Er selbst habe lange dazu gebraucht. Winter und die anderen Besucher informierten sich über die Arbeit der Caritas zur Resozialisierung von Kindersoldaten und besichtigten eine Krankenstation, die dringend einen Zaun benötigte, der mit dem Erlös aus einem Benefizkonzert in Riesa errichtet werden konnte.
Wer sich für einen Vortrag mit Pfarrer Friedrich Winter interessiert, kann sich im Bischof-Benno-Haus unter 035935 220 melden.