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Zurück nach einem Jahr USA

Victoria Gruner gewann ein Bundestagsstipendium – und lobt das amerikanische Schulsystem. Aber studieren will sie dort nicht.

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Von Sara Gläser

Überglücklich strahlt sie ihre Mutter an. Das Grinsen kann sie gar nicht mehr ablegen. Victoria Gruner freut sich, wieder in Deutschland zu sein. Ungeduldig sitzt sie auf ihrem Stuhl und kann es kaum erwarten, von ihren Erfahrungen im Ausland zu erzählen. Vor knapp einem Jahr – genau am 31. August – startete ihr Flugzeug in die USA. Cincinnati (Ohio) war nun für ein Schuljahr Victorias neue Heimat. In dieser Zeit kam sie bei einer Gastfamilie unter. „Die Familie hatte fünf Kinder. So große Familien sind in Ohio normal. Unnormal wäre es eher, wenn man, wie ich, nur einen Bruder hat“, erzählt sie. Die Schülerin lebte sich schnell in den USA ein und kam auch mit der Sprache gut zurecht. „Es dauert nicht lange, und ich hatte mich so daran gewöhnt, dass ich sogar in Englisch dachte und fühlte“, sagt Victoria. Dadurch habe sie auch nie ernsthaft Heimweh gehabt. „Zwischen all dem Neuen und Aufregenden hatte ich am Anfang schon ab und zu diesen Moment, in dem ich dachte: Was habe ich getan!“, erinnert sich Victoria Gruner schmunzelnd. Von der Schule und dem dortigen System ist sie begeistert. Sie findet gut, dass sie, anders als in Deutschland, sich den Stundenplan selbst erstellen konnte. „Es gibt ein paar Pflichtfächer, die man belegen muss. Danach kann man sich ganz auf seine Stärken und Interessen konzentrieren.“ Alle gehen zusammen auf eine Schule. Welchen Abschluss man bekommt, hängt am Ende von den selbst gewählten Kursen und deren Schwierigkeitsgrad ab. Positiv war auch das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler, das viel entspannter gewesen sei, als hier. In den USA gibt es insgesamt weniger Ferien, doch das Angebot an Freizeitbeschäftigungen ist sehr groß. Oft bleiben die Jugendlichen noch länger in der Schule, um sogenannte „Clubs“, also freiwillige Kurse, zu besuchen. „Ich habe mich an American Football für Mädchen versucht und endlich verstanden, wie das Spiel funktioniert“, lacht die zurückgekehrte Oberhermsdorferin.

Zwei Jahre Abitur auf dem Weißeritzgymnasium liegen noch vor ihr. Was sie danach machen möchte, weiß die heute 17-Jährige jedoch noch nicht genau. „Ich werde wahrscheinlich in Deutschland studieren. In den USA ist es mir zu teuer, und ich sehe auch sonst keinen wirklichen Vorteil darin.“ Ins Ausland zieht es sie zunächst nicht gleich wieder. Victoria ist glücklich, wieder bei ihrer Familie zu sein und meint: „Man lernt sehr schätzen, was man hat, wenn man so lange nicht zu Hause war.“