Von Lars Müller
Rund um den Radeburger Bahnhof gibt es Aufruhr. Mindestens vier Anwohner schimpfen über den Zustand des Empfangsgebäudes. Wortführer ist Karl-Otto Schober. Er hat sich an die SZ gewandt und fordert eine öffentliche Diskussion über die Zukunft des Bahnhofes, die derzeit in Radeburg nicht stattfinde.
„Der Bahnhof vergammelt in der Bausubstanz. Um das Gebäude herum wächst Unkraut und keiner kümmert sich darum“, beklagt Schober. Am Güterboden ist seit Ewigkeiten eine Dachrinne kaputt, Wasser platscht auf den Vorplatz. Schließlich wurde kürzlich noch der Bauschutt einer abgerissenen Zwischenwand einfach auf dem Gelände abgekippt, so Schober.
Umfeld passt nicht zur Kultur
Während der Radeburger vor dem Bahnhof steht, kommt er erst richtig in Fahrt. Die Pflichten als Straßenanlieger würden vom Bahnhofseigentümer gröblichst verletzt. Es werde nicht gekehrt und im Winter nicht geräumt oder gestreut, hat der Nachbar beobachtet.
Die Unordnung im Umfeld widerspreche einer Nutzung als Kulturbahnhof. Auch der seit Wochen nicht geleerte Papierkorb vor der Veranstaltungshalle und billige Pappen in den Fenstern, die für Dunkelheit bei Filmvorführungen sorgen sollen, seien lächerlich und ein Ärgernis zugleich. „Als Lichtschutz muss es doch heutzutage andere Lösungen geben“, ist Schober überzeugt. Gleichzeitig betont der alteingesessene Radeburger, dass weder er noch die übrigen Unterzeichner des Schreibens etwas gegen kulturelle Veranstaltungen im Bahnhof haben. Allerdings müsse endlich in das Gebäude investiert werden, um ein ansprechendes Ambiente zu schaffen. Das habe er auch bei einem Gespräch Andreas Börnig, dem Vorstand der Dresdner Dampfeisenbahn AG (DD AG), so schon gesagt. Die DD AG ist seit Jahren der Eigentümer des Radeburger Bahnhofs, hat für dessen Nutzung aber bisher keine schlüssigen Konzepte. Für eine Generalsanierung fehlt das Geld, gibt Börnig zu. Deshalb könnte die Sanierung nur nach und nach erfolgen. „Wir haben aber das Gebäude erhalten und gesichert, in den Kauf und dringend notwendige Dachreparaturen schon 180000 Euro gesteckt.“ Das Dach sei dicht und Regenwasser von der kaputten Dachrinne bedrohe keinesfalls das Mauerwerk, stellt Börnig klar.
Für die Pappen im Fenster sei Frank Mietzsch als Veranstalter zuständig. Die sollen aber nicht dauerhaft angebracht bleiben. Börnig ärgert sich über die Nörgler aus der Nachbarschaft. Viel lieber sind ihm Leute mit Ideen, wie eben der Gastronom Mietzsch.
Bahnbetreiber ohne Interesse
Die Sächsische Dampfeisenbahn-Gesellschaft als Betreiber des Lößnitzdackels hat nach eigener Aussage keinen Bedarf für das Empfangsgebäude in Radeburg. Die Verwaltung der Lößnitzgrundbahn ist im sanierten Moritzburger Bahnhof untergebracht, Werkstatt und Lokschuppen in Radebeul-Ost.
Das eigene Gelände mit Bauplatz neben dem Bahnhof Radeburg hat die Lößnitzgrundbahn vor zwei Jahren gründlich aufgeräumt, alte Schuppen abgerissen und für Ordnung gesorgt. Der Haufen Bauschutt aus dem Güterboden lagere auf dem Privatgrundstück des Bahnhofbesitzers, bestätigt Froß. Ansonsten nutzt die Lößnitzgrundbahn den Bahnhof Radeburg nur noch zum Umsetzen der Lokomotiven. Die Radebeuler Tradibahner haben ihre Dampfrösser im Radeburger Lokschuppen stehen.
Wie es aus Eisenbahnerkreisen hieß, gäbe es in Radeburg auch Ärger um das gläserne Schutzhäuschen, das auf dem Gelände des Bahnhofbesitzers stehen soll. Die Lößnitzgrundbahn plane zudem einen neuen Zugang zum Bahnsteig, um nicht mehr das Gelände der DD AG nutzen zu müssen, berichten Anwohner.