Von Torsten Töpler
Ein Labyrinth von kleinen Fluren mit mehreren Zimmern ist das Görlitzer Amtsgericht. Wer hier wegen der Versteigerung seines Hauses erscheinen muss, hat den Kampf gegen drückende Finanzen verloren. Einstige Träume zerplatzen unter dem Amtshammer. Am Dienstagvormittag ist auch Ulrich Lück, der Initiator des Neugersdorfer „Friseurmuseums e. V.“ erschienen. Erster Zwangsversteigerungstermin für das hübsche Museums-Häuschen in Kottmarsdorf, das die bekannte Sammlung über die Geschichte des Friseurhandwerks beherbergt.
„Es ist für mich und meine Leute ein Lebenswerk“, erklärt der 62-jährige Lück mit etwas Wehmut. Der Verein selbst sei aber nicht von einer Pleite betroffen. Denn bis zum 30. November hatte er einen Vorgänger, den „Kosmetik-, Fußpflege-, Friseurmuseum e. V.“ Man wollte eine ständige Ausstellung einrichten, ging mit Elan und einem erarbeiteten Projekt an die Planung. Doch während der Modernisierung des Hauses auf der Kottmarsdorfer Dorfstraße lief einiges schief.
Mittendrin aufhören
ging nicht mehr
„Die Kamenzer Fördermittel waren bewilligt“, erläutert Ulrich Lück den Beginn der Baumaßnahme. Hingegen die SAB verlangte die persönliche Haftung des Vereinsvorstandes für ihre Kredit-Freigabe. „Das macht doch niemand“, kann das Lück absolut nicht verstehen. Immerhin ging es um eine sechsstellige Summe. „Man hätte uns vorher auf die Haftungsforderung hinweisen müssen. Niemals hätten wir mit dem Museum angefangen.“ Mittendrin aufhören ging nun aber auch nicht mehr. Eine einspringende Bank wurde zwar gefunden. Aber natürlich mit einem höheren Zins auf das Darlehen. Die unvorhergesehene Erneuerung des Dachstuhls und zusätzliche Forderungen der Denkmalpflege taten ihr Übriges.
Letztlich wurde das Museum fertig gestellt, aber in den beiden zu vermietenden Wohnungen blieb einiges unvollendet. „Eigentlich das Wichtigste, wie Heizung und Sanitär fehlten“, beschreibt Ulrich Lück die Ursachen für das im gesamten entstandene finanzielle Dilemma. Das Ende des damals bestehenden Vereins kam im November 2001.
Museum zählte bereits 10 000 Besucher
Sofort noch im folgenden Dezember rief man den „Friseurmuseum e. V.“ ins Leben. Die interessante Sammlung des Museums sollte schließlich auch weiterhin für Gäste zu besichtigen sein. Nur jetzt bedeutete es eben, für die selbst erschaffenen Räume Miete beim eingesetzten Zwangsverwalter des Hauses zu zahlen.
Die bisherige Suche Ulrich Lücks nach einem Käufer für das Kottmarsdorfer Haus blieb bisher erfolglos. Selbst seine Nachfrage bei namhaften Kosmetik-Konzernen brachte bisher nichts. Auch zum ersten Termin der Zwangsversteigerung erschien kein Interessent im Görlitzer Amtsgericht. Womöglich wird man sich hier etwas später wiedersehen.
„Reichlich 10 000 Besucher haben seit der Museumseröffnung im Jahr 2000 unsere Ausstellung gesehen“, bilanziert Lück. Davon allein über 50 Prozent Touristen. „Heute ist schon wieder eine Gruppe mit etwa 50 Leuten aus Dresden da“, erzählt er stolz. Handfeste Beweise für einen echten Touristenmagneten in der Oberlausitz. Deshalb will sich der Verein nicht nur mit Verantwortlichen der Bank, sondern auch des Landratsamtes an einen Tisch setzen. Ein gemeinsam aufgestelltes Konzept soll aus der Misere helfen.