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Zwei Frauen kämpfen für eine Post in der Andena

Bautzen. Seit anderthalb Jahren ist das Allende-Viertel ohne Post.Ingrid Neumann stehtbereit, das zu ändern.

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Von Holger Matthies

Im „Service-Shop“ von Ingrid Neumann in der Neuen Andena im Bautzener Allende-Viertel hat der Kunde viel Platz. Es ist geräumig in dem Geschäft, wo hauptsächlich Foto-Artikel, Schreibwaren und Zeitschriften vertrieben werden. Den Platz jedoch hatte Inhaberin Ingrid Neumann eigentlich für etwas anderes vorgesehen, als sie ihr Geschäft im Juli 2004 eröffnete.

Gemeinsam mit ihrer Mitarbeiterin Andrea Möser will sie hier gerne die Dienste einer Postagentur anbieten. Seit im September 2003 die Post-Filiale in der Dr. Salvador-Allende-Straße geschlossen wurde, müssen die Bewohner des Viertels zur “Sparmarkt-Kaufhalle“ in der Bertolt-Brecht-Straße, wenn sie ein Paket abschicken wollen. „Im Allende-Viertel wohnen größtenteils ältere Leute. Für die ist der Weg bis dorthin eine enorme Belastung“, sagt Anwohner Peter Pethran aus der Erich-Weinert-Straße. Bedarf scheint also da zu sein.

Das sieht die Deutsche Post AG anders, bis heute lehnt das Unternehmen den Antrag von Ingrid Neumann ab. Begründung: Mit der „Sparmarkt-Kaufhalle“ stehe ein Ersatzpartner zur Verfügung, der von der Vertriebsdirektion Erfurt „sorgfältig ausgesucht“ worden sei. „Die Leute erzählen uns immer wieder von ihrer Verärgerung, dass sich die Post so stur stellt“, berichtet Ingrid Neumann. Rein rechtlich ist der Post nichts vorzuwerfen: Nach Auskunft der Regulierungsbehörde in Bonn können die Bewohnern des östlichen Teils von Bautzen die Post-Filiale in der Bertolt-Brecht-Straße in weniger als 2 000 Metern Fußweg erreichen.

Post AG will erneut prüfen

„Der Verordnungsgeber hat hinsichtlich der Grundversorgung mit stationären Einrichtungen 2 000 Meter als zumutbar erachtet“, teilte Falko Ritter von der Bonner Behörde mit.

Für Annegret Grothkopp, die in der Erich-Weinert-Straße wohnt, ist das nicht ganz nachvollziehbar. „Schließlich müssen jetzt auch die Bewohner von Auritz und der umliegenden Ortsteile bis in die Brecht-Straße.“ Nach Schließung der Post in der Allende-Straße hatte sie über 2 000 Unterschriften von Anwohnern gesammelt und nach Bonn geschickt. Umsonst.

Ingrid Neumann hat jüngst ihre Angebots-Palette erweitert: „Wir haben jetzt den Hermes-Versand mit reingenommen. Über den kann man auch Pakete im Inland verschicken, nur die normalen postalischen Leistungen können wir eben nicht anbieten.“ Post-Sprecher Manfred Hauschild erklärte auf SZ-Anfrage, man werde sich mit den entsprechenden Fragen noch einmal auseinander setzen: „Wir erhalten derzeit sehr viele Anfragen mit ähnlich gelagerten Anliegen. Wir brauchen aber Zeit, um alle gründlich zu prüfen.“