Von Annett Kschieschan
Königsbrücks Bundeswehrstandort liegt am Stadtrand. Ziemlich am Ende der Steinborner Straße, hinter hohen Bäumen und abseits der großen Durchfahrtsstraßen erstreckt sich das Zentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe, Fachgruppe Flugphysiologie, auf einem weitläufigen Gelände. Es ist eine kleine Stadt in der großen. Das war schon immer so. Aber schon seit Jahren öffnet sich die kleine Stadt immer stärker für die große, etwa zur Langen Nacht der Wissenschaften.
Künftig sollen beide noch mehr miteinander zu tun haben. Das ist zwei Männern besonders wichtig. Gestern unterzeichneten der Königsbrücker Bürgermeister Heiko Driesnack und Oberstarzt Dr. Bernd Brix, Dienststellenleiter der Bundeswehr in Königsbrück, einen Patenschaftsvertrag – passenderweise direkt im Trauzimmer des hiesigen Rathauses.
Den Berufsalltag kennenlernen
Von dem Bund, der hier geschlossen wurde, sollen in Zukunft viele profitieren. Vor allem die jungen Königsbrücker. Die Schulen in der Stadt sind Schwerpunkt des Patenschaftsvertrages. So könne man Schülern ganz direkte Einblicke in die Arbeitsweise und den Berufsalltag bei der Bundeswehr bieten, heißt es in dem gestern unterzeichneten Papier. Die Idee dahinter: Wer vor Ort sieht, welche Möglichkeiten – sei es im technischen, im wissenschaftlichen oder im verwaltungstechnischen Bereich – gibt, hat die Bundeswehr vermutlich eher als potenziellen Arbeitgeber auf der Rechnung als jemand, der sich nur aufs Internet oder den Berufsberater verlässt.
Fest steht, dass der Königsbrücker Bundeswehr-Standort durchaus einiges zu bieten hat. Erst vor wenigen Wochen hat Bundes-Verteidigungsminister Thomas de Maiziere das Zentrum, das bis vor Kurzem noch unter dem Namen Flugmedizinisches Institut der Luftwaffe – Abteilung Flugphysiologie firmierte, besucht.
Herzstück hier ist die Hochleistungszentrifuge. Piloten können hier die Wirkung der Trägheitskräfte während eines Fluges testen – unter Bedingungen, die weltweit ihresgleichen suchen. Die zweite Besonderheit ist die Höhen-Klima-Simulationsanlage. In zwei Kammern können durch Unterdruck reale Flugbedingungen simuliert werden. Piloten können testen, wie gut sie damit zurecht kommen und Fachleute sehen anhand der gesammelten medizinischen Daten, ob der Tester den Belastungen auch wirklich gewachsen ist. In die Modernisierung der Höhen-Klima-Simulationsanlage flossen elf Millionen Euro. Ende vergangenen Jahres wurde die Anlage nach den aufwendigen Arbeiten offiziell wieder in Betrieb genommen. Noch öfter als bisher sollen Außenstehende künftig die Möglichkeit bekommen, die Arbeit des hiesigen Bundeswehr-Zentrums kennenzulernen.
„Ich freue mich, dass wir eine Partnerschaft, die lebt und die über die Jahre gewachsen ist, durch den Vertrag noch etwas intensivieren können“, sagte Heiko Driesnack gestern. Die Chemie zwischen allen Beteiligten stimme in jedem Fall. Er hatte auch in der Vergangenheit schon mehrfach betont, wie wichtig der Standort für Königsbrück ist. Immerhin kommen jedes Jahr rund 1 850 Menschen allein deshalb hierher, um Tests in der Höhen-Klima-Simulationsanlage beziehungsweise der Zentrifuge zu absolvieren.
Werbung für Königsbrück
Vielen von ihnen dürfte Königsbrück vorher kein Begriff gewesen sein. Mancher aber nutzt vor Ort die Chance, die kleine Stadt, kennenzulernen. Was Königsbrück besonders macht – etwa die Kamelienausstellung, der Architekturmodellbau oder der Status als stark frequentierte Pilgerstadt an der Via Regia – wird so ein Stück bekannter in ganz Deutschland und darüber hinaus. Aber auch der Bundeswehr werde die Patenschaft nützen, ist Dr. Bernd Brix sicher. So gehe es auch darum , das Ansehen der Bundeswehr in der Bevölkerung zu festigen und die Öffentlichkeitsarbeit des Institutes zu intensivieren.
Das klappte gestern schon ganz gut. Für die Fotografen rückten Heiko Driesnack und Dr. Bernd Brix noch einmal zum Händeschütteln vors Rathaus. Man war sich einig: Zusammen geht vieles besser. Die kleine und die große Stadt wollen noch ein paar Mal mehr den Beweis antreten.