Von Erich Feuerriegel
Am Gebäude der Polizeidirektion an der Ecke James-von-Moltke-/Blumenstraße erinnert eine Tafel an den Antifaschisten Herbert Balzer. Die Tafel hängt nicht ohne Grund an dieser Stelle: Von 1950 bis zur Rückbenennung 1991 hieß die Blumenstraße nach dem Widerstandskämpfer Herbert-Balzer-Straße.
Der am 27. Dezember 1897 in Breslau geborene Sohn eines Baumeisters hatte fünf Geschwister. 1903 bis 1911 besuchte er die Volksschule und trat danach eine Lehre als Hufschmied an. Bis 1919 leistete er Militärdienst. Danach fand er Arbeit im Wasserwerk Neiße. Um 1920 zog er nach Noes bei Rothenburg und arbeitete in Niesky, Kodersdorf und Rietschen als Schmied. 1922 wurde er Mitglied der KPD, gehörte zu den Führern der Ortsgruppe Niesky dieser Partei und war seit etwa 1925 leitender Funktionär der Unterbezirksleitung Görlitz. 1930 wurde er politischer Leiter der Ortsgruppe Niesky und Kreistagsabgeordneter in Rothenburg. Von 1931 bis 1933 leitete er den Unterbezirk Görlitz der KPD.
Nachdem im Januar 1931 Nazis in der Nähe von Niesky einen Zusammenstoß mit sozialdemokratischen, kommunistischen und parteilosen Arbeitern provoziert hatten, setzten sich diese gemeinsam zur Wehr. Dabei wurde der SA-Mann Selinger von seinen eigenen Leuten erschossen. Es kam zu einem Prozess, in dem Herbert Balzer wegen angeblicher Urheberschaft der Ermordung Selingers angeklagt wurde. Er musste jedoch freigesprochen werden. 1933 erneut verhaftet, saß Herbert Balzer dann wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ bis 1934 im Gefängnis.
1939 wurde er erneut zum Militärdienst eingezogen, dann wieder verhaftet. In zwei Prozessen wurde er wegen des Mordfalles Selinger dann doch unschuldig zum Tode verurteilt. Dieses Urteil erfuhr eine Umwandlung in eine zehnjährige Zuchthausstrafe. Im Zuchthaus-Lager Gleina (Thüringen) wurde er im April 1945 von der SS ermordet.
Am Eckhaus Elisabeth-/Bismarckstraße erinnert eine Tafel für Rudolf Breitscheid daran, dass es zu DDR-Zeiten statt der Bismarck- eine Breitscheidstraße in Görlitz gab. Der am 2. November 1874 in Köln geborene sozialdemokratische Politiker Rudolf Breitscheid studierte in München und Marburg Nationalökonomie. Danach redigierte er freisinnige und liberale Blätter in Hamburg und Hannover. Er war Mitglied der „Freisinnigen Vereinigung“. Da er diese jedoch bald auf einem zu konservativen Kurs sah, trennte er sich von ihr. Von 1905 bis 1910 war er Geschäftsführer des Handelsvertragsvereins in Berlin. Gemeinsam mit Theodor Barth und Helmut von Gerlach gründete er 1908 die „Demokratische Vereinigung“. Da diese nur auf geringe Resonanz stieß, schloss er sich 1912 der Sozialdemokratie an.
Nach Ausbruch der Novemberrevolution in Deutschland war er kurz Minister des Inneren und wurde 1920 Mitglied des Reichstages. Für die SPD saß Rudolf Breitscheid ab 1922 als Fraktions-Vorsitzender im Deutschen Reichstag. 1926 wurde er in die deutsche Völkerbunddelegation berufen.
Nach der Machtergreifung der Faschisten im Jahr 1933 wurde er durch diese ausgebürgert. Er lebte bis 1940 in Paris und floh danach in die Stadt Marseille. Dort aber wurde er nach dem Waffenstillstand durch die Vichy-Regierung an die Gestapo ausgeliefert und in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht, wo er 1944 bei einem Luftangriff umkam.