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Zweieinhalb Tage Vorsprung vor der Flut

Das in den letzten Monaten neu organisierte sächsische Flutwarnsystem konnte seine erste Bewährungsprobe nicht bestehen – aus einem einfachen Grund: Das Frühjahrshochwasser ist ausgeblieben. Dennoch ist...

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Von Domokos Szabó

Das in den letzten Monaten neu organisierte sächsische Flutwarnsystem konnte seine erste Bewährungsprobe nicht bestehen – aus einem einfachen Grund: Das Frühjahrshochwasser ist ausgeblieben. Dennoch ist Umweltminister Steffen Flath (CDU) überzeugt: „Unser Warnsystem ist heute für Katastrophen deutlich besser gerüstet als im letzten Jahr.“ Beim August-Hochwasser klagten Betroffene sachsenweit, nicht oder zu spät gewarnt worden zu sein.

Statt mehrerer Behörden wie früher sei nun allein das Landeshochwasserzentrum für Nachrichten rund um drohende Fluten zuständig. Diese Zentrale alarmiere die Landkreise und kreisfreien Städte seit Anfang April per E-Mail, wenn ein Hochwasser im Anmarsch ist, so der Umweltminister. Für die Weitergabe der Informationen an die Bevölkerung gefährdeter Gebiete seien jedoch die Kommunen zuständig, betonte Flath. Der Weißeritzkreis zum Beispiel bietet seit Monaten an, die Warnungen per SMS oder E-Mail an alle Interessenten weiterzuleiten. Der Minister verwies hingegen auf die Internetseite des Landesamtes für Umwelt und Geologie. Dort stünden Wasserstände und Vorhersagen zum Abrufen bereit.

Neu sind dabei die erweiterten Prognosezeiträume. Wurden bislang für die Elbe Pegel 24 Stunden im Voraus vorhergesagt, sei dies nunmehr 36 Stunden früher möglich. Bis zum nächsten Jahr ist eine weitere Erweiterung auf 60 Stunden geplant. Dafür müsse die tschechische Seite die Voraussetzungen schaffen, was aber bereits zugesagt worden sei. Zudem sollen ab Mai regionale und präzisere Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes das Warnsystem ergänzen.

Neues Gebäude und mehr Personal

Damit alles funktioniert, sind auch verlässliche Pegel nötig. Beim Augusthochwasser sind diese jedoch reihenweise ausgefallen. Allein die Aufrüstung der 108 sächsischen Pegel lässt sich nun das Umweltministerium mehr als eine halbe Million Euro kosten. 75 Pegel arbeiten bereits automatisch. Der gesamte Ausbau des Warnsystems wird auf zehn Millionen Euro veranschlagt und soll bis Ende 2004 abgeschlossen sein. Zum Vorhaben gehört unter anderem der Ausbau eines neuen Domizils für das Landeshochwasserzentrum in Dresden, dessen Personal weiter aufgestockt wird. Zumindest, wenn es nach dem Präsidenten des Landesamt für Umwelt und Geologie, Michael Kinze, geht. Der Behördenleiter warnte gleichzeitig vor übertriebenen Hoffnungen. Es sei nicht zu erwarten, dass im Katastrophenfall alle Kommunikationswege intakt bleiben.