Zwischen Hoffen und Bangen

Von Silke Richter
Hoyerswerda. Konzentriert wandert der Blick von Dr. Max Hesse über die verschiedenen Mineralien. Auf der langen Tafel findet schnell alles seinen Platz. Hier sind Gesteine aus aller Welt zu bestaunen. Sie nennen sich unter anderem Variscit, Quarz, Staurolith, Baryt und Azurit. Viele von ihnen fallen durch ihre schönen Farben und bizarren Oberflächenstrukturen sofort ins Auge. Um daran Gefallen zu finden, muss man kein Mineraloge sein. Ein Besucher kauft gleich mehrere größere Steine und erntet von seiner Frau ein Schmunzeln: „Du willst wohl steinreich sein. Du bist doch verrückt geworden.“
Es ist der 26. Tag der Mineralogie im Naturwisschenschaftlich-Technischen Kinder- und Jugendzentrum (Natz).Zu den Ausstellern gehört auch Hartmut Olzscha aus Ruhland. Der 82-Jährige sammelt bereits seit seiner Studienzeit Mineralien und hat zu Hause eine Sammlung von etwa 1 500 verschiedenen Objekten. Der Senior ist immer wieder aufs Neue von der Einzigartigkeit der Gesteine fasziniert. Sei doch jedes Stück ein Unikat. Seinem Hobby frönt der Senior gemeinsam mit seiner Ehefrau auch gern auf Urlaubsreisen. Das sei ganz besonders schön an dieser Freizeitbeschäftigung, dass man Verreisen mit der Sammelleidenschaft verbinden könne, meint Peter Hildebrandt. Der ehemalige Mathematik- und Physiklehrer ist ganz in seinem Element. Das spüren auch die Besucher. Wer es nicht besser weiß, spürt nicht, dass der Verein seit längerer Zeit ums Überleben kämpft. Die wenigen Mitarbeiter und ehrenamtlichen Helfer tun ihr Bestes, um auch diese Veranstaltung, die jedes Jahr zu den Höhepunkten zählt, zu einem Erfolg werden zu lassen. Selbst die Versorgung ist abgesichert.
Seit mehreren Monaten bemüht sich der Verein zudem um einen neuen Vorstand, der aus drei Mitgliedern bestehen muss. Steht doch in absehbarer Zeit die jetzige Führungsspitze aus Altersgründen nicht mehr zur Verfügung. Zwei potenzielle Bewerber haben ihr Interesse für eine Arbeit im neuen Vorstand angemeldet. Einer von ihnen falle jedoch aus gesundheitlichen Gründen wohl etwas länger aus. Um wen es sich bei den beiden Personen konkret handelt, will Peter Hildebrandt (noch) nicht verraten. Zudem ist das Natz dringend auf der Suche nach einem Pädagogen und einem Sozialpädagogen. Diese speziellen Qualifizierungen brauche es, um den Anspruch einer qualitativ hochwertigen Bildungsarbeit, die der offenen Kinder- und Jugendeinrichtung so wichtig ist, perspektivisch erhalten zu können. Peter Hildebrandt ist der Meinung, dass gesuchte Mitarbeiter jedoch bevorzugt nach (anderen) Arbeitsstellen beispielsweise in Schulen suchen. Dort locke wohl auch eine bessere Bezahlung als bei einem Verein, vermutet der „Vater“ des Natz, der weiterhin alles versuchen möchte, damit der Verein eine Zukunft habe. Zwar habe es alternativ auch Gespräche mit anderen Vereinen gegeben, um das Natz einzugliedern und zu vernetzen, aber dieses Vorhaben sei zum Scheitern verurteilt, weil es dafür eine ganz besondere Vereinsstruktur brauche, die es in Hoyerswerda so nicht gäbe, meint Peter Hildebrandt.
Mitte der 70er-Jahre hatte der Hoyerswerdaer die Station Junger Naturforscher und Techniker geleitet. Auch hier habe es besonders in der Wendezeit bereits gute und schlechte Zeiten gegeben, in denen sich der Verein aber durchgekämpft und die Zeit gut überstanden hätte. Aus der Station wurde das heutige Natz, das sich auch seit vielen Jahren die Organisation der Mathematikolympiade auf regionaler Ebene auf die Fahnen geschrieben hat. Doch all das ist völlig ungewiss geworden. „Wir sind als Verein finanziell von den Fördermitteln, die uns zur Verfügung gestellt werden, abhängig“, meint Peter Hildebrandt. In seinen Worten schwingt kein Groll mit. Eher Traurigkeit angesichts der völlig ungewissen Zukunft „seines“ Vereins. Am 19. März ist die nächste Mitgliederversammlung geplant. Bis dahin heißt es erst einmal: weiter hoffen!