SZ +
Merken

Zwischen Kaiser und Rathenau

Die Rathenaustraße ist eine eindrucksvolle Achse der Zittauer Webervorstadt.

Teilen
Folgen

Für viele Zittauer ist er bis heute ein Begriff, der „Kaiserberg“. Es ist wohl das steilste Straßenstück der Stadt. Die Straße allerdings heißt „Rathenaustraße“. Aber bis 1926 war es die „Kaiserstraße“. Und da unsere Urgroßeltern noch auf Straßen rodeln konnten, war hier sicher DER Rodelberg der Stadt – was wohl den „Kaiserberg“ in die Herzen und die Umgangssprache eingegraben haben mag.

Nachdem 1926 fortschrittliche Zittauer die Verleihung des Namens von Walter Rathenau für die Straße durchgesetzt hatten, drehten die Nationalsozialisten das 1933 zurück. Ihre Gesinnungsgenossen hatten Minister Rathenau auf dem Gewissen, und deshalb wollten sie wohl jedes Andenken auslöschen.

Aber der Straßenname kam wieder. Obwohl Rathenau ja als AEG-Präsident „Großkapitalist“ war, erhielt er nach 1945 „seine“ Straße zurück. Bis heute ist sie eine eindrucksvolle Achse der Zittauer Webervorstadt. Einst war mit dem „Funkwerk“ hier der größte Zittauer Elektronik-Produzent ansässig.

Heute grüßt an dieser Straße der Namenszug der erfolgreichen Firma „digades“. Ganz in der Nähe einer Ampel, die sicher zahlreiche Nutzer der vielbefahrenen „Dresdener Straße“ täglich Nerven kostet. Regelmäßig gibt sie nämlich dem „Verkehrsstrom“ von der Rathenaustraße ausgiebig Zeit, die Bundesstraße zu kreuzen und sich einzuordnen. Allerdings hält sich der Verkehr auf dieser ruhigen Vorstadtstraße meist in Grenzen… (Rß)