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Zwischen „Kramladen“ und Lobbyarbeit

Mit Neustadt war Stolpen nicht zufrieden. Deshalb wurde die Vereinbarung vor zwei Jahren aufgelöst. Stolpen ging einen unkonventionellen Weg, fand einen privaten Betreiber – die Reiseservice GmbH von Jürgen Müller.

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Von Heike Sabel

Mit Neustadt war Stolpen nicht zufrieden. Deshalb wurde die Vereinbarung vor zwei Jahren aufgelöst. Stolpen ging einen unkonventionellen Weg, fand einen privaten Betreiber – die Reiseservice GmbH von Jürgen Müller. Mit ihm ist man zwar zufrieden, hat aber trotzdem neue Ideen – ohne jedoch schon genau zu wissen, wie sie umgesetzt werden können.

Ein Reisebüro mit dem Führen der Tourist-Information zu betrauen, stellt durchaus eine Besonderheit dar. Für Tourismusverbandschef Klaus Brähmig ist es sogar der falsche Weg. Er plädiert für den kommunalen. Doch davon lässt sich Stolpen nicht beeindrucken. Vor zwei Jahren nicht und heute nicht.

Damals nicht, weil sich keine andere Lösung anbot. Heute nicht, weil es gut klappt, wenngleich es noch besser laufen könnte, wie Bürgermeister Uwe Steglich (FDP) einräumt. Nun bahnen sich dennoch Veränderungen an. Vor allem inhaltlicher Art. Denn Steglich will mehr Koordination, mehr Konzentration und mehr überregionale Abstimmung. Auch möchte er, dass die Tourist-Info für die Stolpener Einwohner attraktiver wird.

Für Jürgen Müller kein Problem. „Ich will nicht abstreiten, dass manches besser sein könnte. Doch letztlich arbeiten wir nicht schlechter als andere.“ Das bestreitet auch Steglich nicht. Deshalb sei es durchaus möglich, dass Müller auch künftig für die Stadt der Partner in Sachen Tourist-Info ist. Denn die Stadt selbst kann es personell und finanziell nicht, sagt Steglich.

Dass es ohne Zuschuss, egal wer die Aufgabe übernimmt, nicht geht, ist Steglich wie auch Müller klar. Derzeit sind es 21 000 Euro jährlich. Den Vorwurf der „wettbewerbsverzerrenden Quersubventionierung“, der von Müllers Konkurrentin und Ex-Frau Sylke Müller-Schmiers kommt, weisen beide Männer zurück. Müller-Schmiers ist die Chefin der Reisebüro Müller GmbH.

Der Zuschuss müsse genau abgerechnet werden, erklärt Steglich. Neben den maximal 7 000 Euro für Personal müssen davon auch jegliche Betriebskosten sowie die Ausgaben für Werbung, Flyer etc. bestritten werden. „Ich verdiene damit keine müde Mark“, sagt Müller.

Deshalb sei er nicht böse, wenn die Stadt eine andere Lösung findet. Auch vor zwei Jahren habe er die Anfrage der Stadt zuerst abgelehnt. Doch dann ließ er sich überzeugen und bekannte sich schließlich zu der Aufgabe. Wohl deshalb würde er es am Ende auch weiter machen, wenn ansonsten die Existenz der Tourist-Info auf dem Spiel stände.

Tatsächlich gibt es derzeit noch keine konkreten Vorstellungen bei der Stadt, was die Betreiberform betrifft. Ein Zurückkommen auf Neustadt wird ausgeschlossen. Zu unterschiedlich die Interessen und Möglichkeiten.

Der Fremdenverkehrsverein war und ist mit einer solchen Aufgabe überfordert. Zwar soll in der Sitzung am 11. Dezember ein Zusammengehen mit anderen Vereinen besprochen werden, doch als Betreiber einer Tourist-Information käme man auch dann nicht in Frage. Grund zu großen Veränderungen sieht Vereinsvorsitzender Diethard Kupfer ohnehin nicht. „Es wird alles angeboten, was notwendig ist.“ Einen „Kramladen“, der von allem etwas bietet, will er jedoch nicht.

Steglich hält sich alles offen. „Mal sehen, was sich ergibt.“ Erste Effekte hat er zufrieden schon registriert. So gebe es bereits gemeinsame Werbe-Auftritte von Burg und Stadt. „Stolpen ist eine relativ kleine Kommune, die von der Anziehung der Burg lebt“, sagt Jürgen Müller. Die Burg lebe von sich selbst. „Der Hauptzweck der Tourist-Info aber ist Lobbyarbeit, und die ist nicht auf Heller und Pfennig abrechenbar.“