Von Heidi Körner
„Wir haben unseren ersten Sieg errungen. Der Anfang ist gemacht. Es kommt Bewegung in die Behörden“, freut sich Franz Hasse. Der Besitzer des Campingplatzes „Ostrauer Mühle“ fühlt sich bestätigt. „Unsere Beharrlichkeit ist belohnt worden.“
Das Nationalpark- und Forstamt empfiehlt die Ausgliederung der Grundstücke von Pensionen und Gaststätten im Kirnitzschtal aus dem Nationalpark. Das haben die Wirte zwar noch nicht schwarz auf weiß, aber zumindest live gehört. Es wurde zur Ratssitzung in der Gemeinde Kirnitzschtal am Donnerstagabend erstmals laut ausgesprochen. Von Jürgen Stein, der die Nationalparkbehörde leitet.
Für die gewerblich genutzten Anwesen im Tal heißt das, sie können sich im Rahmen des Landschaftsschutzes entwickeln. Für sie gelten baurechtlich die Bestimmungen des Landschaftsschutzgebietes, erläutert Stein. Aus seiner Sicht ist damit für die Grundstücksbesitzer kein deutlicher Vorteil verbunden. Die Bestimmungen „unterscheiden sich nicht grundsätzlich von denen der Nationalpark-Pflegezone“, so Stein.
Das sehen die Wirte anders. Sie hatten sich im letzten Jahr zum Kirnitzschtalverein zusammengeschlossen, um ihre Interessen besser vertreten zu können. Mit juristischem Rat an der Seite versuchen sie seitdem, auf die künftige Nationalparkverordnung Einfluss zu nehmen. Die öffentliche Diskussion zu dem Papier ist inzwischen abgeschlossen. Einer der laut Behörden 750 Hinweise ist eben die Forderung der Wirte, ihre Grundstücke aus dem Nationalpark auszugliedern, um ihren Bestand und ihre Entwicklung zu sichern.
„Wir haben in den letzten Jahren das ‘Forsthaus‘ modernisiert und die Behörden kennen gelernt“, berichtet der Betreiber des Hotels mit Gaststätte, Markus Morlok. „Wir Privaten haben unsere Angelegenheiten jetzt ein bisschen besser geklärt. Aber ich bin vorsichtig mit zu früher Freude. Noch habe ich nichts Schriftliches in der Hand.“ Aber er hofft schon, dass es ein Schritt in die richtige Richtung ist.
Für den Wirt des „Lichtenhainer Wasserfalls“, Rainer König, ist die Hauptforderung der Kirnitzschtaler erfüllt. Für ihn ist besonders erfreulich, „dass die Nationalparkverwaltung einmal einlenkt.“ Bisher hätten immer nur die Anwohner Kompromisse eingehen müssen. „Wir sind sehr zufrieden.“ Die Konsequenzen der möglichen Ausgliederung aus dem Nationalpark gelten allerdings nur für die zehn bebauten und gewerblich genutzten Grundstücke im Kirnitzschtal, schränkt Jürgen Stein ein. Ob die Bewohner von Waitzdorf bei Hohnstein, die ähnliche Forderungen aufmachen, ebensolche Chancen erhalten wie die Kirnitzschtaler, lässt der Behördenchef offen.
Das letzte Wort in dieser Entscheidung hat ohnehin das Umweltministerium zu sprechen. Stein habe in Gesprächen jedoch „erkannt, dass das Dresdner Ministerium der fachlichen Empfehlung des Nationalpark- und Forstamtes wahrscheinlich folgen werde“.
Genau dort ist für Franz Hasse der Knackpunkt. Das Vertrauen in diese Behörde sei aus Erfahrungen der Vergangenheit nicht gerade groß. „Bei Herrn Stein haben wir uns bedankt für das Entgegenkommen. Aber damit sind wir noch nicht ganz am Ziel.“ Für Hasse und seine Mitstreiter zeigt sich aber ein Lichtstreif am Horizont: „Die Wiesen im Tal werden ja nun auch gepflegt. Es war immer unsere Sorge, dass die verwuchern sollen. Offenbar haben wir auch auf diesem Gebiet etwas erreicht. Der Prozess muss nun aber weiter gehen. Wir müssen hier leben können und unsere in Generationen gewachsenen Betriebe auch.“