Von Andreas Kirschke
Direkt unter den zwölf Raben tummeln sie sich. Mitten im Zauberwald. „Schön!“ rufen Marijam (6) und Rayan (5) Sonnabend zum fünften Krabatfest in Kamenz. Sie hangeln, balancieren, turnen, schaukeln, klettern nach Herzenslust. Zusammen mit unzähligen Kindern und Eltern erobern sie den Krabat-Spielplatz. Eine Landschaftsbaufirma, Landschaftsgärtner und Holzbildhauer wie Jürgen Bergmann (Zenten-dorf) und Olaf Klepzig (Rabenau) haben ihn erschaffen.
„Das hab’ ich so noch nirgendwo gesehen“, zeigt Alexander Bönke aus Kamenz auf die Schwarze Mühle. Er staunt über die Wasserelemente. Begleiterin Marlen Brühl, Tante von Marijam und Rayan, imponiert das Rustikale. Ein Baumhaus gehört dazu. Auch der Meister selbst. Krabat reckt seinen Zauberstab. Davor tanzen fünf Schweine. Der Sage nach verblüffte Krabat damit den sächsischen König. Dreimal half er ihm in höchster Not. Bevor er den König vor einer Vergiftung rettete, blieb er auf dem Eilflug mit der Kutsche gen Dresden an der Kamenzer Sankt-Marien-Kirche hängen. Seitdem trug sie eine verbogene Spitze.
„Krabat hat fünf Jahre gebraucht, um in Kamenz anzukommen. Jetzt hat er es geschafft“, freut sich Landrätin Petra Kockert. Viele Hoffnungen knüpft der Krabatverein daran. Kinder, so Mitinitiator Thomas Zschornak, sind das Potenzial der Zukunft. „Der phantasievolle Spielplatz kommt ihren Intentionen entgegen“, meint Metamorphose-Vereinsvorsitzender Reiner Deutschmann. „Wir hoffen, dass Krabat jetzt in Kamenz verankert ist. Dass ihn die Einwohner verinnerlichen.“ Mancher kennt Krabat nur vom Na-men. „Bei uns in der Schule spielte er keine Rolle“, erzählt Mutti Silke Symmank aus Bischheim. Anders bei Tochter Jasmin (7). Jüngst las sie über Krabat im Unterricht. Der Spielplatz weckt weitere Neugier.
Seit 2002 reifte die Idee für den Spielplatz. Der Verein Metamorphose Kunst in Kamenz regte sie an. Sollte doch das Gelände der früheren Wurstfabrik eine Nutzung erfahren. Ursprünglich stand die Idee eines Abenteuerspielplatzes. „Im Laufe der Überlegungen suchten wir einen Namen“, entsinnt sich Projektbeauftragte Martina Gollnick. „Krabat bot sich gut an.“ In Kamenz, so die junge Mutti dreier Kinder, fehlte ein solches Spielareal. Ein Platz zum Austoben und für sportliche Herausforderung.Der Spielplatz, so Lausitz-Botschafter Dieter Klimek (Schwarzer Müller), sucht seinesgleichen. Er passt in die Gesamtvision Krabatland. „Diese Vision ist schemenhaft zu sehen. Es braucht weitere Orte.“
„Es ist gut angelegtes Geld“, betonte Bürgermeister Roland Dantz. 120 000 Euro förderten Bund und Land. 26 000(!) Euro flossen von zehn Betrieben und unzähligen Spendern. 6 000 Euro schoss die Stadt vor. Doch selbst die sollen über Spenden noch zurückfließen. Auf dem Areal wachsen erste Jungbäume. Sie stehen für die Neugeborenen. „Ich bin mir sicher, dass es noch viele junge Bäume werden“, hofft Roland Dantz. Betreiber des Spielplatzes ist der Kinderschutzbund Kamenz. Er hält die Anlagen in Ordnung, gilt als Ansprechpartner. „Er ist ein Kleinod für Kamenz. Ein Mittelpunkt für Jung und Alt“, sagt Vorsitzende Marita Lehmann. „Jeder sollte jetzt mit drauf achten.“
Nicht nur der Kinderschutzbund ist zur Eröffnung mit einem Stand vor Ort. Der Förderverein Krabatmühle Schwarzkollm und das dortige Schullandheim gehören dazu. Auch sie engagieren sich für die Krabat-Vision. Die Idee, das Krabatfest 2006 mit der Einweihung des Spielplatzes zu verbinden, hält Vereinsvorsitzende Gertrud Winzer für originell. Das Programm unterstreicht es. Kinder singen und spielen für Kinder. Aus den Grundschulen Wiesa, Wittichenau, Panschwitz, Ralbitz sowie Am Gickelsberg Kamenz kommen sie. Auch aus den Kindergärten Schwarzkollm und Nebelschütz. Es mündet in „Krabat im Lausitzland“ – ein Singspiel der Michal-Hórnik-Grundschule Räckelwitz. Deren sorbischer Gesang geht tief unter die Haut. „Ich freue mich, dass ihr die alten Bräuche so pflegt“, staunt Krabat (Wolfgang Kraus). „Ich hoffe, dass es immer so bleibt.“
Spenden für den Krabat-Spielplatz werden weiter gebraucht – für Unterhaltung und Erweiterungen. Ostsächsische Sparkasse Dresden, Konto: 3000069754, BLZ: 850 503 00, Kennwort: Krabat-Spielplatz.