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Podemus öffnet Bio-Bahnhof

Das Unternehmen, das auch in Bautzen einen Markt betreibt, hat in Klotzsche investiert. Und damit ein Kleinod gerettet.

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© Christian Juppe

Von Sarah Grundmann

Dresden/Bautzen. Wo einst Tickets gelöst wurden, kann nun Bio-Obst und -Gemüse gekauft werden. Wo einst auf den Zug gewartet wurde, reihen sich Regale, vollgepackt mit Wein und Bier. Wo einst das Gepäck der Fahrgäste aufgegeben wurde, wird saftiges Fleisch zubereitet. Vergangene Woche wurde der neue Podemus-Markt in Klotzsche eröffnet. Darauf hatten die Anwohner lange gewartet. Denn sie bekommen damit nicht nur ein neues Einkaufsangebot, sondern auch ein einstiges Prunkstück im Viertel zurück.

1873 wurde der Haltepunkt Klotzsche-Königswald errichtet, um Ausflüge der sächsischen Königsfamilie zu erleichtern. Alsbald entwickelte sich das heute unter Denkmalschutz stehende Gebäude zu einem wahren Besuchermagnet. 1908 wurde das Gebäude um den Neuen Klotzscher Bahnhof ergänzt. Seit der Wende stand das Ensemble leer und verfiel immer mehr: Das historische Eingangsportal zum Neuen Bahnhof war zugemauert, das dahinterliegende Gewölbe eingestürzt – bis die Brüder Bernhard und Gerhard Probst, die hinter der Marke Podemus stehen, sich des Problems im Mai vergangenen Jahres angenommen haben. Der Umgang mit einem Denkmal ist für die Geschwister nichts Neues. Der Bauernhof oberhalb des Zschoner Grunds, auf dem beide aufgewachsen sind und in dem die Marke Podemus ihren Ursprung hat, steht ebenfalls unter Denkmalschutz. Dort eröffneten die Brüder 1991 ihren ersten Markt in einem umgebauten Kuhstall. Der Bio-Bahnhof ist nun schon ihr elfter. Seit 2012 betreiben sie auch einen in Bautzen an der Töpferstraße.

Insgesamt acht Märkte in der Landeshauptstadt

In dem alten Klotzscher Bahnhofsgebäude sind die Bauherren mit Liebe zum Detail ans Werk gegangen: „Was wir erhalten konnten, haben wir aufgearbeitet“, sagt Gerhard Probst. So können Kunden Originalfliesen mit Ornamenten und Schriftzüge aus dem frühen 20. Jahrhundert entdecken: Das Schild „Nach den Bahnsteigen“ ziert beispielsweise den Ein- und Ausgang des Marktes. Ein Highlight ist das nach historischem Vorbild nachgebaute frühere Eingangsportal. In sieben Einzelteilen wurden die über vier Meter hohen und knapp vier Meter breiten Türen zur Baustelle kutschiert und eingesetzt. Vier Wochen waren die Tischler mit dem Nachbau der Jugendstil-Elemente beschäftigt. Als Vorlage dienten alte Fotos. Vor Ort konnten sie sich das Portal nicht mehr anschauen. Denn es wurde in den 1980er-Jahren einfach zugeschüttet.

Ein Spaziergang war die Sanierung des Bahnhofsensembles nicht. Mehrere böse Überraschungen warteten auf die Brüder und verzögerten die Eröffnung. In Klotzsche ist es der erste Markt. Er ist neben der Filiale auf der Winterbergstraße der größte der insgesamt acht Märkte, die das Unternehmen in der Landeshauptstadt betreibt. „In unseren anderen Filialen haben viele Klotzscher nachgefragt, wann in ihrem Viertel eine eröffnet“, sagt Bernhard Probst. „Da war es ein logischer Schritt.“ Ein Selbstläufer werde die Filiale trotzdem nicht, ergänzt Bruder Bernhard. „Allerdings hoffen wir, durch die gute Lage auch Nicht-Klotzscher anzulocken“, sagt er.

220 S-Bahnen und 190 Busse fahren die Station täglich an. Für die Fahrer entsteht in dem alten Gebäudeteil ein Warteraum. Außerdem gibt es drei Gewerbeflächen. Dort ziehen eine Textilkünstlerin, ein Atelier sowie ein Spielzeugladen ein. Letzterer öffnet bereits am heutigen Montag.