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Mehr Wohnungen für Dresden - aber wie?

Es wird viel gebaut, dennoch steigen Mieten für manche zu hoch. Die SZ diskutiert mit Stadtratskandidaten und Experten.

Von Claudia Schade
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Vier Experten diskutieren am Donnerstag, 23. Mai, zum SZ-Wahlcheck im Haus der Presse zum Thema Wohnen.
Vier Experten diskutieren am Donnerstag, 23. Mai, zum SZ-Wahlcheck im Haus der Presse zum Thema Wohnen. © privat (3), Sven Ellger

Kräne und Baulärm: Jährlich entstehen in Dresden derzeit 2.000 bis 2.500 neue Wohnungen. Vor allem die Altstadt verändert ihr Erscheinungsbild markant. Am Wiener Platz, am Herzogin Garten an der Ostra-Allee und am Postplatz entstehen neue Wohnungen oder sind schon fertig. Geplant sind weitere Großprojekte wie die Lingnerstadt. Auch die Stadt Dresden baut mit ihrer neu gegründeten WID Wohnungen für Bedürftige.

Trotz dieses Baubooms haben viele Dresdner den Eindruck, dass es keine Entlastung auf dem Wohnungsmarkt gibt. Zumindest nicht für sie. Besonders betroffen sind junge Familien. Wer sich vergrößern will, hat es oft schwer, zu erschwinglichen Preisen etwas zu bekommen. Hilferufe an Laternenmasten sind nichts Außergewöhnliches mehr. Auch Belohnungen für die Vermittlung einer passenden Wohnung sind nicht selten.

Wie soll es also weitergehen mit dem Dresdner Wohnungsmarkt? Steuern wir auf einen eklatanten Engpass zu, gar eine Mietpreisexplosion, wie manche befürchten? Oder entspannt sich alles wieder, wenn nur schnell genug gebaut wird? Womöglich mithilfe des städtischen Wohnungsbaus? Und wie wichtig ist den Dresdnern eine gut durchmischte Stadt? Was ist es uns wert, dass Menschen mit mehr und solche mit weniger Einkommen nebeneinander leben können?

Diesen und weiteren Fragen geht am kommenden Donnerstagabend eine Podiumsdiskussion im SZ-Wahlcheck im Haus der Presse nach.

Dabei sein wird Carsten Ungewitter. Der 47-jährige Psychologe und IT-Berater wohnt mit seiner Familie in der Friedrichstadt. Er würde gerne umziehen, sieht sich aber nicht in der Lage dazu. „Das günstigste Angebot, das wir gefunden haben, lag bei neun Euro Kaltmiete pro Quadratmeter“, sagt er. „Das können wir uns mit drei Kindern nicht leisten.“ Er beobachtet, dass der Wohnungsengpass bei vergleichbar günstigen Wohnungen vor allem die Bevölkerungsgruppe trifft, deren Einkommen gerade knapp über dem für einen Wohnberechtigungsschein liegt. Auch deshalb fordert Ungewitter eine Begrenzung der Mieten nach oben. „Dresden braucht eine Deckelung der Mietpreise“, sagt er. Mit diesem Ziel engagiert er sich bei der Initiative „Mietenwahnsinn stoppen“, die nicht nur in Dresden eine Gruppe hat, sondern bundesweit aktiv ist.

Ingo Flemming ist wohnungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Stadtrat. Er plädiert unter anderem dafür,  Brachflächen als Bauland zu erschließen.
Ingo Flemming ist wohnungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Stadtrat. Er plädiert unter anderem dafür,  Brachflächen als Bauland zu erschließen. © privat
Der Linken-Fraktionschef André Schollbach wird ebenfalls auf dem SZ-Podium diskutieren. Seine Partei beobachtet, dass internationale Finanzspekulation mit Wohnungen die Wohnungsnot mitverantworten.
Der Linken-Fraktionschef André Schollbach wird ebenfalls auf dem SZ-Podium diskutieren. Seine Partei beobachtet, dass internationale Finanzspekulation mit Wohnungen die Wohnungsnot mitverantworten. © privat
Steffen Jäckel ist Geschäftsführer der städtischen Wohnungsbaugesellschaft WID - bis 2020 sollen viele neue Sozialwohnungen in Dresden entstehen.
Steffen Jäckel ist Geschäftsführer der städtischen Wohnungsbaugesellschaft WID - bis 2020 sollen viele neue Sozialwohnungen in Dresden entstehen. © privat
Carsten Ungewitter ist 47 Jahre alt, Psychologe und IT-Berater in Dresden. Er wohnt mit seiner Familie in der Friedrichstadt und engagiert sich im Netzwerk "Mietenwahnsinn stoppen".
Carsten Ungewitter ist 47 Jahre alt, Psychologe und IT-Berater in Dresden. Er wohnt mit seiner Familie in der Friedrichstadt und engagiert sich im Netzwerk "Mietenwahnsinn stoppen". © Sven Ellger

Die CDU im Stadtrat baut hingegen eher auf eine gemeinsame Allianz mit Genossenschaften, der kommunalen und privaten Bauwirtschaft sowie mit privaten Bauherren. „Bezahlbares Wohnen schaffen wir vor allem durch Bauen, Bauen, Bauen“, sagt Ingo Flemming, der wohnungspolitische Sprecher der CDU im Stadtrat. Er wird auch im Podium sitzen. Brachflächen sollen als Bauland erschlossen werden, so das Programm der Partei. Sozialbauquoten sollen partnerschaftlich mit den Bauherren abgesprochen werden.

Die Linke im Stadtrat beobachtet eine internationale Finanzspekulation mit Wohnungen als eine der Ursachen für das Wohnproblem. „Hohe Mieten kommen nicht wegen hoher Baukosten zustande, sondern weil bei den Grundstücken massiv spekuliert wird“, sagt Fraktionschef André Schollbach, der auch auf dem Podium vertreten sein wird. Linke-Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann hat ein Wohnkonzept erarbeitet, das Bauherren künftig zur Schaffung von 30 Prozent Wohnungsanteil für Bedürftige verpflichten soll.

Die Grünen setzen ebenfalls auf städtebauliche Steuerung für bezahlbaren Wohnraum. Dazu befürworten sie unter anderem eine Mietpreisbegrenzung. Zudem wird eine maßvolle Nachverdichtung der Innenstadt angeregt, was auch die Aufstockung von Gebäuden beeinhaltet. Ein Hochhauskonzept soll die künftige Bebauung abstimmen.

Die SPD setzt sich unter anderem dafür ein, dass jährlich mindestens 2 500 neue Wohnungen entstehen, Baurecht zügig geschaffen wird und die Stadt Brachen für den eigenen Wohnungsbau aufkauft.

Auf dem Podium mitdiskutieren wird als vierter Gast Steffen Jäckel. Er ist Geschäftsführer der städtischen Wohnungsbaugesellschaft WID. Bis 2020 sollen unter seiner Leitung 192 neue Sozialwohnungen entstehen.

Um Anmeldung für die dritte Podiumsdiskussion wird gebeten unter: [email protected] oder unter 0351-48642210. Anmeldungen mit dem Betreff: "SZ-Wahlcheck Wohnen" sind bis Mittwoch, 19 Uhr, möglich.