Merken

Polditzer Kirche sollte verfallen

Zu DDR-Zeiten fehlte das Geld für die Sanierung. Die Gemeinde packte an und zahlte die Reparaturen aus eigener Tasche.

Teilen
Folgen
© D. Thomas

Von Tina Soltysiak

Dass die Polditzer Kirche in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen feiern kann, ist nur dem Engagement der Gemeinde zu verdanken. Zu DDR-Zeiten sei es schlecht um das Gotteshaus bestellt gewesen. Das Material war damals knapp. Sowohl für Reparaturen als auch den Abriss fehlte das Geld. Deshalb hatte der zu dieser Zeit amtierende Kirchenvorstand entschieden, die Kirche lediglich als Ruine stehen zu lassen. Für die im Jahr 1868 fertiggestellte Ladegast-Orgel – dem Herzstück der Kirche – wurde ein Platz in einem anderen Gotteshaus gesucht.

Doch dann kam alles anders. Engagierte Gemeindemitglieder fällten Bäume, fertigten Bretter, lagerten diese ein. Im Jahr 1987 sanierten sie das 1 200 Quadratmeter große Kirchendach. Rund 60 000 Mark kostete die Instandsetzung, die sich bis 1993 hinzog. Finanziert werden konnte sie dank zahlreicher Spenden.

Diese Spendenbereitschaft hält bis heute an. Das Gotteshaus war im Juli 2012 bei einem heftigen Hagelschauer erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden. „2013 wurden die Kirchendecke, der Putz, das Dach und die Fenster erneuert“, erzählt Pfarrer Rafael Schindler. Die Landeskirche stellte Geld bereit. „15 000 Euro wurden gespendet“, ergänzt er.

Für die ländliche Region sei die Kirche mit ihren 1 000 Sitzen sehr groß. „Sie wurde damals auf Zukunft gebaut. Man hoffte auf den Aufschwung, aufgrund der Industrialisierung in Döbeln und dem Kohleabbau im Thümmlitzwald“, sagt Rafael Schindler. Heute habe die Kirchgemeinde 350 Mitglieder. Sie wohnen in zehn umliegenden Dörfern. Aller zwei Wochen wird in Polditz ein Gottesdienst gefeiert. „Es grenzt wirklich an ein Wunder, dass die Kirchgemeinde bisher alles so gut ge-stemmt hat“, meint der Pfarrer.

Deshalb sei der bevorstehende Festakt auch ein Dankeschön an all jene, die die Kirche bisher unterstützt haben. Gefeiert wird am 7. und 8. November mit einer Kirmes. „Das ist ein alter Name für den Gottesdienst“, erklärt Rafael Schindler.

Am Sonnabend, 7. November, solle ein historisches Spiel präsentiert werden, das Episoden aus der Geschichte der Kirchgemeinde zeigt. „Es soll kurzweilig sein, aber auch Denkanstöße geben“, verrät der Pfarrer. Am Sonntag soll am Nachmittag ein Festgottesdienst gefeiert werden. Anschließend gibt es eine Kaffeetafel mit Kirmeskuchen. Außerdem soll Danny Walter einen Vortrag halten, der die Verbindung zwischen der Lokal- und der Kirchengeschichte aufzeigt.

Das Gotteshaus war von 1860 bis 1865 als Ersatzneubau für die in Altleisnig abgebrannte Kirche errichtet worden.