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Polit-Skandal in Belgrad

Belgrad hat seinen ersten großen Politskandal seit der Ermordung von Premier Zoran Djindjic im März: Führende Staatsbeamte, unter ihnen der Sicherheitsberater des ermordeten Regierungschefs und der Leiter...

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Von unserem KorrespondentenNorbert Mappes-Niediek, Belgrad

Belgrad hat seinen ersten großen Politskandal seit der Ermordung von Premier Zoran Djindjic im März: Führende Staatsbeamte, unter ihnen der Sicherheitsberater des ermordeten Regierungschefs und der Leiter einer Behörde für die Bankensanierung, sollen in den letzten Monaten mit Geldwäsche mehrere Hunderttausend Euro verdient haben.

Der Gouverneur der serbischen Nationalbank, Mladjan Dinkic, präsentierte gestern der Presse eine Anfrage der ungarischen Polizei an die serbischen Behörden. Danach sollen die Beschuldigten in großem Stil Scheingeschäfte über eine Firma auf den Seychellen betrieben haben. Dinkic warf Innenminister Dusan Mihajlovic vor, er habe die Anschuldigungen verschleiert. Die Staatsanwaltschaft sah in einer ersten Stellungnahme dagegen keine Anhaltspunkte für eine Straftat.

Während Dinkic das belastende Papier vorstellte, verhandelt das serbische Parlament über seine Ablösung. Der 38-jährige Gouverneur der Nationalbank, einer der bekanntesten Reformpolitiker des Landes, hatte sich in den letzten Monaten zunehmend in Gegensatz zu den Reformregierungen unter Djindjic und seinem Nachfolger Zoran Zivkovic begeben.

Während Dinkic auf der Unabhängigkeit der Notenbank bestand, verlangen etliche Minister eine Währungspolitik, die sich stärker den konjunkturellen Zwängen unterwirft: Statt Währungsreserven anzuhäufen, sollten verfügbare Mittel in soziale Projekte gehen. Die Kritiker des Notenbankchefs beschweren sich vor allem über den hohen Kurs des Dinar, der Exporte unmöglich mache. Dinkic wehrt sich mit dem Hinweis auf die Auflagen des Weltwährungsfonds für günstige Kredite.

Als Dinkic eine immer härtere Sprache führte und Enthüllungen über „schmutzige Geschäfte“ von Regierungsmitgliedern ankündigte, ohne zunächst Ross und Reiter zu nennen, wandten sich auch seine Befürworter von ihm ab. Seine Ablösung galt als sicher.